Breitenbrunn
Gräfin trifft Grafen

Marina Braun verkörpert beim Tillyfest erstmals Maria von Tilly-Montfort

04.09.2012 | Stand 03.12.2020, 1:06 Uhr

Hoch zu Ross: Karl Ferstl schlüpft beim Tillyfest seit vielen Jahren in die Rolle des Feldherrn Johann Tserclaes Graf von Tilly. Mit prachtvollen und historischen Gewändern lässt er den „Heiligen im Harnisch“ aufleben. Arch - foto: Sturm

Breitenbrunn (DK) Wenn in Breitenbrunn am Samstag und Sonntag das historische Tillyfest stattfindet, wird zum ersten Mal neben dem Feldherrn Johann Tserclaes Graf von Tilly eine Frau reiten: Maria Anna Katharina Theresia Gräfin von Tilly-Montfort, verkörpert von Marina Braun.

Graf von Tilly wurde im Jahr 1559 in Brabant, unweit von Brüssel, geboren. Im Juni 1969 gewann ihn Kurfürst Maximilian für den bayerischen Dienst. Im Mai 1624 schenkte er ihm die Herrschaft über Breitenegg, Breitenbrunn und Kemnathen. Johann Tserclaes Graf von Tilly zog 1624, also vor 388 Jahren, in seine Herrschaft „Praittenegg“ und „Praitprunnin“ ein. Er verweilte nur ein paar Tage in Breitenbrunn, schenkt der Kirche 100 Taler, ein kostbares Messgewand, eine seidene Kriegsfahne und stiftete die heute noch bestehende Rosenkranzbruderschaft. Auch die Wildensteiner Monstranz holte Tilly aus der Schatzkammer in München nach Breitenbrunn zurück.

Mit dem Tillyfest, einem der größten historischen Feste in der Oberpfalz, erinnert Breitenbrunn am Wochenende an den Einzug des Grafen Tilly. Seit 1988, mit einer einjährigen Ausnahme, verkörpert Karl Ferstl den „Heiligen im Harnisch“. Der Landwirt aus Siegertshofen, dem von manchem Zeitgenossen eine Ähnlichkeit mit dem legendären Feldherrn bescheinigt wird, schlüpft immer wieder gerne in seine prachtvollen, nach historischem Vorbild gefertigten Gewänder, setzt den Federhut auf, schnürt seine knielangen schwarzen Stiefel, hängt sich ein Rapier um und verwandelt sich in den berühmten Feldherrn. Mit dem Tillyfest wird auch eine einschneidende Epoche von Breitenbrunn ins Gedächtnis zurückgerufen, die im Jahr 1624 begann und 120 Jahre später mit dem Tod von Maria Anna Katharina von Tilly-Montfort endete. Die heutige Zeit macht es möglich, dass sich Johann Tserclaes Graf von Tilly und Gräfin Maria Anna Katharina Theresia Gräfin von Tilly-Montfort begegnen. Die Letzte aus der Familie der Tilly war die Witwe des Grafen Anton von Montfort und entdeckte von 1724 bis 1744 ihre Liebe zu Breitenbrunn.

Gräfin Tilly-Montfort ist noch heute in vielen Bauten im Marktflecken gegenwärtig. An sie erinnern unter anderem der Turm der Pfarrkirche Mariä Himmelfahrt, die 1737 gebaute Friedhofskirche Mater Dolorosa in Breitenbrunn, die um 1740 neu gestaltete Kirche Sankt Walburga in Kemnathen und das Tilly-Schloss in Breitenbrunn.

Beim Tillyfest lässt heuer erstmals Marina Braun die Gräfin für zwei Tage ins Leben zurückkehren. Schultheiß Josef Kellermeier hat ihr die Rolle angetragen, sie sagte gerne zu. „Ich war als kleines Mädchen schon beim Tillyfest dabei, bei den Zigeunern und bei den Bänkelsängern“, erzählt die 25-jährige Diplom-Musikpädagogin. Weiter erklärt sie: „Ich finde es ganz toll, wie ein kleiner Marktflecken ein so großes Fest auf die Beine stellt – und das in Zusammenarbeit aller Vereine aus der gesamten Gemeinde.“ Marina Braun – ihr Großvater Albert Braun war Bürgermeister der Marktgemeinde und Vater Albert sitzt im Marktrat – ist stolz auf die Geschichte von Breitenbrunn und auf die Traditionspflege.

Der Schultheiß hat für die Rolle der Gräfin eine Reiterin gesucht und auch hier in Marina Braun die Richtige gefunden. „Ich habe mit dem Reiten begonnen, als ich noch in die Grundschule ging“, sagt sie und erzählt, dass sie beim Tillyfest auf der Kaltblutstute Gundel von Hans Luber aus Pollanten sitzen wird. Marina Braun übernimmt die Rolle der Gräfin Montfort nicht nur, sie hat sich auch intensiv mit deren Lebensgeschichte beschäftigt.

Ein Geheimnis macht Braun aus dem Kostüm, das sie tragen wird. Sie sagt nur so viel: „Ich habe es selbst entworfen und es entspricht selbstverständlich dem Stil des 18. Jahrhunderts.“