Hettenshausen
Geteiltes Echo

Plan für Hettenshausens neue Dorfmitte liegt vor - und die Bürger werden um ihre Meinung gebeten

19.09.2017 | Stand 02.12.2020, 17:28 Uhr
Die Neugestaltung der Hettenshausener Dorfmitte ist ein heikles Thema. Jetzt sollen die Bürger ihre Meinungen zu den vorgelegten Plänen abgeben. −Foto: Ermert

Hettenshausen (PK) Eine schwere Geburt deutet sich bei der Umgestaltung der Hettenshausener Ortsmitte an. Die Pläne von Architekt German Deller und Stadtplaner Dierk Brandt stießen im Gemeinderat auf geteiltes Echo. Jetzt sollen die Bürger ihre Meinung abgeben, erst dann wird entschieden.

„Nein, das wird viel zu teuer“, lautete ein Zwischenruf am Montagabend im Gemeinderat. „Mir gefällt das überhaupt nicht“, ein anderer. Auf der anderen Seite blickten die beiden Planer am Ende ihres Vortrags auch in lächelnde Gesichter. „Sehr schön, das sieht gut aus“, meinte einer. Und auch ein „Darauf können wir aufbauen“ war zu hören.

Am Ende einer langen, aber aufgrund der Tragweite des Projekts für ganz Hettenshausen auch zwingend notwendigen Debatte würde noch kein Beschluss gefasst. „Wir nehmen diese Anregungen jetzt erst mal mit und lassen sie etwas sacken“, schlug Bürgermeister Hans Wojta von der Unabhängigen Wählergemeinschaft (UWG) vor. Dem schlossen sich die Räte ebenso einhellig an wie dem Aufruf an alle Bürger, ihre Meinung zum vorliegenden Entwurf (siehe nebenstehenden Plan) zu äußern. Über E-Mails an Dorfheim@hettenshausen.de – die Adresse ist den Bürgern von der Ideensammlung her schon bekannt – sammelt die Verwaltung nun alle Reaktionen ein, um sie für die Sitzung am 6. November aufzubereiten. „Dann sprechen wir darüber – und treffen eine Entscheidung“, sagte Wojta.

Worum es eigentlich geht, packten die zwei Planer an den Anfang ihrer Ausführungen. „Diese Maßnahme ist die Eintrittskarte, um von der Regierung von Oberbayern in die Städtebauförderung aufgenommen zu werden“, sagte Dierk Brandt. Theoretisch könnte noch heuer der Antrag auf Fördergelder (die bis zu 60 Prozent der Kosten wieder wettmachen) gestellt werden. „Es ist angeblich noch Geld im Topf, das wir abgreifen könnten“, meinte der Stadtplaner. Und obwohl die Feinuntersuchung der Hettenshausener Dorfmitte in das Integrierte kommunale Entwicklungskonzept (Ikek) eingebunden ist, das die Gemeinde an der Seite von Pfaffenhofen, Scheyern, Rohrbach und Schweitenkirchen begonnen hat, hängt der Startschuss für den Umbau der Dorfmitte nicht vom Fortschreiten der Pläne jener Partnergemeinden ab. „Wir können die Dorfmitte ganz für uns allein beleben“, so Deller.

Die angedachten Maßnahmen sind umfangreich, die Kosten gehen in die Millionen. Aber aus den bisherigen Anregungen hat sich für Deller und Brandt klar ergeben, dass genau das von den Hettenshausener am meisten gewünscht sei. Die Kirche hat ihr Mitwirken (auch finanziell) bereits signalisiert. Und neben Städtebauförderung können theoretisch auch Fördergelder aus Wohnraumprogrammen abgegriffen werden.

Dennoch war den Räten eine gewisse Vorsicht anzumerken, als Brandt und Deller loslegten. Ihr Plan umfasst sechs Schritte. Los geht’s mit einem Plangutachten, das neue Ideen aufwerfen soll, oder dem Realisierungswettbewerb, um das vorgestellte Konzept in die Tat umzusetzen. Danach folgt der Abbruch des Strobl-Anwesens, das sich direkt am Übergang der Hauptstraße in die Hittostraße befindet – und das der Kern der ganzen Maßnahme ist. Auf dem Grundstück soll zunächst das etwa 16 mal zehn Meter große Dorfheim entstehen, das auf 700 Quadratmetern auf mehreren Etagen (2 plus D) neben einem unterteilbaren Multifunktionsbereich auch noch diverse Nebenräume umfassen soll. Vom Sitzungssaal über die Nutzung durch Feuerwehr, Kirchenchor oder Seniorentreff soll es neben einer Küche und einem Freisitz auch Mutter-Kind-Gruppen, Ministranten, Gymnastikkursen, Schützen, das Bürgermeisterbüro und eventuell sogar einen Geldautomaten (wenn die Sparkassenfiliale schließt) beherbergen.

Der Maibaumplatz zur Straße hin steht für Freiluftfeiern ebenso parat wie ein Dorfhof, der sich hinter dem Heim anschließt. Dieser Hof verfügt über einen Kinderspielplatz und wird (nach Süden offen) von einem weiteren Neubau begrenzt: einen L-Riegel-förmigen Neubau, in dem etliche 50 bis 80 Quadratmeter große Wohnungen für Singles, Alleinerziehende oder kleine Familien entstehen könnten. „Der pressiert nicht. Dazu braucht es vermutlich einen Investor. Und das kann auch anders aussehen“, unterstrich Brandt den Vorschlagscharakter dieses Planaspekts. Auf dem rund 1200 Quadratmeter großen Freigelände können bis zu 450 Personen Platz finden. Während die Kosten für das Dorfheim bei mindestens zwei Millionen Euro liegen könnten, werden für die Außenanlage rund 500 000 Euro fällig. Und hinzu kommt auch noch – für weitere 200 000 Euro – eine Umgestaltung der Kreuzung mit ihren drei jeweils 6,50 Meter breiten Zufahrtstraßen, auf denen täglich rund 5000 Fahrzeuge die Dorfmitte durchqueren. „Heller Asphalt und farbige Einsprengsel“ schweben German Deller für den Kreuzungsbereich vor, um die Autos zum Bremsen zu bewegen. Dazu Zebrastreifen und eine deutliche Kurvenführungen sowie – zwingend – eine Begrenzung auf 30 Stundenkilometer. „Es muss langsam sein“, forderte Brandt.

Die Reaktionen waren geteilt, die Kritik ging in viele Richtungen. Wolfgang Schrätzenstaller (CSU) war es schlichtweg zu teuer. Johann Radlmeier (CSU) missfiel der Plan an sich, Erich Hiereth (CSU) plädierte dafür, das Gebäude für besonderes Wohnen zu kürzen. Auch das komplette Weglassen des Wohnkomplexes wurde besprochen. Ein Vorstoß, der Dierk Brandt jedoch komplett missfiel. „Diese Argumente sind fehl am Platz. Die Dorfmitte muss belebt werden. Da braucht es keinen Riesenplatz für 2000 Menschen, der das ganze Jahr leer steht“, wetterte er.

Da sich ein schneller Kompromiss nicht abzeichnete, zog Wojta den Joker – und vertagte die Entscheidung. „Wir hoffen auf viele Meinungen der Bürger. Dann sehen wir weiter.“