Ingolstadt
Gnadenthal schafft mehr Gerechtigkeit

Realschule und Gymnasium bekamen gemeinsam ein Fairtrade-Zertifikat verliehen

05.10.2016 | Stand 02.12.2020, 19:13 Uhr

Garantiert aus fairem Handel: Nach der feierlichen Verleihung des Fairtrade-Zertifikats eröffneten die Schülerinnen und Schüler der Gnadenthal-Schulen ein Büffet mit Fairtrade-Produkten. - Foto: Hauser

Ingolstadt (DK) Die Gnadenthal-Mädchenrealschule und das Gnadenthal-Gymnasium haben das Zertifikat "Fairtrade-Schule" erhalten. Damit würdigt der Verein Trans Fair die Beiträge der Schüler für einen gerechten Welthandel. Das wurde am Dienstag gefeiert - auch mit einem Fairtrade-Buffet.

Sie gaben alte Kleidungsstücke auf einer Tauschbörse ab und suchten sich neue aus, sie organisierten Workshops mit einer Bildungsreferentin des Weltladens, sie veranstalteten Müslitage, beschäftigten sich mit dem Thema Gerechtigkeit im Welthandel und achten darauf, dass auch zu Hause möglichst viele fair gehandelte Lebensmittel auf den Tisch kommen und Kleidungsstücke in den Schrank, die - so weit man es sagen kann - nicht unter ausbeuterischen Arbeitsbedingungen produziert wurden. Jetzt sind die Gnadenthal-Mädchenrealschule und das Gnadenthal-Gymnasium für ihr Engagement und ihre Bewusstseinsbildung gemeinsam ausgezeichnet worden. Der Verein Trans Fair verlieh beiden Schulen ein Fairtrade-Zertifikat: Sie sind damit die Schulen Nummer 287 und 288 in Deutschland, die Nummern 82 und 83 in Bayern und die Nummern drei und vier in Ingolstadt, nach den Montessori-Schulen.

Der Festakt fand nicht zufällig am 4. Oktober statt, dem Gedenktag des heiligen Franziskus, der von den Schwestern des Klosters Gnadenthal - Franziskanerinnen - "seit mehr als 700 Jahren an diesem Ort gepflegt wird". Daran erinnerte Peter Nothaft, der Vertreter der Diözese Eichstätt, der Schulträger. Es sei die Aufgabe der Christen, die Schöpfung zu bewahren und sich für Ziele wie Frieden und Gerechtigkeit, Reduzierung der Ungleichheit und "hochwertige Bildung in aller Welt" einzusetzen. Diesen "hehren Aufgaben" diene das Engagement der Schüler und ihrer Lehrer für fairen Handel. Sie setzen sich nicht nur als Konsumenten, sondern auch als Multiplikatoren für die Verbreitung von Fairtrade-Waren ein und dienten damit "einer gerechten Welt", sagte Nothaft in seiner Rede.

Stadtrat Markus Meyer sprach das Grußwort der Stadt. Es sei ein wichtiges Lernziel, Antworten auf die Frage "Wie bewege ich mich verantwortungsvoll in der Welt" zu erarbeiten und zu verinnerlichen. Die Lehrer sollten die Möglichkeiten, im Alltag den fairen Handel zu fördern, "glaubhaft vorleben", das sei immer das Beste.

Astrid Amler-Endres, die Vertreterin des Vereins Trans Fair, ließ die Realschülerinnen und Gymnasiasten mit dem Zertifikat in der Hand hochleben. "Es ist wichtig, dass ihr euer Engagement nach außen tragt, dass ihr zeigt: Wir unterstützen den fairen Handel, und unsere Aktionen machen uns Spaß, denn wir leben das mit ganzem Herzen!", sagte Amler-Endres. Es fördere zweifellos ein konsumkritisches Bewusstsein, "wenn ich ein T-Shirt statt fünf Shirts kaufe und mir außerdem überlege: Was mache ich mit den alten Sachen? Bringe ich sie auf eine Tauschbörse? Wir haben es in der Hand!"

Nach der Feier schritten die Schüler, Lehrer und Elternbeiräte zu einem Brotzeitbüffet mit Produkten aus fairem Handel. Ludwig Hörner, der langjährige Leiter der Mädchenrealschule (seit 2014 in Pension), erzählte, dass seine Schule schon früh mit gutem Beispiel voranging. In den späten 1970er-Jahren trank das Kollegium im Gnadenthal bereits fair gehandelten Kaffee, damals etwas völlig Neues. Der Junglehrer Hörner kaufte ihn in einem Dritte-Welt-Laden (wie man damals sagte) in der Eichstätter Ostenstraße, weil es in Ingolstadt so ein Geschäft noch nicht gab (siehe den Artikel im Kasten). "Wir haben den Trans-Fair-Kaffee auch an Elternabenden ausgeschenkt und verkauft", erzählt Hörner. "Ich weiß noch, dass das sehr gut angekommen ist."