Ludwigsmoos
Goldene Flammen auf rotem Grund

Zum 150-jährigen Jubiläum schaffte die Ludwigsmooser Kirche neue Paramente an

28.08.2018 | Stand 23.09.2023, 3:55 Uhr
Modern sind die neuen roten Paramente der evangelischen Kirche Ludwigsmoos, deren Symbolik sich nicht so leicht erschließt wie das Kreuz auf den alten, wie Pfarrerin Cornelia Dölfel ihrer Gemeinde erläuterte. −Foto: Andrea Hammerl

Ludwigsmoos (SZ) Eigentlich hätten am Sonntag grüne Paramente an Altar und Kanzel der evangelischen Kirche Ludwigsmoos hängen müssen. Dass dort rote hingen, noch dazu im Licht des Kronleuchters und des einfallenden Sonnenlichts kräftig changierend, hatte einen besonderen Grund.

Anlässlich des bevorstehenden 150-jährigen Kirchenjubiläums hatte der Kirchenvorstand beschlossen, für rund 4000 Euro rote Paramente für Kanzel und Altar neu anzuschaffen, erklärte Pfarrerin Cornelia Dölfel während des Gottesdienstes. Noch einmal kamen am Nebentisch die alten zu Ehren, die nun schonend aufbewahrt werden sollen. Eigentlich hätten diese 100 Jahre alten liturgischen Textilien restauriert werden sollen, doch die Fachleute der Paramentenwerkstatt in Neuendettelsau rieten davon ab. Zu viele Löcher haben die Motten in den Stoff gefressen, zu viele Goldmetallfäden sind gebrochen.

Leicht habe es die Designerin der Paramentenwerkstatt nicht gehabt mit den Verantwortlichen in Ludwigsmoos, berichtete Dölfel. Beate Baberske habe viele Vorschläge mitgebracht und dem Auswahlteam, das aus den Mesnern Ursula Huber, Richard Fäustlin, Gisela Kleber, Edda Kraus und der Pfarrerin bestand, vorgelegt. Die meisten Entwürfe seien gleich als unpassend für die Ludwigsmoser Kirche verworfen worden. Dann fiel die Wahl auf einen Entwurf mit weißen Herzen, die ornamentenhaft auf dem roten Untergrund verteilt waren. Doch als Licht in die Kirche fiel, richteten sich die Augen der Ludwigsmooser auf ein anderes Modell, ein modernes, mit eingearbeiteten Metallplättchen. Das wurde zunächst als zu modern für die 150 Jahre alte Kirche angesehen, machte am Ende aber das Rennen.

Am Sonntag waren das neue Altarparament, für das 888 Kettfäden gespannt werden mussten und das aus 372 Kettfäden gewebte Kanzelparament erstmals zu bewundern. Pfarrerin Dölfel nahm die Vorstellung der Paramente zum Anlass, die Bedeutung der verschiedenen Farben zu erläutern. Sie selbst erschrecke immer, wenn einmal versehentlich eine falsche Farbe hänge. Doch ihre Mesner sähen das gelassen, sodass sie schon mehrfach zu hören bekam: "Ach, das merkt doch keiner".

In Zukunft vielleicht doch, denn die Pfarrerin erarbeitete im Fragespiel mit der Gemeinde, wann die liturgischen Textilien welche Farbe haben. Jetzt, in der Trinitatiszeit, sind sie üblicherweise grün, was bestens in die Sommerzeit passe. Violett steht für Buße und Umkehr und hängt während der Adventszeit, am Buß- und Bettag sowie in der Fastenzeit vor Karfreitag. Weiße Paramente symbolisieren Reinheit und Erneuerung. Weiß ist die Farbe für Weihnachten und Ostern. Schwarz steht dagegen für den Tod und wird traditionell bei Beerdigungen und am Karfreitag verwendet - sofern schwarze Paramente überhaupt vorhanden sind, was in Ludwigsmoos nicht der Fall ist. Rote Paramente zeigen besondere Feste am, die mit dem Heiligen Geist in Verbindung gebracht werden, allen voran Pfingsten, aber auch am Reformationstag, zur Konfirmation und wenn ein neuer Pfarrer oder Kirchenvorstand eingeführt wird.

"Der Heilige Geist ist es, der unsere Kirche lebendig erhält", betonte Dölfel und erläuterte die Symbolik der neuen Paramente, die von goldenen Flammen auf rotem Untergrund beherrscht werden. Die Flammen erinnerten an den brennenden Dornbusch, in dem Gott Moses begegnete und ihm den Auftrag gab, sein Volk aus Ägypten herauszuführen. Die eingewebten Metallplättchen bringen Unruhe hinein, lassen die Flammen lebendig werden und verschaffen ihnen eine Lebendigkeit, wie sie Dölfel sich für ihre Kirchengemeinde wünscht.

Andrea Hammerl