Ellingen
Großartige Premiere im Schlosshof

Nicht nur die Hauptacts Seiler und Speer sowie Fools Garden sorgen hinter der Ellinger Residenz für Begeisterung

27.07.2017 | Stand 02.12.2020, 17:43 Uhr

Ellingen (luf) Ein solche Veranstaltung hat tatsächlich noch gefehlt in der Region: Das Gutsfest in Ellingen hat es wahrlich in sich gehabt, fast 2000 Menschen wollten bei der Premiere dabei sein. Kein Wunder, die Headliner Seiler und Speer surfen seit einiger Zeit auf einer Erfolgswelle.

Und "Lemon Tree", der Welthit von Fools Garden, hat auch mehr als 20 Jahre nach seiner Veröffentlichung nicht von seinem Ohrwurmstatus verloren, wie die vielen Sänger vor der Bühne im Ökonomiehof des Ellinger Schlosses unter Beweis stellten.

Gerade die Lokalität versprühte einen Charme, der schwer zu übertreffen ist: Die Ställe der Herrschaft früherer Zeiten sind in die Jahre gekommen, ab und an riecht es ein wenig nach Pferden, die zu anderen Zeiten hier untergebracht sind - doch bieten sie einen unvergleichlichen Rahmen. Und gleichzeitig die stimmige Nebenbühne. Heischneida trieben beispielsweise im Ochsenstall - mit Kreuzganggewölbe - ihr Unwesen. Die Sechserkombo aus der Nähe von Traunstein überzeugten mit ihrem bayrischen Mix aus Rock, Ska, Funk und Gipsy Blues. Nebenan stellte der Fotograf Jochen Wieland seine Schwarz-Weiß-Bilder inmitten von historischen Möbeln aus, die jedem Antiquitätenhändler das Herz hätten höher schlagen lassen. Wieland arbeitet übrigens mit Kollodiumnassplatten, einer Technik aus dem 19. Jahrhundert, die den Bildern einen silbrigen Schimmer verleihen. Beim Schlendern über das großzügige Gelände stieß der Besucher immer wieder auf kleinere Bands, die Straßenmusik zelebrierten. Oder gar auf Bernhard Speer, der sich vor seinem Auftritt die Gitarre schnappte und Kostproben gab.

Rockige Klänge mit deutschen Texten boten die Jungs von Freiraum5 aus Österreich dar, die es auf der Hauptbühne zu früherer Stunde trotz großer Qualität jedoch schwer hatten, sich gegen das breite Angebot im Gutshof durchzusetzen. Dennoch wurde schnell klar, warum die Aufsteiger von Seiler und Speer ihre Landsleute mit auf Tour nehmen.

Die Massen an die Bühne zu locken, fiel Fools Garden, die in akustischer Dreierbesetzung angetreten waren und einen gemütlichen Nachmittag unter Freunden verbrachten, leichter. Schließlich befanden sie sich in der "Wiege unserer musikalischen Heimat", wie Sänger Peter Freudenthaler verriet.

Zwar sei es ihr erster Auftritt in der Region, so der Frontmann der Pforzheimer Band. Doch 1993, noch vor "Lemon Tree", hätten sie ein Häuschen in Wolfsbronn bei Dittenheim gemietet und dort am Durchbruch gefeilt. Der dann auch mit dem Song über den Zitronenbaum prompt gelang - einem Lied, das zu Auftritten "in Tokio, Sidney und jetzt Ellingen" geführt habe und das die Band immer noch gerne spiele, so Freudenthaler. Denn: "Es ist ein Glück, wenn ein Song so durch die Decke geht."

Zumindest im deutschsprachigen Raum gilt dies ohne Zweifel auch für "Ham kumst" von Seiler und Speer, die seitdem die Garde der Musiker aus Austria, die es in Deutschland geschafft haben, bereichern. Im vergangenen Jahr legten sie mit "Soits Leben" noch einmal nach. Dass der Komiker Christopher Seiler und Filmemacher Bernhard Speer auch die Bühne können, bewiesen sie in Ellingen mit brachialer Verstärkung einer hörenswerten Band und nicht weniger als zwei Schlagzeugen, die die Bühne links und rechts säumten. Während Sänger und Rampensau Seiler für die Unterhaltung sorgte, gab sich sein Kompagnon und laut Seiler "Ex-Quelle-Katalog-Modell" Speer meist damit zufrieden, Gitarrenklänge zur gelungenen Mischung von Ska, Hip-Hop und Rock beizusteuern. Als Duo mit Band funktionieren beide großartig.