Eichstätt
Gewaltprävention auf Bayrisch

Hochrangige indische Polizeidelegation informiert sich bei Eichstätter Polizei über Opferschutz

31.07.2017 | Stand 02.12.2020, 17:42 Uhr
Acht ranghohe Vertreter der indischen Polizei sind zurzeit bei der Eichstätter Bereitschaftspolizei zu Gast. Schwerpunkt der Weiterbildung ist das Thema Frauen- und Opferschutz. Martin Leimer(links) moderierte am Montag den praktischen Teil. −Foto: Richter

Eichstätt (DK) Wenn bei der Eichstätter Bereitschaftspolizei Englisch gerade hoch im Kurs steht, hat das mit weit gereistem Besuch zu tun. Eine Delegation ranghoher indischer Polizisten informiert sich dort über die Ausbildung. Ein Schwerpunkt des Austausches ist das Thema Frauen- und Opferschutz.

Der Freistaat und der südindische Bundesstaat Karnataka sind bereits seit zehn Jahren wirtschaftlich verbandelt. Im Juni 2016 hatten die Innenminister beider Seiten eine Absichtserklärung unterzeichnet, die Polizeizusammenarbeit zu intensivieren. Mit im Boot sitzt die Hanns-Seidel-Stiftung, als Vermittler und Organisator des Austauschprogramms. Deren Büroleiter in Neu-Delhi, Volker Plän, begleitete die indische Delegation nach Eichstätt. Das Projekt sei eines von vielen in 60 verschiedenen Ländern. "Uns geht es vor allem darum, den Frauen- und Opferschutz in Indien zu verbessern." Da liege vieles im Argen. "Wir sind der bayerischen Polizei extrem dankbar, dass sie uns ein derart professionelles Programm bietet."

Nicht nur er, auch die Gäste wirkten begeistert, besonders bei den praktischen Vorführungen. Kein Wunder, denn "die Polizeiausbildung in Indien ist sehr theorielastig", sagte Volker Plän. Es ist das erste Mal, dass indische Polizisten sich "auf Arbeitsebene" in Bayern informieren. Am Freitag besuchten sie die Inspektion Ingolstadt.

Ganz ohne graue Theorie geht es freilich auch in Deutschland nicht. "Aber die duale Ausrichtung des Seminars war mir sehr wichtig, die Praxis darf nicht zu kurz kommen", sagte Eichstätts Bepo-Chef Hubert Müller. An Erfahrungswerten fehlt es ihm und seinen Leuten nicht, pflegt seine Einrichtung doch - wiederum über die Hanns-Seidel-Stiftung - zudem enge und rege Kontakte nach Bangladesch, Indonesien und Thailand.

"Wir haben das Gesetz, und wir haben die Wirklichkeit, dazwischen steht die Polizei", erläuterte Hauptkommissarin Petra Fries gestern den acht Gästen das Vorgehen ihrer Kollegen bei "Häuslicher Gewalt". So weit die Gemeinsamkeit in beiden Ländern. Die Besucher erkannten aber rasch, dass in Bayern vieles anders läuft. Fries erläuterte, wie die Polizei einen Aggressor beruhigt oder wann sie ihn festnimmt. "Wer schlägt, der geht!", laute der Grundsatz. Polizeianwärter müssten für das Thema mitunter sensibilisiert werden, um richtig damit umzugehen.

Die indische Delegation, darunter zwei Frauen, erfuhr weiter, dass die bayerische Polizei in größeren Inspektionen nicht nur eigene Sachbearbeiter für die Verfolgung solcher Delikte beschäftigt. Die Opfer würden zudem Hilfestellung und allerlei Hinweise erhalten, wohin sie sich wenden können. Zustimmendes Nicken bei den Gästen. "Wir nehmen dieses Thema in unserem Land inzwischen sehr ernst", erklärte Ravikanthe Gowda vom Indian Police Service. Rund 99 Prozent der Opfer seien dort Frauen. "Das System in Bayern ist wirklich gut, alle Behörden sind miteinander vernetzt", lobte sein Kollege.

Den praktischen Einsatz demonstrierten junge Polizeianwärter und gaben ein souveränes Bild ab. Inga Nehls und Ferdinand Probst sind zwar erst seit einem Jahr bei der Eichstätter Bereitschaftspolizei, wissen aber als Streifenteam schon genau, worauf es ankommt. Zwei weitere Kollegen in Zivil mimten ein Paar, das in Streit geraten war, mit roter Schminke als "Stirnwunde". Eine Szene, wie sie täglich Realität sein kann. Auch wenn es sich nur um die Kulisse eines Wohnzimmers und eine fiktive Situation handelte, kam die Stimmung gut herüber. Die in bestem Englisch gespielte Festnahme des renitenten Aggressors, auf Smartphone-Videos vielfach festgehalten, hinterließ durchaus Eindruck.

Morgen geht es für die indischen Gäste zurück in die Heimat. Ob und wie sie die Seminarinhalte umsetzen, wird sich schon im Herbst zeigen. Dann erfolgt der Gegenbesuch der Eichstätter in Karnataka.