Glänzende Augen

21.12.2007 | Stand 03.12.2020, 6:15 Uhr

Gemeinschaftserlebnis Geschenkeauspacken: Für die Kinder im Asylbewerberheim Neuburg war es schon ein bisschen Weihnachten, als die Schüler der Wirtschaftsschule liebevoll verpackte Geschenke vorbeibrachten. - Foto: Hammerl

Neuburg (DK) Große Augen in kleinen Gesichtern drücken Spannung, Neugier und Freude aus. Mit ihren Augen verschlingen die Kinder im Neuburger Asylbewerberheim die zahlreichen Geschenke, die auf dem Tisch aufgebaut sind – alles hübsch verpackt, vieles davon in bunt beklebten Schuhkartons.

Zum vierten Mal haben Schüler der Neuburger Wirtschaftsschule Spielzeug, Bücher und sonstige Gaben in allen Klassen gesammelt, nach Geschlecht und Alter sinnvoll zugeordnet und zusammen mit Lehrerin Cathleen Berger als Weihnachtsgeschenke verpackt. Jetzt ist es endlich soweit. David Cevrin, Jan-Hendrik Stut und Sarah Pietsch von der SMV (Schüler-Mitverantwortung) sind mit den Lehrern Marion Müller und Jochen Stengel sowie der Zehntklässlerin Melanie Lösch gekommen, um die Gaben zu verteilen. Insgesamt 17 Schulkinder bekommen je ein eigens mit ihrem Namen versehenes Geschenk. Die jüngeren Kinder dürfen sich aus einer Vielzahl kleinerer unverpackter, aber ebenso begehrter Dinge etwas heraussuchen.

Malak (6) sitzt still da mit ihrem Paket auf dem Schoß. "Soll ich dir helfen", fragt Djamila hilfsbereit und die Jüngere nickt. Mehrere Bücher, Kassetten, darunter Bibi Blocksberg, sowie Briefpapier kommen zum Vorschein und die Kleine strahlt. "Wir hoffen, dass alle zufrieden sind", sagt Sarah, als sie alle Geschenke an den richtigen Adressaten gebracht hat. Ruhe ist eingekehrt, alle sind mit Auspacken oder ihren Geschenken beschäftigt.

Ganz vertieft in seinen Gameboy und nicht mehr ansprechbar ist Joshua (13). Victor (11) gibt an seiner Stelle Auskunft über Name und Alter seines Bruders, der von den anderen Buben dicht umlagert wird. In der Ecke sitzt der siebenjährige Omid und lächelt in sich hinein. Er wartet, bis alle anderen ausgepackt haben, schaut ihnen zu und spart sich sein Geschenk verschmitzt grinsend bis zum Schluss auf. Jetzt hat er die volle Aufmerksamkeit aller, als er ein Schlampermäppchen, ein Benjamin-Blümchen-Spiel und noch ein paar Kleinigkeiten aus dem Schuhkarton zaubert.

Gleich darauf aber schließt er ihn fest zu und bindet ein Gummiband herum. Auch Bethlehem (14) hat es nicht eilig mit dem Auspacken. Sie ist etwas später gekommen und nimmt ihr Geschenk jetzt entgegen. Wie im Vorjahr will sie es sich für Heiligabend aufheben, und wird bis dahin nicht hineinschauen. Zufrieden gewesen letztes Jahr? Sie nickt eifrig und mit glänzenden Augen. Kirsten Dallinger-Sacher, die die Kinder nachmittags betreut, verhandelt gerade mit ihren Schützlingen über die Hausaufgaben. Die jüngeren Schulkinder stürzen sich derweil auf das Angelspiel, das eigentlich für die noch Kleineren gedacht ist, aber auch Grundschüler noch fasziniert. Rosmarie Scholz, Flüchtlingsberaterin beim Diakonischen Werk, freut sich mit den Kindern, bekommt aber auch selber noch Arbeit, als eine junge Frau mit Kind auf dem Arm und einem amtlichen Schreiben in der Hand auf sie zutritt, und um Hilfe bittet.

Jan Hendrik zieht ein erstes Fazit: "Ich finde es gut, dass wir den Kindern hier etwas schenken." Auch an der Wirtschaftsschule sind Kinder aus dem Asylbewerberheim – viel von ihrem Alltag erzählen sie allerdings nicht. Viele haben es schwer in der Schule. So erzählt ein kleines Mädchen, dass sie bereits die erste Klasse wiederholen muss, weil sie das Klassenziel nicht erreichte.