Riedenburg
Gewaltiger Applaus für die Altmühlbühne

Hochkarätiges und ambitioniertes Laienschauspiel: Premiere von "D'Eisheilign und die kalt' Sophie"

13.11.2016 | Stand 02.12.2020, 19:03 Uhr

Liebeleien und amüsante Verwicklungen gepaart mit rustikalen Augenblicken verpackte die Truppe in ihrem hochkarätigen Spiel.

Riedenburg (DK) Der erste Applaus brandet bei der Premiere des neuen Bühnenstücks "D'Eisheilign und die kalt' Sophie" am Samstagabend bereits auf, als noch gar keine Darsteller auf der Bühne zu sehen sind. Der spontane Beifall gilt wieder einmal einzig dem Bühnenbild, das sich im Laufe der Jahre zu einem besonderen Markenzeichen der Altmühlbühne Riedenburg entwickelt hat. Christian Hollweck hat in seiner Doppelfunktion als Darsteller und Bühnenbauer mit seinem Team erneut viel Liebe zur Originaltreue in die Details gelegt.

Das ländliche Lustspiel in drei Akten von Georg Harrieder spielt in einer Bauernstube des angehenden vergangenen Jahrhunderts, zu der ein Herrgottswinkel, originalgetreue Möbel und natürlich ein gemauerter Kachelofen gehören. All dies und eine ganze Menge weiterer zeitbezogener Details bilden den Hintergrund für das, was Regisseurin Bettina Mansdorfer aus dem im Grunde vorhersehbaren Bauerntheaterstück mit dem bravourösen Spiel der Truppe und eigenen Ideen gemacht hat.

Der Inhalt des Stückes ist bald umrissen. Hofbäuerin Ginerl - hinreißend und ausdrucksstark gespielt von Corinna Sollinger - hat ihre Eltern verloren und muss jetzt den großen Hof alleine führen. Ihre Hauserin Sophie - erneut mit großartigem komödiantischen Talent geradezu gelebt von Susi Schäffer - steht ihr wie eine Mutter bei. Aber da sind noch der schelmische Großvater Pangraz (Kuno Mößl) und seine beiden spitzbübischen Freunde Servat (Florian Schöberl) und Bonifaz (Christian Hollweck), die ihnen das Leben mit allerlei Streichen zusätzlich schwer machen. Die beiden Theaterurgesteine Kuno Mößl und Christian Hollweck haben hier wieder einmal ihre Paraderollen gefunden und auch für den Bühnenneuling Florian Schöberl ist die Rolle ein glanzvoller Einstieg ins Ensemble.

Als der neue Jungknecht Vitus (Roland Fürnrieder in Idealbesetzung) auf den Hof kommt, bringt er das Gefühlsleben der Bäuerin und der Magd Hannerl (Stefanie Gruber) gehörig durcheinander. Zudem versucht die Erbschleicherin Ludwiga Härtinger (Caroline Paulus) aus der Situation der Bäuerin noch gehörig Kapital zu schlagen. Auch das "Krenweiberl" Babette (Andrea Lauerer) möchte an der ledigen Bäuerin verdienen und bringt reihenweise Hochzeiter (Robin Schlögl) auf den Hof, um sich den Kuppelschmus zu verdienen. In dieser Not aber helfen die drei Eisheiligen zusammen, entlarven die Heiratsschwindlerin und auch Vitus trägt mit viel Einsatz seinen Teil dazu bei, dass doch noch alles gut wird auf dem Haidhof.

Was diesen vorhersehbar gestrickten Handlungsablauf des Autors für die Besucher der Altmühlbühne dennoch so anziehend macht, ist deren Umsetzung in hochkarätiges und ambitioniertes Laienschauspiel. Dies gelingt vor allem dadurch, dass die Gruppe in sich geschlossen wirkt. Der Regisseurin und vor allem der erfahrenen und exzellent ausgebildeten Stammbesetzung ist es gelungen, die Neulinge auf den Brettern nahezu nahtlos einzubinden und sie an ihr anspruchsvolles Qualitätslevel heranzuführen. Diese Qualitätsebene zeigt sich neben dem Verzicht auf übertriebene Posen in den Details im Spielverlauf, mit denen Regisseurin Mansdorfer das Stück auspolstert, heimelig macht - etwa, wenn Sophie in der Morgenszene ihren Zopf richtet - und ihm dadurch mehr mitgibt, als der bloße Handlungsablauf fordern würde. Dazu kommen die stimmigen Kostüme und Originalgewänder, die sie vom Trachtenverein Painten ausgeliehen haben.

Natürlich gibt es die Schenkelklopfer, platten Sprüche und rustikalen Augenblicke, die zu so einem Stück einfach dazu gehören und reihenweise Lacher produzieren. Mansdorfer hat aber zwischen all dem viel Wert auf das sensible Zeichnen der Charaktere und Stimmungsbilder gelegt. Ihr ist damit eine wunderbare Verknüpfung von deftigem Vergnügen und Theateranspruch gelungen. Die musikalische Unterhaltung in den Pausen gibt das Duo "S'Wintergrea" dazu.

Die überschwänglichen Reaktionen des Publikums aus den ausverkauften Bankreihen - unter ihnen auch Bürgermeister Siegfried Lösch (CSU) - ließen dann auch keinen Zweifel am Erfolg der neuen Inszenierung. Natürlich hatten sich alle Akteure nach dem gewaltigen Schlussapplaus einen Schluck Sekt hinter der Bühne verdient. "Das richtige Leben auf der Bühne beginnt erst mit dem Spiel vor dem Publikum und das ist auch für uns jedes Mal richtig aufregend", bekennt Bettina Mansdorfer im Kreis ihrer strahlenden Kollegen. "Und es ist wie vielmals zuvor. Oft lacht das Publikum an Stellen, wo wir es gar nicht vermutet hätten", sagt sie. Die Karten für die acht folgenden Aufführungen sind bereits restlos ausverkauft.