Neuburg
Grenzverletzungen rechtzeitig erkennen

Beratungsstellen informieren über Anzeichen von sexueller Gewalt gegen Kinder

15.03.2018 | Stand 02.12.2020, 16:41 Uhr

Foto: Winfried Rein

Neuburg (e) Präventionsarbeit: Das Gesundheitsamt und der Fachbereich Hilfe gegen sexuelle Gewalt des Landratsamtes Neuburg-Schrobenhausen waren auf Einladung des Elternbeirates zu Gast in der Grund- und Mittelschule Ehekirchen.

Im Mittelpunkt des von 100 Teilnehmern besuchten Gesprächsabends für Eltern und Lehrer standen Informationen zur Aufklärung und zur Prävention von sexueller Gewalt.

Wann ist der richtige Zeitpunkt für Aufklärung? Woran erkennen wir, wenn ein Kind Opfer von sexueller Gewalt wird? Gibt es eindeutige Zeichen? Wie können wir unsere Kinder vor einem Übergriff schützen? Die zahlreichen Eingangsfragen der Eltern und Lehrer verdeutlichten die Unsicherheiten zum Thema.

Johanna Ehm vom Gesundheitsamt und Sabine Wölfel von der Beratungsstelle für Kinder, Jugendliche, Eltern und Familien gingen ausführlich auf die Fragen ein. Dabei zeigten die Referentinnen zunächst die Bandbreite von sexuellen Übergriffen auf. Es sei wichtig, bereits kleinen Grenzverletzungen des Alltags wie "nicht ausreden lassen", oder "den Weg verstellen" den Riegel vorzuschieben. Denn das könne bereits ein Versuch sein auszuloten, wie weit man gehen könne. "Kinder können sich nicht selbst schützen und benötigen daher im Elternhaus und in der Schule eine Atmosphäre, in der Beleidigungen und Grenzüberschreitungen körperlicher und verbaler Art nicht geduldet werden", betont Sabine Wölfel. Mit dem Vortragsabend verdeutlichten die beiden Referentinnen, dass ein Netzwerk zwischen Schule und regionalen Fachstellen wichtig sei, um Kindern in schwierigen Situationen zur Seite zu stehen. "Alle Kinder wissen, wo sie eine Breze kaufen können - wenn sie aber ernsthafte Probleme haben, fühlen sie sich oft alleine gelassen", so Wölfel. Sie fordert Eltern und Lehrer auf, aufmerksam zuzuhören, wenn Kinder ihnen etwas anvertrauen möchten."Im Schnitt nehmen betroffene Kinder sieben bis acht Anläufe, um bei Erwachsenen auf offene Ohren zu stoßen", macht die Beraterin deutlich und fasst zusammen: "Der beste Schutz vor Übergriffen oder sexuellem Missbrauch sind informierte und aufgeklärte Kinder. Sie müssen erleben, dass ihre Gefühle und Bedürfnisse von den Erwachsenen ernst genommen werden damit sie sich trauen, das Thema anzusprechen, Grenzen zu ziehen und sich frühzeitig Hilfe zu holen."

An die Verantwortung der Erwachsenen appelliert Johanna Ehm: "Starke Kinder brauchen starke Eltern. Wir wollen erreichen, dass Lehrer, Eltern und Fachkräfte sprach- und handlungsfähig werden. Dass sie nicht nur zuhören, sondern hinhören, Schweigen und Scham überwinden und mit Jungen und Mädchen über Grenzverletzungen und sexuelle Gewalt sprechen können."

Weitere Vorträge der Referentinnen zum Thema "Aufklärung, kindliche Sexualität und eine stärkende Erziehung" finden für die Eltern der jeweiligen Kindergärten statt am Dienstag, 24. April, im Kindergarten Hl. Geist in Mühlried, am Mittwoch, 2. Mai, im Kindergarten St. Peter, Schwalbanger Neuburg sowie am Mittwoch, 13. Juni, im Kindergarten St. Maximilian in Sandizell.