Ermittlungen laufen
Giftmord? Oberbayer acht Wochen nach seiner Beerdigung exhumiert - Eine Person in U-Haft

15.10.2021 | Stand 23.09.2023, 21:20 Uhr

Zeugen eines makabren Schauspiels sind frühmorgendliche Spaziergänger vor wenigen Tagen in Töging (Landkreis Altötting) geworden: Auf dem dortigen Friedhof wurde eine Leiche exhumiert.



Die Staatsanwaltschaft Traunstein bestätigt auf Nachfrage der PNP, dass sie diese Maßnahme veranlasste, weil der Verdacht besteht, es könnte ein Tötungsdelikt vorliegen.

Wie der Sprecher der Anklagebehörde, Björn Pfeifer, weiter sagte, befindet sich im Zusammenhang mit dem "Komplex" bereits eine Person in U-Haft. "Das heißt aber nicht, dass es bei dieser einen Person bleiben muss: Wir prüfen, ob sich gegen weitere Personen Verdachtsmomente ergeben. " Die Ermittlungen würden laufen, ihr Ende sei noch nicht absehbar. Pfeifer: "Wir prüfen den Sachverhalt umfassend. "

Auf die Frage, wie man bei der Staatsanwaltschaft von einem möglichen Tötungsdelikt erfahren hatte, mochte sich der Sprecher nicht äußern.

Szenen auf Friedhof waren nichts für zart besaitete Gemüter

Bei dem Toten handelt es sich um einen Mann aus Töging. Im Frühjahr hatte er seinen 75. Geburtstag begangen. Am 5. August war der Vater zweier Töchter und Opa zweier Enkel und ebenso vieler Urenkel gestorben. Sechs Tage später fand seine Beerdigung auf dem Töginger Friedhof statt, einem Gottesacker mit parkähnlichem Charakter.

Doch am Freitag, 1. Oktober, war es mit der Totenruhe vorbei. Nach der Schilderung von Augenzeugen wurden an diesem Tag gegen 6 Uhr morgens nicht nur die Mitarbeiter des örtlichen Bestattungsinstitutes, das das Grab mit einem Minibagger wieder öffneten, Zeugen der Vorgänge: Auch zwei Polizeibeamte waren dabei, eine Reihe von Rechtsmedizinern und Medizinstudenten aus München war extra in die 9300-Einwohner-Stadt am Inn gereist. Exhumierungen sind in Bayern selten - aus diesem Grund nahmen die weiteren Zuschauer die Gelegenheit wahr, sich aus beruflichem Interesse anzuschauen, wie so etwas vor sich geht. Die Szenen auf dem Töginger Friedhof waren nichts für zart besaitete Gemüter - eine Polizeibeamtin konnte den Anblick nicht mehr ertragen und musste sich abwenden. Der Verstorbene, der bereits deutlich in den Zustand der Verwesung übergegangen war, wurde aus seinem hölzernen Sarg in einen metallenen umgebettet und zur rechtsmedizinischen Untersuchung nach München gebracht. Dem Vernehmen nach fand man dort bei der Untersuchung der Leiche klare Hinweise, dass dem Mann Gift verabreicht worden war, das zum Tod führte. Angeblich liegt den Ermittlungsbehörden ein Geständnis einer Person aus dem familiären Kreis des Mannes vor. Diese Darstellung mochte der Sprecher der Staatsanwaltschaft auf Nachfrage der PNP allerdings nicht bestätigen: Man befinde sich noch in einem sehr frühen Stadium der Ermittlungen.

Zunächst war Urnenbestattung geplant

Wie es aus dem Umfeld der Familie des Toten heißt, hatte man sich dort erst spät dazu entschlossen, den Verstorbenen im Rahmen einer normalen Erdbestattung zur letzten Ruhe zu betten. Zunächst hatte sich die Familie eigentlich für eine Urnenbestattung entschieden: Dann wäre der Tote verbrannt worden, Spuren von Gift hätten in der Asche wohl nicht mehr nachgewiesen werden können. Erst im letzten Moment änderte man bei der Familie des Toten die Meinung, so dass er in einem hölzernen Sarg in geweihter Erde bestattet wurde - zur "ewigen Ruhe", die aber nur knapp acht Wochen andauerte.

Toni Brandl