Manching
Goethe-Fan aus Afrika

Evrard Droh lehrt Deutsch an der Elfenbeinküste

07.02.2020 | Stand 02.12.2020, 12:01 Uhr
Einen Gast von der Elfenbeinküste haben Ingrid und Günter Müller vorübergehend bei sich aufgenommen: Evrard Droh ist Deutschlehrer an einem Gymnasium dort. −Foto: Pehl

Manching - Digitales Klassenzimmer, Nachmittagsbetreuung, Projektarbeit: Davon kann Evrard Droh nur träumen.

Der 33-Jährige, derzeit auf Besuch in Manching, ist an der Elfenbeinküste Deutschlehrer am Gymnasium in der 100000-Einwohner-Stadt Danané. 90 Schüler pro Klasse sind dort keine Seltenheit, wie er erzählt. Teilweise fehlen sogar die Klassenräume.

Das westafrikanische Land mit seinen 26 Millionen Einwohnern war bis 1960 eine französische Kolonie. An die 60 lokale Sprachen werden dort gesprochen, weshalb sich die Ivorer auf Französisch verständigen. Die erste Fremdsprache ist zwar Englisch, aber was weitgehend unbekannt ist: Deutsch erfreut sich offenbar einer großen Beliebtheit.

Wie Droh erzählt, wollte der erste Präsident des Landes die Beziehungen zu Deutschland verbessern und förderte deshalb die Verbreitung dieser Fremdsprache. Ab der 9. Klasse wird sie deshalb am Gymnasium gelehrt.

Evrard Droh hat Deutsch an der Uni studiert, wo er viel über Land und Leute erfahren hat. Eine große Rolle spielt dort das Goethe-Institut, dessen Stipendiat Droh war. Dort sowie teilweise auch in der deutschen Botschaft können Interessierte Bücher ausleihen und Zeitungen lesen. Über den gemeinnützigen Verein Experiment mit Sitz in Bonn, der seit 85 Jahren Schüleraustausch fördert, kam der Leser von Hermann Hesse und Goethe nach Manching.

Das Ehepaar Müller hat Platz und war bereit, den jungen Lehrer für zwei Wochen bei sich aufzunehmen. Neben dem Unterricht in der Realschule Manching hat Droh in der kurzen Zeit einiges gesehen: Kelten-Römer-Museum, Airbus, Deutsches Museum, Maria de Victoria oder die Frauenkirche und das Hofbräuhaus in München. Von den typisch deutschen Speisen schmeckt ihm der Leberkäs recht gut. Umgekehrt hat er auch ein Gericht aus seiner Heimat für die Müllers gekocht: Yams-Ragout. In Deutschland fühle er sich wohl, wie er erzählt. Nur mit dem Wetter kommt er nicht so ganz klar. An der Elfenbeinküste hat es jetzt rund 30 Grad. . .

peh