Glockenreine Alt- und Sopranstimmen

30.06.2008 | Stand 03.12.2020, 5:48 Uhr

Der Konzertchor des Oakland Girls Choir begeisterte in der Waidhofener Pfarrkirche unter Leitung von Kathryn Barnard (l.) und mit Pianistin Jeanne Kohn (r.). - Fotos: Hammerl

Waidhofen (SZ) Standing Ovations folgten stehenden Fußes auf das furiose Konzert des Oakland Girls Choir in der Waidhofener Pfarrkirche, die bis auf den letzten Sitzplatz und darüber hinaus belegt war. Wer sagt eigentlich, nur Knabenchöre hätten klare Stimmen mit dem richtigen Timbre? Der Mädchenchor aus Oakland in Pennsylvania belehrte eines Besseren.

Obwohl erst zwischen zwölf und 19 Jahren alt, überzeugten die 23 Sängerinnen des Konzertchores mit glockenreinen, kräftigen Sopran- und Altstimmen. Schien das in den lobpreisenden Psalmliedern zu Beginn erreichte Niveau bereits kaum noch steigerbar, so zeigten die elf Mitglieder des Kammerchores mit Stabat Mater, dem melancholischen Drinking Song, vor allem aber im temperamentvollen Yo Le Canto Todo El Dia, dass sehr wohl noch Luft nach oben war. Unglaublich, was sich Chorleiterin Kathryn Barnard in kurzer Zeit seit Chorgründung im Jahr 2005 mit ihren Mädchen erarbeitet hat, deren stimmliche Qualitäten ebenso überzeugten wie der überaus geschlossene Klangkörper. Chorliteratur mittleren bis hohen Schwierigkeitsgrad bringt der Konzertchor dar, im Kammerchor wird noch intensiver an der Stimmbildung gearbeitet. Mal fröhlich lobpreisend, mal getragen, dann wieder temperamentvoll mitklatschend – hier wird Musik gelebt und geliebt, das wurde in dem mitreißenden Konzert spür- und greifbar, gleich ob auf Englisch, Latein oder Französisch. Sogar ein wenig Deutsch haben die Gäste aus Amerika mit ihrem Repertoire und brachten "Vom Aufgang der Sonne bis zu ihrem Untergang" in der Sprache des Gastlandes als zweite und letzte Zugabe.

"Wir singen von Herz zu Herz", hatte Organisator Gary Harger angekündigt, womit er nicht zu viel versprochen hatte. Auch geistliche Musik hat Konzertcharakter und das nicht nur bei Amazing Grace. Einziger Kritikpunkt überhaupt betrifft das hier dominierende E-Piano, das der gewiss hervorragenden Solistin wenig Chancen ließ, sich gegen den Verstärker durchzusetzen. Ansonsten war Jeanne Kohn engagierte und zuverlässige Begleiterin des Chors, der seiner Lebens- und Sangesfreude vor allem in den temperamentvollen Werken wie den Traditional Spirituals "Elijah Rock" und "Music Down in My Soul" Ausdruck verlieh und bei letzterem auch die Kirchenbesucher zum Mitklatschen hinriss. Bemerkenswert auch die erste Zugabe, die von Chorleiterin Kathryn Barnard und Jeanne Kohn vierhändig auf dem Piano begleitet wurde, während Kammerchor-Sängerin Carolyn Partridge den Part der Dirigentin übernahm und zwar überwiegend sparsam dirigierte, dem Chor aber mitunter kaum mehr menschlich zu nennende Stimmmodulationen entlockte. Gut eine Woche lang ist der Chor in Deutschland unterwegs, von Wilsum in Niedersachsen über Düsseldorf bis nach Bayern. Von Waidhofen aus geht es weiter nach Salzburg. Erst einmal aber wurde gemeinsam gefeiert, nachdem ein Dudelsackspieler Sängerinnen und Konzertbesucher aus der Pfarrkirche hinaus gespielt hatte.