Ingolstadt
Grau mit grünem Anstrich

Am Haupteingang der künftigen Landesgartenschau droht ein Parkhaus mit Abschreckungseffekt

03.02.2016 | Stand 02.12.2020, 20:14 Uhr

Besucherempfang: Dieses neue Parkhaus steht bereits im Güterverkehrszentrum. Ein weiteres ist am Haupteingang des Gartenschaugeländes geplant, das ähnliche Dimensionen haben soll und im Stadtrat kritisch gesehen wird. - Foto: Eberl

Ingolstadt (DK) Für ein 20-Millionen-Projekt ging es erstaunlich schnell: Ohne jede Aussprache hat der Stadtentwicklungsausschuss am Dienstag das Konzept der Landesgartenschau 2020 abgesegnet. Größte Bedenken gab es aber wegen eines Riesenparkhauses am Eingang der Gartenschau.

Die Gegend im Nordwesten mit den GVZ-Hallen in der Nachbarschaft wirkt derzeit ohnehin nicht sehr einladend. Der Landschaftsarchitekt Matthias Därr, der die Gartenschau plant, muss mit diesen Bedingungen umgehen. Die Stadträte hatten in der Sitzung keine weiteren Fragen an ihn.

Dafür warf der Vortrag von Stadtbaurätin Renate Preßlein-Lehle umso mehr Fragen auf. Die Referentin berichtete aus dem Gestaltungsbeirat unter anderem, dass direkt am Haupteingang neben der Hans-Stuck-Straße eines der "Satelliten-Parkhäuser" gebaut werden soll, von denen aus Shuttlebusse ins Audi-Werk fahren.

Sechs oder sieben Etagen, 17 oder 20 Meter Höhe, 2600 oder 3200 Plätze - so lauteten die zwei Varianten. Wie da ein "ansprechender Zugang zur Gartenschau" (Hans Achhammer, CSU) entstehen soll, war den Stadträten ein Rätsel. "Eine grüne Fassade wäre wünschenswert", fand Manfred Schuhmann (SPD). Das Parkhaus, konstatierte OB Christian Lösel, dürfe höchstens 27 Meter hoch werden und müsse sich "einpassen in den Eingang".

 

Interview mit Landschaftsarchitekt Matthias Därr

 

Gemeinsam mit seiner Frau Sigrun betreibt Matthias Därr in Halle das Büro Därr Landschaftsarchitekten, das als Wettbewerbssieger den Auftrag für die Planung der Ingolstädter Landesgartenschau 2020 bekommen hat.

Herr Därr, als Sie dieses Gelände hier in Ingolstadt mit all den Riesenhallen und Straßen und Einkaufsmärkten zum ersten Mal gesehen haben – was haben Sie da gedacht?


Matthias Därr: Es ist nicht das, was man üblicherweise im Hinterkopf hat, wenn man an eine Landesgartenschau denkt. Wenn wir zurückdenken an die erste Gartenschau in Ingolstadt 1992, dann war das ja eine Situation geprägt von historischen Gebäuden, von Altbaumbestand und der Nähe zum Fluss. Hier haben wir das Güterverkehrszentrum, also letztendlich eine Industriearchitektur. Auf der Westseite haben wir die Rückseite eines Einkaufsparks und dazwischen landwirtschaftliche Nutzfläche, intensiv bewirtschaftet, kaum Bäume. Die Pflanzungen, die da sind, sind maximal zwischen fünf und zehn Jahre alt. Es gibt also wenig verwertbare Substanz. Alle Bilder und Räume, die wir erzeugen wollen, müssen erst geschaffen werden.



War Ihnen Ingolstadt vor Ihrem Auftrag für die Gartenschau schon ein Begriff?


Därr: Ich war noch nie in Ingolstadt, bevor wir an dem Wettbewerb teilgenommen haben. Ich habe die Stadt beim Wettbewerbskolloquium das erste Mal erlebt. Natürlich war mir Ingolstadt durch Audi und Eishockey ein Begriff, aber Näheres wusste ich nicht.



Was sagen Sie einem Besucher von außerhalb, warum er im Jahr 2020 unbedingt nach Ingolstadt kommen muss?


Därr: Ich hab’ mir natürlich auch selbst die Ingolstädter Innenstadt angeschaut und die Situation der früheren Landesgartenschau im Klenzepark. Das würde ich jedem Besucher empfehlen.



Und was wird der Hauptanziehungspunkt bei Ihrem Gartenschaugelände sein?


Därr: Es wird im Zentrum eine Stadtterrasse geben, die vom Piusviertel aus über einen Steg über die Hans-Stuck-Straße erschlossen wird. Über diese Stadtterrasse wird man an einen See, ein Gewässer herangeführt, der sicher der reizvolle und interessante Mittelpunkt sein wird. Südlich davon gibt es Wassergärten, wo wir das Thema Pflanze und Wasser in allen seinen Facetten darstellen, kombiniert mit einem Wasserspielplatz. Im nördlichen Bereich am Hochkreisel wird das Gelände mit einer Landmark enden, von der aus ein Rückblick möglich ist. 



Das Gelände ist weit auseinandergezogen, mehrfach unterbrochen von landwirtschaftlichen Flächen. Wie wollen Sie da überhaupt den Gesamteindruck eines Parks bei den Besuchern rüberbringen?


Därr: Das ist schwierig, weil es sich über 1,5 Kilometer Länge erstreckt in der Nord-Süd-Ausdehnung und an der schmalsten Stelle teilweise nicht mal ganz 30 Meter breit ist. Es ist nicht ganz einfach, darin eine Landesgartenschau zu implementieren. Aber die Landwirtschaft, die angrenzt, ist letztendlich ein Teil der Natur und gehört damit auch zum Thema Gartenschau. Wir werden so ein Thema wie Feldrain mit einbringen. Insofern möchten wir die Landwirtschaft visuell und gestalterisch, aber auch gedanklich in die Gartenschau einbeziehen.



Was werden die Bewohner des benachbarten Piusviertels von der Gartenschau haben?


Därr: Sie sind die eigentlichen Nutznießer des Parks mit dem See und den Spielflächen.