Riedenburg
Glockenweihe als Großereignis

Vor 50 Jahren erhielt die Kirche im Riedenburger Ortsteil Hattenhausen ihr markantes Geläute

13.10.2021 | Stand 17.10.2021, 3:33 Uhr
Die Kirche von Hattenhausen wurde bereits in der Zeit vor dem 15.Jahrhundert erbaut. Der schlanke Kirchturm birgt ein dreistimmiges Gloria-Geläute. Die feierliche Glockenweihe erfolgte vor genau 50 Jahren. −Foto: Patzelt

Hattenhausen - Auf halber Strecke zwischen Schafshill und Thann liegt auf einer Jura-Anhöhe Hattenhausen. Seit der Gebietsreform im Jahr 1972 gehört die rund 70 Einwohner zählende Ortschaft zur Stadt Riedenburg. Obwohl sich Hattenhausen derzeit eher im Dornröschenschlaf zeigt, ist im Dorf vor genau 50 Jahren einiges los gewesen. Ihre Häuser fein säuberlich herausgeputzt und die Straßen gefegt, freuten sich die Dorfbewohner auf ein Großereignis: eine Glockenweihe. Kurz zuvor war das Gotteshaus innen und außen restauriert worden.

Die Pfarrgemeinde, eine Filiale der Pfarrei Sollern, hatte sich zwei neue "Stimmen Gottes" für rund 6000 Mark, zur damaligen Zeit eine beträchtliche Summe, gießen lassen. Die damit verbundenen Arbeiten verschlangen weitere 4000 Mark. Die vom Regensburger Dekan Dettenkofer ausgehende Anregung, neue Glocken anzuschaffen, griff Pfarrer Andreas Rogner auf und er konnte auch Bürgermeister Nikolaus Schels und die Dorfbewohner für dieses Projekt gewinnen. Der Guss erfolgte in der Glockengießerei Perner in Passau-Hacklberg.

Eigentlich waren es sogar drei Glocken, die feinsäuberlich aufgereiht und festlich geschmückt vor der Andreaskirche auf die Weihe durch den Ortsgeistlichen von Sollern, Pfarrer Rogner, warteten. Eine der Glocken hing bereits vorher im Turm der Filialkirche. Die Andreasglocke wurde in der Zeit des Zweiten Weltkriegs vom Turm der Hattenhausener Kirche abgenommen und in den Glockenturm der Mutterkirche in Sollern eingebaut.

Nachdem die Andreasglocke bereits im Jahr 1695 in der Regensburger Gießerei von Johann Gordian Schelshorn gegossen worden war, hatte sie schon rund 300 Jahre zuvor die Dorfbewohner zu den Gottesdiensten gerufen, wie der damalige Bürgermeister Schels bekanntgab.

Nach dem Zweiten Weltkrieg bekam Sollern zwei Glocken aus Ingolstadt zur Verstärkung des Geläuts und die Andreasglocke wanderte so wieder zurück an ihren Ursprungsort in Hattenhausen.

Die beiden Neuerwerbungen, die vier Zentner schwere Josefsglocke und die dreieinhalb Zentner schwere Marienglocke, hatten Walburga Buchtelik, Walburga Schels und Therese Kiel mit Buchsbaum und Blumen geschmückt. Vor der feierlichen Weihe durch Pfarrer Rogner trugen zwei Kinder Gedichte vor. Neu war auch der eiserne Glockenstuhl, auf den die Klangkörper installiert wurden.
Die offizielle Feier fand erst zwei Wochen später, am 17. Oktober 1971, anlässlich des Kirchweihfestes statt.

Bei der nachmittäglichen Andacht konnte das kleine Hattenhausener Gotteshaus die vielen Besucher aus nah und fern kaum fassen. Dem Dekan Dettenhofer assistierten neben Pfarrer Rogner auch Pfarrer Zellner aus Altmannstein und Benefiziat Weidmann aus Riedenburg. Gesanglich umrahmte der Kinderchor aus Sollern-Neuenhinzenhausen unter der Leitung von Josef Wagner die Dankandacht. "Nach der kirchlichen Feier, an der auch Landrat Franz Lang teilnahm, begaben sich die Gäste mit der Bevölkerung ins Gasthaus Schlagbauer, wo die Tische schon gedeckt waren", hieß es in einem Bericht des DONAUKURIER vom 21. Oktober 1971. In der Gastwirtschaft bedankte sich Pfarrer Rogner bei Bürgermeister Schels für seinen Einsatz. Dankesworte gab es zudem für Walburga Schels, die Schwester des Bürgermeisters, die schon über 40 Jahre, sowohl im Sommer als auch im Winter, dreimal am Tag den "Engel des Herrn" läutete. Zum Schluss durfte natürlich Schillers Glocke nicht fehlen - vorgetragen von zwei Kindern des Dorfes.

DK