Eichstätt
Glaubenszeugnisse in Glasgemälden

Die Kunstreihe "Meisterwerke der Glasmalerei" widmet sich in einem Band dem Eichstätter Dom

24.12.2017 | Stand 02.12.2020, 17:02 Uhr
In einer Feierstunde wurde der neue Kunstband über die Glasmalereien im Eichstätter Dom vorgestellt. −Foto: Andrea Gössel

Eichstätt (EK) Die meisterhaften Glasmalereien des Eichstätter Domes - sie stehen nun in einer Reihe mit der Nürnberger Sankt Lorenz-Kirche, Sankt Peter in Köln und der Elisabethkirche in Marburg. Jetzt ist der Band "Meisterwerke der Glasmalerei: Der Dom zu Eichstätt", der siebte in dieser Reihe, erschienen.

Feierlich wurde das Buch den rund 80 Gästen aus Kirche, Politik und Öffentlichkeit, darunter auch Bischof Gregor Maria Hanke, Oberbürgermeister Andreas Steppberger und Vertretern des Domkapitels, im Priesterseminar Eichstätt vorgestellt. Bischof Gregor Maria Hanke erhielt das erste Exemplar des neuen Werkes.

"Die Glasgemälde des Eichstätter Domes, ob mittelalterlich oder neuzeitlich, ob höchste Kunstfertigkeit oder handwerklich-akademischen Charakter vertretend, ob exquisit erhalten oder durch Überarbeitungen beeinträchtigt, stehen für den Willen früherer Generationen, den Dom gemäß ihrer Glaubens- und Stilvorstellungen würdig auszustatten und dem Glauben der Kirche Ausdruck zu verleihen", so resümierte Kunsthistorikerin und Bürgermeisterin Claudia Grund die Bedeutung der Glasmalereikünste des Eichstätter Domes, die im März diesen Jahres Anlass für das Buchprojekt gaben.

Zu diesem Zeitpunkt nämlich hatte der Verlag Schnell & Steiner den Vorschlag gemacht, die Glasmalereien des Domes in die von Hartmut Scholz, Leiter des Forschungszentrums für mittelalterliche Glasmalerei in Freiburg/Breisgau herausgegebene Reihe "Meisterwerke der Glasmalerei" aufzunehmen. Sie widmet sich herausragenden Denkmälern deutscher Glasmalerei und basiert zugleich auf den Forschungen des "Corpus Vitrearum", einem internationalen kunstgeschichtlichen Unternehmen, das sich zum Ziel gesetzt hat, alle erhaltenen oder überlieferten mittelalterlichen Glasmalereien zu erforschen. Ein Glücksfall für Summus Custos Prälat Dr. Christoph Kühn, Vertreter der Domkustodie, der von dieser Publikation schnell überzeugt war und die Realisierung bewirken konnte.

Der besondere Wunsch der Eichstätter Auftraggeber war es allerdings, so erläuterte Kunsthistorikerin Grund, den Band nicht nur die wertvollen Holbeinschen Glasmalereien im Mortuarium zu beschränken, sondern den Eichstätter Fensterbestand als Gesamtheit zu betrachten und daher auch den historischen Fensterbestand mit aufzunehmen - was für die beiden Autoren des neuen Bandes, Harmut Scholz und Daniel Parello, einiges an Zusatzarbeit bedeutet habe. Denn ihre Arbeit über die Dom-Glasmalereien fokussiert nicht nur die Kostbarkeiten im Mortuarium. Sie entstanden unter Beteiligung des Malers Hans Holbein des Älteren (1465-1524) und seiner Werkstatt zu Beginn des 16. Jahrhunderts und können, so die Aussage der Autoren, als "die bedeutendsten Überreste der ansonsten vielfach untergegangenen Augsburger Glasmalerei der Spätgotik und Frührenaissance" gelten.

Überzeugend hätten Scholz und Parello in ihrem Band jedoch auch die künstlerisch weniger bedeutsamen Fensterausstattung des Domes bearbeitet, wie Grund in ihrer Rede erklärte. Dazu zählten die Fenster des Ostchors, die nach den Entwürfen des Diözesanpriesters Sebastian Mutzl erstellt worden seien und der Fensterzyklus der "Lauretanischen Litanei" im Langhaus des Domes vom Freiburger Künstler Fritz Geiges. Bischof und Domkapitel, die Stadt Eichstätt und private Stifter hatten diese großformatigen Glasgemälde finanziert. Und nicht zuletzt finden auch die kleinformatigen, 1912 entstandenen Glasgemälde in der Kapitelsakristei Eingang in das neue Buch: "Eindrucksvoll belegen sie, was die im 19. Jahrhundert wiederbelebten Glasmalereiwerkstätten noch Anfang des 20. Jahrhunderts zu leisten imstande waren", so zitierte Grund aus dem frisch gedruckten Kunstband, der auch vermeintlich besten Kennern der Domfenster noch viele ungeahnte Details offenbare. Zuvor hatte Summus Custos Prälat Christoph Kühn im Namen des Domkapitels und der Domkustodie-Stiftung Dankesworte an Verleger Albrecht Weiland und die beiden Autoren gerichtet: "Der vorliegende Kunstführer will und wird vielen Menschen helfen, unseren Dom und seine Glaskunst besser kennenzulernen und noch mehr zu lieben."

Abschließend gab Autor Hartmut Scholz, Leiter der Freiburger Arbeitsstelle des Corpus Vitrearum Medii Aevi, interessante Einblicke in die 65-jährigen internationalen Inventarisierungsarbeiten von historischen Glasmalereien der Forschungsinitiative in weltweit 14 Ländern. Geradezu kriminalistisches Gespür sei nötig, um die historischen Glasmalereibestände weltweit zu dokumentieren, die nach dem Zweiten Weltkrieg stark gelitten hätten. Die Fenster des Eichstätter Mortuariums zählten zweifellos zu den Meisterwerken deutscher Glasmalereien, betonte der Kunsthistoriker. Musikalisch wurde die Feierstunde in gebührender Weise von dem virtuosen Duo Constanze Ferstl (Fagott) und Frieda Dumann (Piano) begleitet.

Scholz Hartmut und Parello Daniel: Meisterwerke der Glasmalerei: Der Dom zu Eichstätt. Mit 23 Schwarz-Weiß- und 50 Farbaufnahmen von Andrea Gössel, Rüdiger Becksmann und Jean Jeras, Verlag: Schnell & Steiner, Regensburg, 2017, 80 Seiten, Taschenbuch, Preis 12,95 Euro, ISBN: 9783795433024.