Gewinnstreben

Zu "Selbstversuch im Pflegeheim" (DK vom 14. August):

20.08.2018 | Stand 02.12.2020, 15:50 Uhr

Zu "Selbstversuch im Pflegeheim" (DK vom 14. August):

Was hat sich in Sachen Pflegenotstand verbessert, seit sich der Kandidat Werner vor vielen Jahren den Kittel überstreifte, um im Altstadtzentrum für eine Frühschicht zu hospitieren (auch damals war Wahlkampf)? Leider ist trotz andauernder Diskussionen die Lage für Klienten und Beschäftigte wegen der seit über zwanzig Jahren währenden Ökonomisierung der Branche schlechter geworden. Als Fachkraft für Altenpflege muss ich auch die mangelnde Bereitschaft in den Betrieben, sich zu organisieren und ihre Interessen zu vertreten, nennen.

Es werden aber Arbeitsbedingungen und Entlohnung nicht durch Politikerreden verbessert, sondern vor allem durch Verhandlungen der Tarife zwischen der zuständigen Gewerkschaft und den Arbeitgebern sowie durch Betriebsvereinbarungen. Gerade die AWO (warum vereinbart Herr Süß denn keine besseren Tarife?) ist hier auch nur ein Pflegekonzern in Konkurrenz zu Anderen und ist eher schon, wie in Thüringen, durch Tarifflucht und Gewerkschaftsbekämpfung aufgefallen.

Natürlich ist es zu begrüßen, wenn AWO-affine SPD-Politiker sich des Themas annehmen und sich vor Ort ein Bild machen. Das wird aber wenig ändern,solange die Kollegen und Kolleginnen still halten und die Gesellschaft das Gewinnstreben der Pflegeunternehmen hinnimmt. Es geht um unsere Eltern, Großeltern und dann auch einmal um uns.

Ino Pirke,

Ingolstadt