Schrobenhausen
Geteilte Meinungen und viele Spekulationen

07.09.2010 | Stand 03.12.2020, 3:43 Uhr

Alt gegen neu: Gegen den Austausch alter Führerscheine gegen neue hat Richard Felbermeir nichts auszusetzen. - Foto: Spindler

Schrobenhausen (SZ) Der Führerschein soll nur noch 15 Jahre gültig sein. Diejenigen vor Ort, die die damit verbundenen Veränderungen in den beiden nächsten Jahren vor Ort umsetzen sollen, wissen allerdings bisher von nichts.

Daher bewegt sich, was die Neuregelung angeht, vieles beim Landratsamt Neuburg-Schrobenhausen sowie bei der Polizei im Bereich der Spekulation. Die Schrobenhausener Polizeiinspektion will sich überhaupt nicht zur geplanten Führerscheinreform äußern und verweist bei der Anfrage der Schrobenhausener Zeitung gleich mal auf die Pressestelle des Ingolstädter Polizeipräsidiums. Auch dort gibt sich ein Sprecher eher zugeknöpft: "Das ist eine Angelegenheit des Bundesverkehrsministeriums, dazu können wir noch keine Stellung nehmen."

Austausch sinnvoll

"Ich find’s eigentlich richtig", sagt dagegen ein ehemaliger Polizist. Richard Felbermeir, Vorsitzender der Kreisverkehrswacht, denkt dabei zunächst an das Dokument an sich. Wenn jemand in jungen Jahren seine Fahrerlaubnis erworben habe und den Schein noch bei seinem 65. Geburtstag bei sich trage, sei das Foto kaum noch zu erkennen. Daher glaubt Felbermeir, trotz Ruhestands noch ganz Polizist, dass ein regelmäßiger Austausch des Führerscheins schon Sinn machen könne.

Zweifel dagegen hat Felbermeir allerdings, wenn es bei der Führerscheinreform möglicherweise um eine Erhöhung der Verkehrssicherheit gehen solle. "Die Verkehrstüchtigkeit wird doch gar nicht überprüft", verweist er darauf, dass die Bundesregierung keinen Gesundheitscheck vorsieht.

In das gleiche Horn bläst auch Willi Riß vom Landratsamt Neuburg-Schrobenhausen. "Welchen Sinn soll es denn haben", fragt Riß und blickt dabei ebenfalls wie Felbermeir auf die fehlende Gesundheitsüberprüfung. Schließlich, so Riß, sei lediglich an den regelmäßigen Austausch des Führerscheins gedacht.

Auf ihren Führerschein verzichten derzeit schon Bürger ganz freiwillig. Felbermeir kennt im eigenen Bekanntenkreis durchaus einige, die diesen Schritt gegangen sind. "Das Auto ist schon ein Stück weit Freiheit, die man dann aufgibt", sagt Felbermeir, der selbst in sechs Wochen Skandinavienurlaub mit seinem Wohnmobil locker rund 10 000 Kilometer zurückgelegt hat. Aber Felbermeir weiß genauso gut, dass sich viele ältere Menschen mit den Anforderungen an den modernen Straßenverkehr überfordert fühlten. Und manchmal, so Felbermeir, bedürfe es in solchen Fällen des sanften Drucks der Familie.

Kosten unbekannt

Im vergangenen Jahr, gewährt Riß einen Einblick in die Statistik der Führerscheinstelle des Landratsamtes, hätten 21 Personen auf ihren Führerschein verzichtet. Heuer seien schon 16 Menschen gewesen, die sich zu diesem Schritt durchgerungen hätten. Riß gibt bei der Vielzahl der Begründungen zu, dass der Verzicht in vielen Fällen auf sanften Druck von amtlicher Seite zustande gekommen sei. Die Zahl der Menschen, die vollkommen aus freien Stücken auf den Führerschein verzichteten, sei sehr gering.

Gedanken macht man sich dagegen in der Führerscheinstelle des Landratsamtes schon einmal über ganz praktische Fragen, die die Führerscheinreform nach sich ziehen könnte. So könne derzeit über die Kosten von 2013 an lediglich spekuliert werden, sagt Riß. Derzeit koste der Austausch des Führerscheins ganze 24 Euro. Die Umschreibung oder Verlängerung eines Führerscheins wie sie bereits für Inhaber von Lkw-Führerscheinen vom 50. Lebensjahr an alle fünf Jahre vorgeschrieben ist, koste 37,50 Euro. Da rechnet Riß allerdings den Gesundheitscheck, den die Führerscheininhaber selber zahlen müssen, noch nicht mit. "Es ist fraglich, ob es künftig eine Verknüpfung beider Gebühren geben wird", blickt Riß schon mal auf das Jahr 2013. Auch über den möglichen Personalaufwand, den die von der Europäischen Union erzwungene Führerscheinreform für das Landratsamt möglicherweise mit sich bringe, kann Riß noch nichts sagen.