Glaubensbote, Missionar und Reformer

Der heilige Bonifatius ist der Apostel Deutschlands - Darstellung in der Klosterkirche Scheyern<?ZE>

04.06.2021 | Stand 09.06.2021, 3:34 Uhr
Der heilige Bonifatius in der Klosterkirche Scheyern. −Foto: Hammer

Der Heilige Bonifatius war nicht nur durch sein geistliches, organisatorisches und von Reformationen geprägtes Wirken eine hervorragende Persönlichkeit.

Die Untersuchung seiner Gebeine hat ergeben, dass er mit einer Körpergröße von rund 1,90 Metern eine für die damalige Zeit schon rein äußerlich ein sehr auffälliger Mann war. Diesen Eindruck verstärkte er mit seinen mit Wortgewalt vorgetragenen Predigten. Die heiligen Geschwister Walburga, Willibald und Wunibald gehörten zur Verwandtschaft des Bonifatius, die ihm in die Missionsarbeit auf dem Kontinent folgten. Bonifatius wurde um 673 als Sohn einer vornehmen adeligen angelsächsischen Familie in Crediton im damaligen Königtum Wessex im Südwesten Englands geboren und auf den Namen Wynfreth getauft. Er wurde im Benediktinerkloster Exeter erzogen und unterrichtet. Dann kam er in das Kloster Nhutscelle, dem heutigen Nurslingen bei Southampton, wo er das Gelübde als Mönch der Benediktiner ablegte. Hier wurde er auch mit 30 Jahren zum Priester geweiht. Die Bindung der englischen Kirche an Rom, die strenge Mönchszucht und tiefe Bibelfrömmigkeit formten Wynfreth.
716 begann er seine Missionstätigkeit in Friesland, kehrte aber schon Ende dieses Jahres erfolglos in sein Kloster zurück, wo er zum Abt geweiht wurde. Diese Missionsreise scheiterte vor allem an dem sehr starken und heidnischen Friesenherzog Radbod.
718 gab Wynfreth die Position als Abt auf und verließ England für immer, zu einer Pilgerfahrt nach Rom. Dort erhielt er 719 von Papst Gregor II. den Auftrag, den "ungläubigen Völkern das Geheimnis des Glaubens bekannt zu machen". Jetzt begann er unter dem vom Papst gegebenen Namen Bonifatius erneut mit seiner Missionstätigkeit. Dieser Name ist lateinischen Ursprungs und bedeutet "der Wohltäter". Er zog über zwölf Jahre lang durch die Gebiete im heutigen Hessen, Thüringen und Bayern, begleitet von Kriegern, Handwerkern und einem größeren Gefolge. Er gründete dabei viele Niederlassungen und Klöster. Bonifatius bezeichnete in seinen Schriften unter anderem die dem germanischen Kriegsgott Donar/Thor geweihten Bäume als Götzenbilder Es ist davon auszugehen, dass er mit der Fällung der Donareiche den zum Christentum konvertierten und neu getauften Christen ein Zeichen der Ohnmacht der alten Götter setzen wollte. Er demonstrierte damit auch sein Bestreben nach einer Neuordnung und ließ deshalb aus dem Holz dieser Eiche ein dem heiligen Petrus geweihtes Oratorium bauen. An dieser Stelle befindet sich heute der Dom in Fritzlar in Nordhessen. Nach der Bewältigung vieler organisatorischer Aufgaben, in dessen Folge er viele Klöster gründete und durch die Errichtung der Bistümer Salzburg, Regensburg und Passau die Kirche Bayerns ordnete. Weiter gründete er die Bistümer Würzburg, Bürabug (beim heutigen Fritzlar-Ungedanken) und Erfurt. 742 erhielt Bonifatius die Würde des Missionserzbischofs und wurde von Papst Zacharias zum päpstlichen Legaten (Botschafter des Heiligen Stuhls) des gesamten Frankenreiches ernannt. 744 gründete er sein Lieblingskloster Fulda. Zuletzt wurde er 746 Bischof in Mainz. 754 unternahm er nochmals eine Missionsreise nach Friesland. Auf dem Weg zu einer Firmung friesischer Christen wurde er am 5. Juni 754 oder 755 zusammen mit seinen Begleitern bei Dokkum in Westfriesland, den heutigen Niederlanden, von Heiden erschlagen. Er erlitt den Märtyrertod. Seinen Leichnam brachte man zunächst nach Mainz, überführte ihn jedoch später seinem Wunsch entsprechend nach Fulda. Die Verehrung als Märtyrer setzt bereits unmittelbar nach seiner Ermordung ein. Auf Grund seiner umfangreichen Missionstätigkeit im damals noch überwiegend heidnischen Germanien wird er seit dem 16. Jahrhundert von der katholischen Kirche als "Apostel der Deutschen" verehrt. Papst Pius IX. genehmigte 1855 die Verehrung von Bonifatius. Die Bonifatiusgruft im Dom zu Fulda ist Jahr für Jahr ein Reiseziel für Tausende.

Hans Hammer