Ingolstadt
Griechen trotz Krise optimistisch

29.04.2010 | Stand 03.12.2020, 4:03 Uhr

Ingolstadt (tbk) Die Finanzkrise in Griechenland hat die Beziehungen zwischen Deutschland und dem Mittelmeerstaat in den letzten Wochen belastet. Viele Bürger und Politiker sind gegen die geplanten Finanzhilfen für den vom Bankrott bedrohten Staat. Doch große Auswirkungen auf das Verhältnis der Ingolstädter zu dem beliebten Urlaubsland hat dies nicht.

Reisebüroleiter Reimund Domke glaubt nicht, dass die Probleme seine Kunden von Reisen nach Griechenland abschrecken: "Von den Urlaubern ist jetzt kein Druck da, dass sie jetzt stornieren wollten. Sie haben da mittlerweile ein dickes Fell entwickelt." Viele seien der Meinung, Griechenland müsste jetzt besonders billig sein, aber dem sei nicht so, erzählt Domke. "Griechenland ist jetzt nicht der Renner, aber es ist in keiner Weise eine Nachfragekrise. Schon in den letzten Jahren war es nicht ganz vorne bei den Urlaubszielen. Griechenland tut sich da schwer gegen die klassischen All-inclusive-Länder wie Ägypten, Tunesien oder der Türkei." Dies sei aber den hohen Preisen und nicht der Krise geschuldet.

Auch Georgios Ntontis, Inhaber eines griechischen Lokals in der Altstadt, spürt keine ernsthaften Auswirkungen der Vorgänge in seiner Heimat. Nur Kommentare und Späßchen von Bekannten müsse er ertragen, sagt der Wirt. "Ich antworte immer darauf: Ich lebe hier, zahle hier meine Steuern und bin hier aufgewachsen." Dass es in seinem Lokal zur Zeit etwas ruhiger zugeht, schiebt er auf den Beginn der Biergartensaison. "Das ist jedes Jahr so. Die Leute gehen jetzt zuerst lieber in die echt bayerischen Biergärten." Nach ein paar Wochen habe sich das wieder normalisiert.

Panos Hatzikonstantinidis meint hingegen die Auswirkung der Krise zu spüren. "Die Leute sehen einen schon mit anderen Augen. Die Krise ist Gesprächsthema mit den Gästen", erzählt der Grieche, der als Kellner in einem anderem griechischen Restaurant in der Innenstadt arbeitet. "Es kommen auch weniger Gäste, aber das wird nicht lange anhalten", meint er zuversichtlich. Für die desaströse Lage in seinem Heimatland macht er die Regierung verantwortlich: "Das griechische Volk arbeitet fleißig, aber die Regierung hat Fehler gemacht." Dennoch hofft er auf die geplanten Finanzhilfen der Europäischen Union, aber auch darauf, dass sich die Verhältnisse in seiner Heimat ändern.

Silla Pilsner kann hingegen nicht glauben, dass die Deutschen jetzt nicht mehr in griechische Lokale gehen. "So kleinlich sind die Deutschen nicht", ist Pilsner überzeugt. Die Griechin ist seit Jahren mit einem Gyros-Stand auf Volksfesten in der Region vertreten. "Am Wochenende bin ich mit meinem Stand in Karlshuld, da stellt es sich dann heraus." Wie Hatzikonstantinidis ist auch sie der Meinung, dass die griechische Regierung am finanziellen Chaos Schuld ist: "Die Regierung muss die Geschäftsleute mehr unter Druck setzen. Da geht das Land kaputt, wenn keiner Steuern zahlen will. Das muss sich ändern, aber ich denke schon, dass die Griechen auf dem Weg der Besserung sind."