München
Glanz aus der Steppe

Ausstellung im Münchner Museum Fünf Kontinente zeigt ab Freitag Schmuck und Textilien der Turkmenen

20.04.2015 | Stand 02.12.2020, 21:24 Uhr

Kostbar: Turkmenische Handwerkskunst wie dieser Amulettbehälter. - Foto: Weidner/ MFK

München (DK) „Wer sammelt denn heute noch? Jüngere Sammler gibt es nicht mehr, und auch die Erzählkunst stirbt aus.“ Jürgen Wasim Frembgen bedauert diese Entwicklung. Denn als Leiter der Abteilung Islamischer Orient im Münchner Museum Fünf Kontinente profitiert er gewissermaßen von Menschen, die in den 1970er Jahren in ferne Länder aufbrachen und sich für fremden Kulturen so sehr interessierten, dass sie Sammlungen von Kleidung, Schmuck und Teppichen zusammentrugen.

Ein Beispiel für diese Faszination des Fremden sind Ursula und Kurt Rossmanith, die 1964 bis 1995 bei Radio Free Europe in München arbeiteten, auf Studienreisen den Nahen und Mittleren Osten bereisten und im Kunsthandel Schmuck der Turkmenen erwarben. Noch vor dem Tod des Sammlers im Juli 2001 schenkte das kinderlose Ehepaar rund tausend Objekte dem Museum Fünf Kontinente, und Frembgen zeigt diese Schätze nun in einer Ausstellung mit dem Titel „Töchter der Steppe, Söhne des Windes – Gold und Silber der Turkmenen“.

Die Turkmenen leben in Steppen, Wüsten und Oasen in der Republik Turkmenistan, im Nordosten des Iran, im Nordwesten Afghanistans sowie in Usbekistan. Die kahlen, zerklüfteten Berge sind bekannt aus Nachrichtensendungen – der Ethnologe Frembgen aber hat diese Region bereist, und mitgebracht hat er eng beschriebene, kleine Notizbücher und viele Fotos. Bilder der beige-braunen Steppe bedecken als Fototapete die Ausstellungswände, und im Kontrast dazu entfalten sich der Glanz von Silber und das Leuchten bunter Textilien. Die bestickten Kleider der jungen Frauen, so erzählt Frembgen, entwickeln mit ihren Mustern in der Bewegung des Körpers ein irisierendes Farbenspiel. Hinzu kommen winzige Glöckchen, Rasseln und Schellen an den silbernen Schmuckstücken: „Sie bringen mit ihrer unterschiedlichen Tonhöhe die Luft zum Klingen.“

Alle Ketten und Hauben, Armbänder und Ohrringe sind aus Silber gefertigt, mit Arabesken, abstrahierten Tulpen oder Pfeilen verziert, und große Karneole leuchten in einem kräftigen Rot. Frembgen ist sich sicher, dass viele Stücke von so hoher Qualität sind, dass sie auch vor den Augen eines Juweliers auf der Maximilianstraße bestehen könnten.

Doch nicht nur die „Töchter der Steppe“ trugen auffälligen Schmuck, um den bösen Blick abzuwehren und sich mit Amuletten zu schützen, denn „Dämonen wehrt man mit metallenen Waffen ab“. Auch die „Söhne des Windes“ wurden von Kindheit an mit Schmuck behängt. In der Werkstatt des Museums wurde das Obergewand eines Buben restauriert, das über und über mit Münzen geschmückt ist. Pfeil und Bogen in stilisierter Form übernahmen Schutzfunktionen für den männlichen Nachwuchs.

Im Zentrum der Schau, die ab dem 24. April zu sehen ist, wurde eine originale Jurte aufgebaut, ein mobiles Rundzelt der Turkmenen, in dem sich die Besucher niederlassen können, um dem Lebensgefühl der Wüstenstämme ein wenig nachzufühlen. Der Ethnologe Frembgen, der auch am Institut für den Nahen und Mittleren Osten der Ludwig-Maximilians-Universität lehrt, hofft, dass er mit dieser Inszenierung auch eine jüngere Generation ansprechen kann. „Vielleicht gelingt es uns, in ihnen eine Saite zum Klingen zu bringen.“

Vom 24. April bis 31. Januar im Museum Fünf Kontinente, Maximilianstraße 42, Di bis So von 9.30 bis 17.30 Uhr.