Puch (PK) Bei Matthias Seybold gibt es keine Instrumente von der Stange. Jede von ihm in Puch gefertigte Gitarre ist ein Unikat - für das er auch mal zur Schokozigarrenkiste für den Korpus greift.
Matthias Seybolds Gitarrenwerkstatt ist ganz unauffällig im Keller einer hübschen Doppelhaushälfte am Wiesengrund im Puch in der Gemeinde Pörnbach untergebracht. Der 38-jährige Maschinenbauer repariert dort die Zupfinstrumente - oder fertigt aus edlen Hölzern handgemachte Einzelstücke. "Oft sind es kleinste Nuancen, die darüber entscheiden, ob das Instrument zum Musiker passt - und genau das ist meine Leidenschaft", sagt Matthias Seybold lächelnd.
Der gebürtige Wettstettener fertigt Instrumente, die hinsichtlich Aussehen, Ergonomie oder Klang so individuell wie ihre Besitzer sind. Sein Gewerbe übt er nebenberuflich aus, hauptberuflich arbeitet Seybold bei Conti in Ingolstadt. Gerade weil er sein Handwerk nur im Nebenberuf ausübt, könne er sich ohne wirtschaftlichen Druck Zeit für die Kunden und die Instrumente nehmen, berichtet er.
Maserbirne, Black Walnut, Pflaumenholz oder Esche - bei Seybold werden nur einheimische und nordamerikanische Holzsorten für den Gitarrenbau verwendet. "Ich bin gegen den Raubbau im Regenwald", stellt er klar. "Bei uns gibt es auch schöne Hölzer. Einheimische Obstbäume liefern zum Beispiel supergutes Holz."
Gerade ist eine neue, originelle Gitarre aus Seybolds Werkstatt fertig geworden: eine Chocoholics-Zigarrenkistengitarre. Der Korpus besteht tatsächlich aus einer Chocoholics-Zigarrenkiste. "Mit ein wenig Overdrive und einer satten Portion Reverb bekommt man einen einzigartigen Bluessound, der mit einem Bottleneck richtig aufblüht", sagt Matthias Seybold lächelnd über das Unikat. Der Fachmann versteht das, für den Laien reicht zu wissen: die Zigarrenkistengitarre klingt unglaublich gut.
Der Gitarrenbau war Seybold scheinbar schon von Kindesbeinen an in die Wiege gelegt. Er erinnert sich daran, dass er schon als Kind "immer gerne aus Holz gebaut hat". Im jugendlichen Alter fing er dann selbst mit dem Gitarrespielen an und hat seine Instrumente auch selber repariert. Ein Schlüsselerlebnis sei für ihn gewesen, als er mit einem Bekannten auf einem Konzert war. "Mein Bekannter hat mir erzählt, dass sich der Gitarrist auf der Bühne die Gitarre selbst hat bauen lassen." Da wusste Matthias Seybold mit einem Mal: Das will ich auch machen.
Bis es dann soweit war, vergingen nochmal zehn Jahre, in denen Seybold sich umfangreiches Wissen rund um den Gitarrenbau aneignete. Für seine erste handgemachte Gitarre hat er das Holz beim Brennholzhändler gekauft, berichtet er schmunzelnd. "Und das Holz vom Griffbrett stammt vom Apfelbaum meiner Eltern aus Wettstetten."
Seybold spielt auch selbst in einer Band Gitarre. Emergency Exit heißt die Gruppe aus Ingolstadt. Sie konnte im vergangenen Jahr ihr 20. Bühnenjubiläum feiern.
Zukünftig will Seybold auch Serienmodelle anbieten. "Im Frühjahr gibt es die erste Seriengitarre aus meiner Produktion", verspricht er. Das Schöne am Gitarrenbauen und Reparieren sei für ihn, die Wünsche der Kunden umsetzen zu können. "Oft kommt jemand, dessen Gitarre ich repariert habe, und sagt dann etwas wie: Cool, das wusste ich noch gar nicht, dass man das so machen kann", erzählt Seybold. Diese Bestätigung sei für ihn das Schönste.
Verena Vogl
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