Hepberg
Gewerbepark in Hepberg: Belastung oder Bereicherung?

Über 100 Anwohner diskutieren beim Bürgerdialog

03.08.2021 | Stand 23.09.2023, 20:08 Uhr
Timo Schoch
Die Sorgen der Anwohner bezüglich des geplanten Gewerbeparks versuchten Hepbergs Bürgermeister Raimund Lindner (Mitte, im Vordergrund), Erik Duckstein, Regional Manager Süd bei Garbe Industrial Real Estate (am Mikrofon) und dessen Co-Entwickler Arnold Fischer (rechts) zu entkräften. −Foto: Schoch

Hepberg - Mit einem Bürgerdialog am geplanten - und umstrittenen - Gewerbepark sind Bürgermeister Raimund Lindner (FHB) und die Investoren über 100 Hepberger Einwohnern am Montagabend Rede und Antwort gestanden.

Dabei wurde klar: Die Menschen sorgen sich vor allem um die Verkehrssituation und den möglichen Lärm.

Sachlich solle die Diskussion bleiben. Das war der Wunsch von Hepbergs Bürgermeister Raimund Lindner vor Beginn des Bürgerdialogs. Zwei Stunden später war klar: Das Thema ist zu emotional, um durchgängig sachlich zu diskutieren. "Es war heißer Tobak", lautete denn auch Lindners Fazit am Ende. "Für wen? ", fragten einige der über 100 anwesenden Bürger. "Für mich", antwortete Lindner. Spöttisches Gelächter. Irgendwie fühlte es sich wohl für alle Beteiligten an diesem Montagabend wie heißer Tobak an. Für Lindner und die Verwaltung, die teilweise von den Hepbergern hart angegangen wurden. Für die Investoren, die sich für einen rechtlich einwandfreien Kauf, geplante Investitionen in Millionenhöhe, Schaffung von Arbeitsplätzen und Gewerbeeinnahmen für die Gemeinde fühlten, wie am Prager zu stehen. Und natürlich für die Hepberger, die sich um die Verkehrssituation sorgen, um Lärm, noch höhere Belastung als bislang und über Unternehmen, denen das Umfeld egal ist.

Zu Beginn versuchten Lindner und die Investoren noch, die Diskussion zu lenken, Argumente zu entkräften - aber je länger die Veranstaltung dauerte, desto vehementer argumentierten die Bürger dagegen und desto persönlicher wurde es teilweise.

Der Bebauungsplan ist rechtskräftig

Dabei ist die Sachlage eindeutig: Seit 2019 ist der Bebauungsplan des umstrittenen Gewerbeparks im Osten des Orts rechtskräftig. So betonte Lindner mehrfach, dass die Gemeinde eine Bebauung nicht mehr ablehnen könne. Auch eine Klage vor Gericht sei mit großer Wahrscheinlichkeit nicht erfolgversprechend. "Dann erwarten uns Schadenersatzforderungen in Millionenhöhe wegen Verzögerung des Baus", sagte Lindner. Geld, das die Gemeinde nicht habe beziehungsweise in anderen Projekten, wie Kindergarten- und Schulneubau, verplant sei.
Die Investoren, die von Erik Duckstein, Regional Manager Süd bei Garbe Industrial Real Estate, und dessen Co-Entwickler Arnold Fischer vertreten waren, versuchten, das Positive hervorzuheben: mehr Gewerbeeinnahmen für die Gemeinde, Lärmabschirmung der Gebäude für die weiter westlich gelegenen Wohngebiete und die Schaffung von neuen Arbeitsplätzen. Lindner hofft dabei auf rund 200 neue Stellen in der Gemeinde. Drei bis vier verschiedene Einheiten plant der Investor. Der Bebauungsplan würde eingehalten werden, auch andere Vorgaben, was den Lärm betreffe. Ein Gebäude in der Länge von 100 Metern und 40 Metern Tiefe sei möglich, mit der dazu entsprechenden Anzahl an Parkmöglichkeiten für die Mitarbeiter.

Über zehn Interessenten für den Gewerbepark

Mit neun bis zehn Monaten Bauzeit rechnet der Investor. "Wir haben schon über zehn Interessenten", sagte Duckstein. "Bei drei bis fünf handelt es sich um seriöse Anfragen. " Trotzdem werde es noch bis zu drei Jahre dauern, bis die finalen Mieter feststehen. Über die Anfragen hielt sich Duckstein bedeckt, nur über einen Interessenten verriet er etwas mehr: Ein Ingenieurdienstleister habe Interesse. Dieser suche ein hochwertiges Gebäude für einen Prüfstand und Schulungen.

Ein Logistikunternehmen - was die Befürchtung vieler Anwohner ist - soll nicht auf das Gelände des Hepberger Gewerbeparks ziehen. "Dafür bauen wir viel zu hochwertig und viel zu teuer", sagte Fischer. Trotzdem: Mehr Fahrzeuge - und da stimmen Verwaltung und Investoren überein - werden das Gewerbegebiet anfahren. Und genau das ist der Knackpunkt. Die Anwohner der Köschinger Straße fühlen sich bereits jetzt genug belastet. "Warum hat sich die Gemeinde nicht schon früher Gedanken über den Verkehr gemacht? ", fragten die Bürger. Erst in der jüngsten Gemeinderatssitzung am vergangenen Donnerstag hatte das Gremium dafür gestimmt, einen Verkehrsplaner zu suchen, der einen Ausweg aus dem Dilemma aufzeigt (DK berichtete).

Die Bürgerinitiative Köschinger Straße und die Anwohner bevorzugen zwei Varianten: den Ausbau der Köschinger Straße in Richtung Osten. Dafür müsste dann die Verwaltung eine politische Lösung mit den angrenzenden Gemeinden Lenting und Kösching finden. Oder eine neue Straße von "An der Batterie" in Richtung Süden - parallel zur Autobahn -, die dann in die Straße "Am Sportplatz" mündet. Alles diene der Entlastung der direkt betroffenen Anwohner.

Doch eines ist klar: Alles kostet Geld. Geld, das die Gemeinde nicht hat. So ist sicher: Es wird in Hepberg beim umstrittenen Gewerbepark in den kommenden Wochen und Monaten nicht sonderlich sachlich zugehen.

DK

Timo Schoch