Grabungen dokumentieren aufwendige Konstruktion

16.11.2007 | Stand 03.12.2020, 6:20 Uhr

Grabungen in Münchsmünster unter dem Rathaus-Neubau: Unser Bild zeigt den dank Wassereinschluss gut erhaltenen Brunnen aus Holz. - Foto: Zurek

Münchsmünster (zur) Was sich zunächst nur wie eine ärgerliche Bauverzögerung anließ, wird inzwischen von allen Bürgern als ein spannendes Kapitel der Ortsgeschichte betrachtet: die Funde auf dem Gelände des zukünftigen Rathauses in Münchsmünster.

Einen Einblick in deren Bedeutung gab Grabungsleiter Mauritz Thannabaur anlässlich der jüngsten Bürgerversammlung. Dass auf dem Baugrundstück überhaupt etwas zu entdecken sein könnte, hatten dunkle Flecken angedeutet. Am Ende waren nach 16 Arbeitstagen geprägt von akribischer Bemühung ums Detail 188 Befunde dokumentiert.

Ersten Einschätzungen zufolge sind sie zwischen dem 13. und dem 17. Jahrhundert zu datieren. Thannabaur betonte zu Beginn seines Vortrags, eine aufwendige wissenschaftliche Analyse stehe noch aus, bei den bisherigen Erkenntnissen handle es sich um einen ersten Vorbericht.

Deutlich älter als alle anderen Funde ist ein Wehrgraben, der ursprünglich etwa sechs mal zwei Meter gemessen haben dürfte. Dass er so massiv gebaut wurde, deutet für den Grabungsleiter möglicherweise auf eine Entstehungszeit im 9./10. Jahrhundert – die Zeit der Ungarnkriege – hin. Eine unruhige Epoche, in der die Menschen das Bedürfnis hatten , sich zu schützen.

Richtiggehend ins Schwärmen geriet der Experte beim Beschreiben eines Kellers, der "wunderbare Holzarbeit in hervorragendem Zustand" zeigte. Vom Lehmunterbau über Schwellbalken bis zu den darüber liegenden hölzernen Bohlen hatten das Grabungsteam Schicht um Schicht frei gelegt und auch eine Treppenkonstruktion fotografisch für die Nachwelt fest gehalten. "Sehr gut gearbeitet und sogar in den nicht sichtbaren Teilen ordentlich verzapft" war diese. Ein Indiz dafür, dass "hier wohl nicht für die Ärmsten gebaut wurde".

Dem hohen Grundwasserstand verdanke man, dass auch ein hölzerner Brunnen vor dem Zerfallsprozess bewahrt wurde, erläuterte der Grabungsleiter die Qualität eines weiteren Fundes. Etwa 700 Jahre alt sei die doppelwandige Konstruktion, die als technisch "sehr interessant" zu werten ist, so Mauritz Thannabaur.

Was für den Laien wie ein Haufen Schlamm und Lehm aussieht, erzählt dem Fachmann ganze Geschichten. So deuten die Spuren in einem zweiten Keller darauf hin, dass dieser ungefähr 150 Jahre lang genutzt wurde. Die Bewohner des Hauses dürften ihn in der Mitte des 14. Jahrhunderts aus Stein gebaut und zwei schwerere Brände erlebt haben – das legen Spuren in der Erde und die darin gefundenen Keramiken nahe.

Natürlich hatte man auch früher schon sehr menschliche Bedürfnisse – eine Latrine aus wiederverwerteten Ziegelsteinen, schlicht aufeinander geschichtet und mit einem hölzernem Kasten aus Spaltbohlen im Unterboden, weist auf einen ordentlichen Haushalt jüngeren geschichtlichen Datums.

Sobald die genauen Datierungen vorliegen, werde er die Gemeinde darüber informieren, versprach Thannabaur. Im neuen Rathaus sollen darüber hinaus in einer Vitrine einzelne Fundstücke ausgestellt werden.