Neuburg
Grablichter und Gedichte für die Pappelallee

Aktivisten gründen Initiative "Bäume für Neuburg" – BN kritisiert Vorgehen der Stadt

25.11.2014 | Stand 02.12.2020, 21:56 Uhr

Ein Baum-Gedicht für die alten Pappeln heftet dieser Naturschützer an den Stamm. Die roten Kreuze hat ein Unbekannter gesprüht - Foto: r

Neuburg (r) „Viel Feind, viel Ehr.“ Mit der Pappelallee an der Münchener Straße hat der städtische Grünreferent Christian Smyzcek derzeit kein leichtes Amt. Naturschützer mit Stadträtin Anita Kerner an der Spitze wollen möglichst viele der 24 Altbäume erhalten.

Doch jetzt sind neun Bäume mit roten Sprühzeichen gekennzeichnet worden.

Die Umweltaktivisten haben deshalb Alarm gegeben und die Lage gestern bei einem Ortstermin sondiert. Die Stadträte haben die Fällung von fünf angeblich bruchgefährdeten Altbäumen beschlossen. „Bisher haben wir noch keine einzige Pappel mit Farbe gekennzeichnet“, versichert Christian Smyczek. Das heißt, die Sprühzeichen stammen von Unbekannten. Sie haben vermutlich auch die Grablichter neben den Bäumen platziert.

Der Bund Naturschutz und weitere Aktivisten haben jetzt eine Initiative „Bäume für Neuburg“ gegründet. „Wir verlangen grundsätzlich fachkompetente Kontrolle und Unterhalt aller Altbäume in der Stadt“, so BN-Kreisvorsitzender Günter Krell. Es dürfe nicht sein, dass die Verkehrssicherungspflicht zu vorschnellen Fällungen führe. Baumuntersuchungen müssten an externe Fachleute vergeben werden.

Im Falle der fünf Pappeln verlangt der BN eine „artenschutzrechtliche Begutachtung“. In den Kronen der bis zu 20 Meter hohen Pappeln könnten sich seltene Vogel- und Insektenarten aufhalten. Fledermäuse hat Expertin Birgit Schwark bisher in der Allee allerdings noch nicht entdeckt.

In den nächsten Tagen rückt eine Firma zum Kronenschnitt der Pappeln an. Ein Rückschnitt um 50 Prozent sei kein fachgerechtes Vorgehen, so Kreisfachberater Erwin Pommer. Die Pappeln treiben danach an den Schnittstellen massiv aus, die Last lasse später Hauptäste brechen. Ein selektiver Schnitt („etwa 15 Prozent“) müsse sich dem Totholz widmen.

Die Initiative „Bäume für Neuburg“ hält ein Umdenken für dringend notwendig: Für den Erhalt großkroniger Bäume im Stadtbereich müsse alles getan werden. Sie seien Staubschlucker, Sauerstoff- und Schattenspender sowie eine Wohltat für das Stadtbild. Günter Krell stellt sich eine „Pro-Baum-Bewegung wie vor Jahren für die Lindenallee in der inneren Münchener Straße vor. Sollte eines Tages der asiatische Laubkäfer wie in den Kreisen München und Günzburg auftreten, so Erwin Pommer, dann drohe Kahlschlag: „Dann muss alles weg.“

Etliche Anlieger der Münchener Straße sind der Pappeln überdrüssig. Sie verweisen auf Laubfall, Bruchgefahr bei Sturm und Wurzelwerk im Kanal. „Der Kanal ist fetzenkaputt, das kann noch teuer werden“, prophezeit Anwohner Helmut Schabel. Kommende Woche könnte sein Wunsch auf Entfernung einiger Bäume erfüllt werden: Dann rückt der von der Stadt beauftragte Fälltrupp an.