München
Gezeichnete Theologie

Arbeiten von Johann Andreas Wolff in der Münchner "Graphischen Sammlung"

22.06.2016 | Stand 02.12.2020, 19:38 Uhr

Die "Heilige Sippe" schuf Johann Andreas Wolff 1684 für das Altarblatt in St. Martin in Landshut. - Foto: Graphische Sammlung München

München (DK) Auf seinem Selbstbildnis zeigt sich der Künstler Johann Andreas Wolff mit einem schnell über die Schulter geworfenen Tuch. Das gibt ihm Gelegenheit, genau das mit einer Feder zu skizzieren, was die Spezialität dieses Barockmalers war: der in Falten gelegte Stoff.

Dass er aber auch ein profundes Wissen über Heilige und ihre Attribute hatte und dass er ausgiebig die Variationsbreite menschlicher Körperhaltungen studierte, das zeigt eine Ausstellung der "Graphischen Sammlung" zum 300. Todestag von Wolff.

Er kam in München 1652 auf die Welt, hat in seinem Leben drei Reisen nach Passau, Augsburg und Salzburg unternommen und starb 1716 in seiner Heimatstadt. Dennoch war er in der Kunst bewandert - offensichtlich durch Bücher und Drucke. Er selbst arbeitete als Hofmaler sowohl für Kurfürst Max Emanuel als auch für den Freisinger Fürstbischof Johann Franz Eckher. Mit seinen Altarbildern galt er damals als führender Künstler Süddeutschlands.

Auf diese Tatsache nimmt eine Zeichnung Bezug: Der berühmte Ignaz Günther skizziert in Andeutungen ein Altarblatt von Wolff und rahmt es mit einer klar gezeichneten, dreidimensionalen Architektur. Denn Wolff beschäftigte auch seine Zeitgenossen und Nachfolger, er hatte viele Schüler, seine Arbeiten wurden kopiert. Dies macht die Lage für heutige Forscher nicht einfach. Vor den rund Hundert erhaltenen Zeich-nungen Wolffs muss immer wieder genau erforscht werden, ob das Blatt aus der Hand des Meisters stammt oder nicht.

Wie gekonnt Wolff Menschen zu Gruppen zusammenfügte, zeigt beispielsweise die "Anbetung der Hirten", auf der sich sechs Menschen vor dem neugeborenen Kind zusammendrängen und jeder auf seine individuelle Art das Kind verehrt. Erfindungsreich waren auch seine Darstellungen von Heiligen, die stets von einer Engelschar unterstützt werden. Und auf dem Blatt "Heilige Sippe" drängen sich mehrere Generationen um die thronende Maria und ihr Kind, darunter auch der Johannesknabe, der spielerisch ein feines, schmales Kreuz emporhält. Ganz im Hintergrund zeigt Wolff dann schemenhaft das Gesicht eines Hohepriesters. So kann er auf subtile Weise darstellen, dass mit Johannes und Jesus aus dem Judentum heraus ein neuer Bund Gottes mit den Menschen geschlossen wird. Das macht diesen Entwurf von 1684 für den Altar der Landshuter Stadtpfarrkirche St. Martin und Kastulus besonders interessant. Künstler wie Wolff zeichneten Theologie - und das zeigen die ausgestellten Arbeiten auf Papier. Dass hierbei auch Skizzen gezeigt werden, auf denen die Haltung eines Armes oder eines Kopfes geübt wurde, erlaubt uns einen Einblick in die künstlerische Werkstattarbeit von vor 300 Jahren.

Bis zum 17. Juli in der Pinakothek der Moderne, geöffnet täglich außer Mo 10-18 Uhr, Do bis 20 Uhr.