Dietfurt
"Gestalten statt verwalten"

Angeliki Gleixner tritt für die Dietfurter Grünen als Bürgermeisterkandidatin an

11.02.2020 | Stand 02.12.2020, 11:59 Uhr
Die Freizeit von Angeliki Gleixner gehört der Musik. Sie beherrscht insgesamt 22 Instrumente. −Foto: Kirschner

Dietfurt - Seit elf Jahren lebt Angeliki Gleixner in Dietfurt.

 

Die 57-jährige Psychologin ist 2009 "der Liebe wegen" ins Altmühltal gezogen. "Hier ist es viel schöner als in Neutraubling", beschreibt sie den schon auf den ersten Blick erkennbaren größten Unterschied zu ihrem früheren Wohnort, der Industriestadt östlich von Regensburg. "Aber Dietfurt ist in den vergangenen Jahren auch nicht gerade attraktiver geworden", sagt Gleixner, die für den neu gegründeten Ortsverband der Dietfurter Grünen als Bürgermeisterkandidatin antritt. Um dem und andere negativen Entwicklungen, die ihr am Herzen liegen, entgegenzutreten, hatte sie schon vor gut einem Jahr ihre Kandidatur angekündigt.

Was die Stadt Dietfurt wirklich nicht schöner gemacht hat, das sind die Industriebauten, die in den vergangenen Jahren entstanden sind, die Hanwha an einem Ortsende und die Baywa am anderen. Der geplante Neubau der Edeka im Osten der Stadt ist den Grünen um ihre Vorsitzende Gleixner ebenso ein Dorn im Auge, bekanntlich haben sie vergangenes Jahr ein Bürgerbegehren in die Wege geleitet.

"Gestalten statt verwalten" lautet ihr Hauptmotto und da sieht sie ein enormes Potenzial. "Natürlich muss eine Stadt unternehmerisch geführt werden", sagt Gleixner, aber darüber hinaus sollten - soweit wie nur irgendwie möglich - die Bürger entscheiden dürfen. Es gelte grundsätzlich, den "höchstmöglichen Kompromiss" für das Gemeinwohl zu erzielen, "der kleinste bringt uns nicht weiter", ist sie sich sicher.

Wer an ihrem Haus vorbeigeht, der sieht auf dem Dach große Solarkollektoren. Das Auto in der Garage wird gerade mit Strom betankt. Zur Energiewende müsse jeder persönlich etwas beitragen, ist ihre Meinung, der Klimaschutz auch in der Gemeinde umgesetzt werden. Gleixner ist überzeugt, dass eine dezentrale Stromversorgung auch in Dietfurt möglich wäre. So wie sie selbst es vormacht, stromautark zu leben, könnte es auch die Sieben-Täler-Stadt. "Energiekonzepte mit Bürgerbeteiligung" schweben ihr vor, ein Bürgerwindrad zum Beispiel, ein städtischer Klimaschutzmanager, mehr Ladesäulen für Elektroautos und ein Solarkataster für die gesamte Großgemeinde.

Was den Bau der Juraleitung P 53 betrifft, setzt Gleixner nicht auf eine reine Blockadehaltung, sondern auf Verhandlungen und Kommunikation. Zusammen mit der P-53-Allianz kämpft sie mit ihrem Mann Karl-Heinz Egert "für die Einhaltung der Abstandsflächen zum größtmöglichen Schutz der Bevölkerung".

"Sozialer Wohnungsbau, betreutes Wohnen, bezirksübergreifende ökologische Verkehrskonzepte und gemeindeübergreifender Hochwasserschutz" sind weitere Punkte ihres Wahlprogramms. Über eine Dietfurt-App könnten Dienstleistungen und Informationen der Stadt abgerufen werden, das "Bürgermagazin" müsse dann zum Beispiel nicht mehr gedruckt werden.

Dass mit Gleixner und den Grünen im neuen Stadtrat sorgfältiger auf das Stadt- und Landschaftsbild geachtet werde, versteht sich. Die Aufenthaltsqualität in der gesamten Stadt für Einheimische wie Urlauber müsse erhöht werden durch Erholungsbereiche und Baumpflanzungen und ein Leerstandsmanagement für die Innenstadt. "Wir planen den Einstieg in den sozialen Wohnungsbau und eine Überarbeitung der Flutmulde mit allen Beteiligten", heißt es weiter im Wahlprogramm der Grünen.

Dietfurt soll eine fahrrad- und fußgängerfreundliche Kommune werden. Die Voraussetzungen hierfür könnten durch die Verkehrsführung geschaffen werden. Auch ist sie für den Austausch des lauten Pflasters in der Innenstadt - "eines baulichen Mangels" - notwendig. Ein elektrischer Rufbus zu den umliegenden Bahnhöfen und zum Freibad soll die Abhängigkeit vom Auto weiter verringern. Der Fuhrpark der Stadtverwaltung könnte elektrifiziert und in ein E-Car-Sharing-System für die Bürger eingebunden werden.

Die gute Zusammenarbeit zwischen der Stadt und den Ortsteilen könne aus Dietfurt eine Vorzeigegemeinde machen, in der jeder seine Stärken einbringt. Der Anteil ökologisch erzeugter Lebensmittel und der Produkte aus der Region müsse gesteigert werden, Gleixner schwebt ein Regionalladen für Dietfurt vor. Gemeinschaftliche Wohnprojekte, die Stärkung des Ehrenamts, betreutes Wohnen und eine bessere Einbindung der älteren Generation: Gleixner und die Grünen aus ihrem Wahlkampfteam haben sich zu allen Punkten ihre Gedanken gemacht.

Auf Wahlversammlungen haben die Dietfurter Grünen verzichtet. Angeliki Gleixner ist zuversichtlich, auch so grünes Gedankengut im neuen Stadtrat unterzubringen. Neben einer Liste mit zwölf Kandidaten ist es den Dietfurter Grünen wichtig, möglichst viele Kreisräte stellen zu können.

Entspannung sucht die freiberufliche Psychologin in ihrer knappen Freizeit in der Musik. Sie gehört zusammen mit ihrem Mann Karl-Heinz Egert der dreiköpfigen Band Draiocht Foraoise, übersetzt Zauberwald, an. Die hat sich einer besonderen Musikrichtung verschrieben, dem Musikmix aus bayrisch-irisch-schottischen Klängen. Gut sechs Jahre nach der Gründung ist Draiocht Foraoise "im ganzen südbayerischen Raum bekannt", sagt Angeliki Gleixner.

uke