Neuburg
Geschwader fliegt eine Runde mehr

Am Dienstag steht dem Verband eine weitere Namensänderung bevor

27.09.2013 | Stand 02.12.2020, 23:37 Uhr

Beschluss nur umgesetzt: Verteidigungsminister Peter Struck (Mitte,† 2012) bei einem Besuch des Jagdgeschwaders 74 im September 2005, nachdem der fliegende Verband den Namen Mölders verloren hatte. Links Landrat Richard Keßler, rechts der damalige Kommodore Thomas Tillich. Arch - foto: Frank

Neuburg (kpf) Das Jagdgeschwader 74 wird künftig mehr Flüge absolvieren. Statt des Zwei-Runden-Flugbetriebes werden es drei sein. Außerdem wird der Verband im Rahmen eines Appells einen neuen Namen erhalten.

Im Juli 2006 begann der operationelle Flugbetrieb im Jagdgeschwader 74 mit dem hochkomplexen Waffensystem Eurofigther. Zeitweise wurde im Parallelbetrieb auch die alte Phantom F-4F geflogen. Nachdem es immer mehr Maschinen vom Typ Eurofighter wurden (derzeit über 20 und in der geplanten Endstufe mehr als 30), der weiter laufenden Ausbildung für Flugzeugführer und Techniker sowie den gewonnenen Erfahrungen, meldet Kommodore Oberstleutnant Frank Gräfe ab 1. Oktober eine weitere Zunahme des Ausbildungsflugbetriebs. Das bedeutet ab kommenden Dienstag, 2. Oktober, täglich drei Runden lokalen Flugbetrieb, statt der bislang zwei. Dazu sind die Starts von je vier Eurofightern um 10 Uhr, 14 und 18 Uhr vorgesehen. Weitere Abweichungen von diesen Zeiten sind Starts und Landungen bei Übungen, Luftbetankungen sowie zwei Wochen lang ab 7. Oktober Nachtflugbetrieb. In der 41. und 42. Kalenderwoche (7. bis 20. Oktober) meldet das Jagdgeschwader dann Starts um 12, 16 und 20 Uhr an. Die Mittagspause zwischen 12.30 und 14 Uhr werde weiterhin eingehalten. Aber es gibt Ausnahmen, beispielsweise bei einem luftpolizeilichen Einsatz der QRA (Alarmrotte), die den Luftraum über Süddeutschland kontrolliert, oder bei einer Ausnahmegenehmigung durch den Kommodore.

Eine weitere Änderung steht dem fliegenden Verband ebenfalls am Dienstag bevor. Der Name Jagdgeschwader 74 wird in „Taktisches Luftwaffengeschwader 74“ geändert. Es ist dies die zweite Änderung innerhalb weniger Jahre, auch wenn die am 11. März 2005 tiefgreifender und von viel mehr Emotionen begleitet war. Wie unsere Zeitung damals berichtete, wurde dem Verband der Traditionsname Mölders aberkannt. An jenem Märztag entfernte Generalmajor Norbert Finster, Kommandeur der 1. Luftwaffendivision, das Fahnenband von der Truppenfahne. Der militärische Appell fand unter Ausschluss der Öffentlichkeit statt. In der Folge mussten die Ärmelbänder von den Uniformen, Wappen, Dienstsiegel und Briefpapier geändert werden. Obendrein untersagte der Kommandeur den Soldaten die öffentliche Diskussion um die Aberkennung. Die enge Verbindung zwischen dem Geschwader und der Möldersvereinigung blieb dennoch erhalten. So erscheint die Zeitschrift für das Jagdgeschwader auch heute noch unter dem Namen „Der Mölderianer“.

Der Generalmajor setzte seinerzeit um, was politisch vorgegeben war. Wegen Mölders’ Zugehörigkeit zur Legion Condor kam der Name 1998 durch einen Bundestagsbeschluss auf den Index. Demnach durfte Mitgliedern der Legion Condor kein ehrendes Gedenken in Form von Benennungen von Bundeswehreinrichtungen zuteil werden. Dass die meisten Abgeordneten zum Zeitpunkt der Abstimmung im Wochenende waren und nur gut zwei Dutzend gegen den Namen Mölders stimmten, spielte keine Rolle. Horst Seehofer, damals noch Bundestagsabgeordneter, sprach von einer Zufallsmehrheit. Er, der Neuburger OB Bernhard Gmehling und der damalige Landtagsabgeordnete Rudi Peterke hatten sich vergeblich für die Beibehaltung des Traditionsnamens engagiert.

Umgesetzt wurde der Beschluss zunächst nicht. Der Name des toten Jagdfliegers gehörte zur Identität des Verbandes und der lebte gut damit. Virulent wurde das Thema erst sechs Jahre später wieder nach einer Kontraste-Sendung des Rundfunks Berlin-Brandenburg, der in der Neuburger Möldersvereinigung als tendenziös und unsachlich bewertet wurde. Bundestagspräsident Wolfgang Thierse mahnte bei seinem Verteidigungsminister Peter Struck an, den Beschluss endlich umzusetzen. Am 28. Januar 2005 entschied Struck und im März wurde der Name Mölders beim fliegenden Verband in Neuburg getilgt.

Bei einem Besuch des Geschwaders im September 2005 sagte Struck, er habe nur den Bundestagsbeschluss umgesetzt. Zur Person Werner Mölders, der 1941 bei einem Flugzeugabsturz ums Leben kam, sagte der Minister damals nichts. Nur soviel: Die Namensgebung sei ein Thema, mit dem sich Menschen im Ruhestand befassten.