Größere Aufgaben für Pfarrer Joseph

15.07.2009 | Stand 03.12.2020, 4:48 Uhr

Pfarrer Joseph muss nach dem Willen von Bischof Müller die Pfarrei Schambach/Prunn verlassen. - Foto: Johannes Binder

Schambach/Prunn (DK) Die Pfarrgemeinschaft Schambach-Prunn will ihren Pfarrer Josef behalten. Deswegen haben die Gläubigen, nachdem die geplante Versetzung von Pfarrer Joseph Villanthanathu bekannt geworden ist, den Regensburger Bischof Gerhard Ludwig Müller gebeten, seine Entscheidung, den beliebten Geistlichen aus Prunn weg zu beordern, zu überdenken – ohne Erfolg.

Die Kirchgänger staunten nicht schlecht, als Pfarrer Joseph vor rund viereinhalb Wochen nicht nur das Wort Gottes verkündete, sondern im Anschluss an die Gottesdienste auch seine Versetzung in die Pfarrei St. Sixtus Münchsmünster kundtat. Diese soll er schon am 1. September übernehmen.

Die unüblich kurze Verweildauer von gerade einmal drei Jahren und die Tatsache, dass Villanthanathu – den hier alle nur Pfarrer Joseph nennen – sehr geschätzt wird, hat die Pfarrgemeinschaft Schambach und Prunn dazu veranlasst, Schreiben an Bischof Gerhard Ludwig Müller und das Generalvikariat zu verfassen. Vor allem wollten die Gläubigen die Hintergründe des Wechsels erfahren und Pfarrer Joseph nach Möglichkeit gleich behalten.

Den Briefeschreibern war dabei bewusst, dass nur eine geringe Chance bestand, die Personalentscheidung rückgängig zu machen. Unter den Gläubigen der Pfarrgemeinde herrschte jedenfalls ein gewisses Unverständnis, schließlich hätte man ebenso Villanthanathus Nachfolger, Emanuel Mattam, die neue Stelle in Münchsmünster zuweisen können, finden sie. Die Antwort aus Regensburg auf die von den Kirchenpflegern Dieter Rösch (Schambach) und Johann Wirth (Prunn) sowie den Pfarrgemeinderatssprechern Johanna Böhm (Schambach) und Wendelin Meier (Prunn) unterzeichneten Schreiben liegt nun vor.

Wie Domkapitular Franz Frühmorgen erläutert, werde Pfarrer Villanthanathu für eine "größere Aufgabe" gebraucht. Der "äußerst liebenswürdige, talentierte und eifrige Priester" werde in der Domstadt ebenso geschätzt wie an seinem derzeitigen Einsatzort. Bei der Versetzung handele es sich nicht um eine "willkürliche Entscheidung", sondern es liege "an den Umständen, die eine Diözese mit 1,3 Millionen Katholiken und 770 Seelsorgestellen" mit sich bringe. Die Anliegen der einzelnen Orte würden im Blick behalten, doch müsse man stets das Ganze beachten. Es könne dabei zu Entscheidungen kommen, die wehtun. Es wird um Verständnis für die Entscheidung gebeten.

"Nicht nachvollziehbar"

Pfarrgemeinderäte und Kirchenverwaltungen hatten ihre Sorge um das Leben in der Pfarrei zum Ausdruck gebracht und sich enttäuscht darüber gezeigt, dass die Pfarrgemeinde unversehens ohne vorherige Information vor vollendete Tatsachen gestellt worden sei. Die Versetzung nach einer so kurzen Zeit sei doch nicht die Regel, wurde argumentiert: "Durch solche nicht nachvollziehbare Vorgänge wird es immer schwieriger, Christen für eine Mitarbeit in kirchlichen Gremien zu motivieren."

Weiter hat die Pfarrgemeinde erläutert, dass es einige Zeit dauere, bis sich das Pfarrleben mit einem neuen Pfarrer eingespielt habe und ein notwendiges Vertrauensverhältnis geschaffen sei. Selbst die drei Jahre mit Villanthanathu, der viele Akzente setzte und in dessen Amtszeit ein Kinderchor und eine Krabbelgruppe gegründet wurden, seien hierfür zu kurz gewesen. Die Kirche müsse sich neuen gesellschaftlichen, sozialen oder religiösen Herausforderungen stellen. "Hierfür dürfte eine solche Entscheidung von kurzfristigen Priesterwechseln nicht förderlich sein", hieß es im Schreiben der Pfarrgemeinde.

Kein neues Bittgesuch

Wie es heißt, werden die Kirchengremien – auch im Sinne des jetzigen Pfarrers – von einem weiteren Bittgesuch absehen. Angesichts des Priestermangels und der vermehrten Zusammenschlüsse von Seelsorge-Einheiten könne man sich ohnehin glücklich schätzen, überhaupt einen eigenen Pfarrer zu haben.