Ingolstadt
Gesegneter Schinken und Osterlämmchen

Ingolstädter Bäckereien und Metzgereien bereiten sich auf den Festeinkauf in der Krise vor

07.04.2020 | Stand 23.09.2023, 11:32 Uhr
  −Foto: Hauser, privat

Ingolstadt - Den Osterschmaus in der großen Runde wird es heuer, inmitten der Corona-Krise, kaum geben.

 

Auf ein schönes Essen müssen Familien trotzdem nicht verzichten. Was sich im Hinblick auf den Ostereinkauf verändert und wie sich Betriebe darauf vorbereiten, berichten Metzgereien und Bäckereien aus Ingolstadt.

Lammfleisch aus dem Altmühltal oder geräucherter Schinken - das sind Klassiker, die es in der Metzgerei Walk jedes Jahr gibt. Die stellvertretende Leiterin, Christina Hüttinger, rechnet jetzt mit deutlich kleineren Mengen: "Die Leute bereiten sich auf ein Fest ohne Besuch vor. " Deshalb setzt die Metzgerei auf das richtige Verpacken, damit Reste eingefroren werden können.

Auch Richard Huber jun. stellt sich in diesem Jahr auf kleinere Mengen ein: "Wir machen Osterschinken für nur vier Personen oder in Scheiben. " Für den Schinken haben sich der Sohn und sein Vater aus der Metzgerei an der Münchener Straße etwas Besonderes einfallen lassen: Weil niemand in die Kirche gehen kann, haben sie den Schinken vorab weihen lassen. Der Pfarrer von St. Anton, Matthias Blaha, hat seinen Segen gespendet. "Das war eine klasse Aktion", sagt Huber junior. Auf Facebook hat er Fotos veröffentlicht. "Jetzt ist der gesegnete Schinken der Renner. "

Zu Lieferengpässen kommt es bei den Hubers nicht. Wie die Metzgerei Walk produziert der Betrieb seine Produkte selbst. Verändert hat sich durch die Krise trotzdem einiges. Huber hat 35 Mitarbeiter, die jetzt im Schichtdienst arbeiten. Ein Viertel der Mitarbeiter hat kaum mehr etwas zu tun. "Wir haben den Partyservice und Lieferungen an Schulen oder Wirtschaften auf null runterfahren müssen. " Mitte März hat Huber einen Lieferservice eingerichtet, der auch älteren Leuten ihr Essen bringt. Am Ostersamstag wird er bis zum Nachmittag Fleischwaren ausliefern.

Martin Pauleser ist Geschäftsführer bei der gleichnamigen Metzgerei aus Kasing. Er sagt: "Dieses Jahr ist die Situation eine andere. Die Leute kochen mehr selbst, aber der Großhandel fällt weg. " Zum Beispiel für Kalb gebe es kaum Abnehmer, weil die Wirtschaften geschlossen haben und privat wenig gekauft werde.

 

Beim Thema Hygiene sind sich alle einig: Desinfiziert wird sowieso ständig. Richard Huber sagt: "Das Händewaschen ist bei unseren Mitarbeitern in den Köpfen drin. " Auch das Abstandhalten im Laden funktioniere gut. Martin Pauleser meint: "Zur Not stellen sich die Kunden auch zur Türe raus an. " Er hat seinen Mitarbeitern nahegelegt, Mundschutz zu tragen - ein Thema, bei dem Richard Huber und Christina Hüttinger Bedenken haben, weil dadurch die Kommunikation mit den Kunden erschwert ist.

Der Mundschutz ist auch bei den Bäckereien in der Diskussion. Thomas Hackner, Geschäftsführer des gleichnamigen Backhauses, sagt: "Wenn man einkauft, hat das Sinn, aber man kann nicht acht Stunden damit arbeiten. Dann ist der Mundschutz patschnass. " Im Januar haben die Hackner-Filialen bargeldloses Bezahlen eingeführt. Das sei sehr nützlich, werde aber nur von etwa 20 Prozent der Kunden genutzt. In den Filialen sind Plexiglasscheiben aufgestellt, die das Personal schützen. Nur zwei Kunden dürfen den Laden gleichzeitig betreten. Beim Ostereinkauf könnte das Abstandhalten allerdings zum Problem werden, so Hackner. "Wenn da 30 bis 40 Leute anstehen, kommt es zu ewig langen Schlangen. "

Zwar schätze man in der Branche, dass die Ostereinkäufe etwas schwächer ausfallen, aber trotzdem werde viel los sein. In Filialen, wo es möglich ist, sollen deshalb zusätzlich Terrassentüren verwendet werden. Das plant auch die Geschäftsführerin der Bäckerei Kuttenreich, Simone Kuttenreich, für die Filiale in der Lessingstraße. "Für die starken Tage wollen wir einen zusätzlichen Kassenbereich öffnen und den Eingang vom Ausgang trennen. "

Thomas Hackner will die Bäckereien am Ostersonntag bis 11 Uhr öffnen. "Das hatten wir noch nie", sagt er. Aber so könne das Frühstücksgeschäft noch bedient werden.

Anders als bei den Metzgereien kommen die Bestellungen bei den Bäckereien erst kurz vorher - für Fladen, Brote und Lämmchen. Semmeln fürs Frühstück werden meist spontan gekauft, weiß Hackner. Ob sich zum Vorjahr etwas ändern wird, weiß auch Simone Kuttenreich noch nicht. Sie wird viel vorrätig haben, aber bei den Osterlämmchen hat sie noch Zweifel. "Die gehen normal sehr gut. Oft waren das aber Geschenke für die Familie. " Und die komme dieses Jahr eben nicht zusammen.

DK

Laura Csapó