Zu
Grenzüberschreitung

19.12.2016 | Stand 02.12.2020, 18:54 Uhr

Zu "Machtmissbrauch ist Korruption" (DK vom 15. Dezember) und die Affäre am Klinikum sowie die gemeinsame Pressekonferenz von vier Oppositionsfraktionen:

Unsere Demokratie stützt sich aus gutem Grund auf die Gewaltenteilung. Sie braucht eine starke Opposition und die 4. Gewalt, eine unabhängige, freie Presse. Mit dem Artikel über den mutmaßlichen Skandal im Klinikum wurde aus meiner Sicht eine Grenze überschritten, nämlich die Unschuldsvermutung in einem laufenden gerichtlichen Verfahren, einem weiteren Grundprinzip unserer Verfassung. Am stärksten betroffen hat mich aber die Verwendung eines Bildes, das mehr einem Fahndungsfoto entsprach. Denn ein Bild sagt mehr als 1000 Worte. Die Headline samt Bebilderung entspricht nicht dem Stil des DK, den ich bisher sehr schätzte.

Wir leben leider im postfaktischen Zeitalter, und die 5. Gewalt (Twitter, Facebook, also die sozialen Medien) übernimmt zunehmend die Rolle der freien Presse. "Bad News are good News" ist die Domäne anderer Medien, auf deren Niveau sich der DK nicht begeben sollte.

Martin Reissig, Ingolstadt