Neuburg
Größenunterschiede schrecken ihn nicht

Jonas Krzyzanowski ist seit bald einem Jahr Fußballschiedsrichter Der 13-Jährige leitet auch Seniorenspiele

03.02.2016 | Stand 02.12.2020, 20:14 Uhr

Der jüngste Schiedsrichter der Neuburger Gruppe: Jonas Krzyzanowski hat vor gut einem Jahr am Neulingslehrgang teilgenommen und seitdem fast 50 Spiele geleitet. - Foto: S. Hofmann

Neuburg (SZ) Die meisten Leute, die mit ihm zusammen auf dem Platz stehen, sind (noch) einen Kopf größer als er - doch das schreckt Jonas Krzyzanowski nicht. Im Gegenteil. Der 13-jährige Fußballschiedsrichter leitet mit großer Freude Seniorenspiele. Seit fast einem Jahr ist er Unparteiischer.

Die Schiedsrichterei, das sei ein charakterbildendes Hobby und gerade für junge Menschen gut geeignet. Das betonen Jürgen Roth, Obmann der Neuburger Gruppe, und seine Kameraden bei jeder Gelegenheit. Bei Jugendlichen würden die Fähigkeit, eine eigene Meinung zu vertreten, und das Selbstvertrauen gefestigt und gestärkt.

Ob Letzteres bei Jonas Krzyzanowski noch einer Steigerung bedurfte, wird im Gespräch mit dem 13-Jährigen schnell fraglich - der Bursche hat Persönlichkeit. Im März 2015 hat sich der Verteidiger zum Fußballschiedsrichter ausbilden lassen. Die Entscheidung, einmal "die andere Seite" der Sportart kennenzulernen, ist schon früher gefallen. Damit Krzyzanowski - endlich - am Neulingslehrgang der Schiedsrichtergruppe Neuburg teilnehmen durfte, musste er erst seinen Vater überzeugen. "Es war ein zweimonatiger Kampf", sagt Christian Krzyzanowski, Trainer des VfR Neuburg, heute mit einem Augenzwinkern. "Er ist mir ständig in den Ohren gelegen und ich wollte das eigentlich partout nicht." Grund seien einige Trainerkollegen. "Es gibt ja ruhige Typen. Aber ich kenne auch welche, die in den Platz reinbrüllen und den Schiedsrichter verbal attackieren. Das wollte ich für Jonas eigentlich nicht."

Der Filius hat schließlich doch seinen Willen bekommen und Anfang März den dreitägigen Lehrgang besucht. Und schon kurz darauf, am 20. jenes Monats, hatte er seinen ersten Einsatz bei einem D-Junioren-Testspiel in Ried - unter Gleichaltrigen. "Ich war schon etwas nervös", gesteht Jonas Krzyzanowski und schiebt hinterher: "Es hat mir aber auch wahnsinnigen Spaß gemacht." Sein Betreuer Patrick Krettek habe vor dem Spiel, während der Halbzeitpause und nach Abpfiff viel mit ihm geredet, gute Tipps gegeben und auch nicht mit Verbesserungsvorschlägen gespart. Nicht nur deshalb ist der 22-Jährige zum Vorbild Krzyzanowskis geworden. "Er war ein toller Betreuer für mich. Ich mag auch seine Art zu pfeifen."

Nach jener ersten Partie als Unparteiischer war für Krzyzanowski klar, dass er dem Hobby treu bleiben wollte. Gewissenhaft nahm er an den Monatsversammlungen und vielen anderen Veranstaltungen der Neuburger Gruppe teil. "Es ist ein sehr geselliger Verein, das gefällt mir gut. Man kommt regelmäßig mit den anderen Schiedsrichtern zusammen und kann sich austauschen." Genau mitgezählt hat der 13-Jährige nicht, die 50-Spiele-Marke dürfte er aber nach eigener Aussage in den vergangenen zehn Monaten erreicht haben. Für einen Burschen seines Alters ist das auch aus finanzieller Hinsicht interessant. Zwischen zwölf und 20 Euro gibt es je nach Einsatzart und Spielklasse pro Partie zu Beginn. Das Taschengeld lässt sich dadurch also prima aufbessern.

Drei Reservenspiele und eine Begegnung erster Seniorenmannschaften hat der bekennende FC-Bayern-Fan schon gepfiffen. Das B-Klassen-Duell zwischen dem SC Feldkirchen und dem FC Zell/Bruck II wird Krzyzanowski nicht so schnell vergessen. "Ich war sehr angespannt vor dem Anpfiff. Ich muss aber sagen, dass die Spieler sehr nett zu mir waren. Mein Alter hat, glaub' ich, für die gar keine so große Rolle gespielt", sagt er. Dem Spielbericht der Begegnung vom 4. Oktober war folgender Satz zu entnehmen: "In der etwas hektischen Schlussphase war der junge Schiedsrichter Jonas Krzyzanowski jederzeit Herr der Lage."

Es wird nicht das letzte Erwachsenenspiel gewesen sein, das der Neuburger pfeift, geht es nach ihm selbst. "Das macht mir sogar mehr Spaß als Juniorenspiele zu leiten." Ehrgeiz zeigt er auch. Auf die Frage nach seinen Zielen als Schiedsrichter sagt er prompt: "So weit oben wie möglich pfeifen." Eine genaue Prognose, wie weit es rauf gehen könnte, ist schwierig. Aber: Zu seinen Vorbildern zählt auch Bundesliga-Referee Felix Brych, der unter anderem zwei Spiele der Weltmeisterschaft 2014 in Brasilien geleitet hat - und vor gut 20 Jahren Papa Christian Krzyzanowski in einer Landesligapartie des MTV Ingolstadt in die Schranken gewiesen hat. Apropos Vater: Der kann, ein Jahr später, mit der Entscheidung eines Sohnes leben. "Ich bin froh, dass er sich durchgesetzt hat und Schiedsrichter geworden ist", sagt er stolz.