Girokonto - Sparkassen verzichten auf Überziehungszins

04.08.2017 | Stand 02.12.2020, 17:41 Uhr

Eine gute Nachricht für zahlreiche Sparkassen-Kunden: Mehr als die Hälfte der öffentlich-rechtlichen Institute erhebt keine Überziehungszinsen mehr.

1968 haben die Sparkassen den Dispositionskredit eingeführt. Seitdem erlauben sie ihren Kunden, ihr Girokonto bis zur Höhe von zwei oder drei Nettogehältern zu überziehen. Wer dieses "eingeräumte" Dispolimit überschreitet, rutscht in den "geduldeten" Bereich und muss für die Überziehung des Verfügungsrahmens einen Zinsaufschlag zahlen. Dieser liegt meist fünf Prozentpunkte über dem Dispo. Doch nach knapp 50 Jahren verzichtet die Mehrzahl der deutschen Sparkassen auf diese Zusatzeinnahme - zum Wohle der Verbraucher.

Eine Analyse der Daten von gut 400 deutschen Sparkassen ergibt: Bei mehr als der Hälfte, nämlich knapp 250 Geldinstituten, sind Dispozins und Überziehungszins gleich hoch. Damit sind die Sparkassen sogar fortschrittlicher als die Direktbanken. Bei denen verzichtet nur jede zweite auf den Zinsaufschlag. Genaue Daten hierzu veröffentlicht die Redaktion von biallo.de in Kürze.

Unter den Sparkassen, die den Überziehungszins abgeschafft haben, sind große Häuser, aber auch kleinere, wie zum Beispiel:

- Taunus Sparkasse
- Sparkasse Karlsruhe
- Sparkasse Hanau
- Ostseesparkasse Rostock
- Sparkasse Hildesheim
- Sparkasse Rhein-Haardt

Eine der ersten hierzulande war die Taunus Sparkasse. Seit 30. April 2014 berechnet sie keine Überziehungszinsen mehr. "Es war uns wichtig, ein Signal zu setzen: Wir vertrauen unseren Kunden, dass sie sich im vereinbarten Dispositionskredit-Rahmen bewegen", begründet Lars Dieckmann, deren Pressesprecher, diesen Schritt. In der Praxis heißt das aber auch: " Ab einer gewissen Dispokredit-Inanspruchnahme bieten unsere Berater unseren Kunden eine kostengünstigere Alternative an. Tendenziell schätzen die Kunden die aktive Ansprache der Berater".

Die Beratungspflicht schreibt der Gesetzgeber vor, wenn der Kontoinhaber seinen eingeräumten Disporahmen mehr als ein halbes Jahr lang ununterbrochen zu 75 Prozent ausnutzt. Bei einer geduldeten Überziehung greift die Beratungspflicht bereits nach drei Monaten - vorausgesetzt, der Dispo wurde dauerhaft überzogen und der durchschnittliche Überziehungsbetrag übersteigt die Hälfte des durchschnittlichen monatlichen Geldeingangs auf diesem Konto.

Erfreulich ist auch, dass viele öffentlich-rechtliche Geldinstitute ihren Kunden einen einheitlichen Zins in Rechnung stellt, der deutlich unter dem Durchschnittsatz aller Sparkassen in Höhe von 10,46 Prozent liegt. Als günstigste Sparkasse bundesweit haben wir dabei die Kreissparkasse Gotha mit einem einheitlichen Zinssatz von nur 6,72 Prozent ausgemacht. Das ist sogar weniger als die beiden Direktbanken DKB (6,90) und ING-Diba (6,99 Prozent) verlangen.

Attraktiv aus Verbrauchersicht sind zudem die einheitlichen Zinssätze von:

- Sparkasse Jena-Saale-Holzland mit 7,85 Prozent
- Sparkasse Mansfeld-Südharz mit 7,63 Prozent
- Kreissparkasse Stade mit 8,75 Prozent
- Kreissparkasse Heilbronn mit 8,669 Prozent
- Ostseesparkasse Rostock mit 8,95 Prozent

Und wie sieht es bei den rund 150 Sparkassen aus, die weiterhin einen Zinsaufschlag bei Überschreiten des Dispos kassieren? Ist ein einheitlicher Zinssatz eine Garantie dafür, dass Leute, die regelmäßig ihr Konto überziehen, hier gut bedient sind? Nicht in jedem Fall. So hat die Sparkasse Mecklenburg-Strelitz zwar einen einheitlichen Zins für Dispo und Überziehung. Doch der liegt bei 12,35 Prozent. Da sind Kunden der Sparkasse Schweinfurt deutlich besser dran. Und dies, obwohl es hier noch zwei Zinssätze gibt, nämlich 8,25 Prozent für den Dispo und 11,25 Prozent für die Überziehung.

Rabiat gehen einige Anbieter vor, die von der derzeitigen Niedrigzinsphase offenbar noch nichts gehört haben. Hier die Sparkassen Deutschlands mit den drei höchsten Dispo- und Überziehungszinsen:

- Sparkasse Staufen-Breisach mit 12,15 bzw. 17,65 Prozent
- Sparkasse St. Blasien mit 12,25 bzw. 17,75 Prozent
- Stadtsparkasse Borken mit 12,25 bzw. 17,75 Prozent

Welche Schlüsse sollten Sie als Verbraucher ziehen, wenn Ihre Bank oder Sparkasse deutlich mehr als zehn Prozent an Dispozins und noch einen höheren Überziehungszins nimmt? Das kommt darauf an, ob Sie Ihr Konto regelmäßig überziehen oder nicht. Wenn ja, lohnt es sich, mit Ihrem Geldhaus zu reden und den Dispo in einen deutlich günstigeren Ratenkredit umzuwandeln.

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