Ingolstadt
Geschichtsschreiber der Zukunft

Infotafel-Projekt der Fronhofer-Realschule und des Apian-Gymnasiums für den Ingolstädter Süden

01.10.2019 | Stand 23.09.2023, 8:49 Uhr
Sie kennen sich aus: Luke Heinemann (von links), Carina Mostert, Esma Göksu und Vadim Wolf haben gemeinsam mit anderen Schülerinnen und Schülern die Geschichte von einzelnen, Orten im Ingolstädter Süden erforscht. −Foto: Eberl

Ingolstadt (DK) Auf dem Weg zur Schule kommt Vadim Wolf regelmäßig Am Pulverl vorbei.

Warum die Straße diesen etwas seltsamen Namen hat, weiß der 16-Jährige erst seit einiger Zeit. Er hat an einem gemeinsamen Projekt seiner Fronhofer-Realschule und dem benachbarten Apian-Gymnasium teilgenommen und hat dafür die Herkunft der Bezeichnung recherchiert. Die Informationen, die er gesammelt hat, sollen jetzt auf eine Tafel geschrieben und Am Pulverl aufgestellt werden. "Auch die Geschichte der Werke 134 und 135 war mir neu", berichtet der 16-Jährige. "Ich glaube, die kennen viele nicht. Obwohl auf einer der Festungsanlagen heute sogar ein Spielplatz ist. "

Insgesamt zehn solcher Schilder werden nach einer Initiative des Bezirksausschusses Münchener Straße im Bezirk errichtet. Vorbild sind die braunen Informationstafeln, die bereits an einigen historischen Orten in der Stadt stehen. Schülerinnen und Schüler beider Schulen haben dafür der Geschichte von einzelnen Gebäuden, Kirchen und Plätzen nachgeforscht. Mit teilweise überraschenden Ergebnissen. Dass etwa Luke Heinemann in unmittelbarer Nähe des ehemaligen Siechenhauses lebt, hat den Gymnasiasten doch recht überrascht. Und dass es in Unsernherrn einmal ein Moorbad gegeben hat, das wusste auch seine Klassenkameradin Carina Mostert nicht. Esma Gösku hat sich mit der Parkanlage Schwarzer Weg und mit dem Schimmelplatz beschäftigt. Wie die anderen insgesamt elf beteiligten Schülerinnen und Schüler hat die Realschülerin für ihre Infotafeln unter anderem im Stadtmuseum und im Archiv geforscht. In den gängigen Online-Nachschlagewerken war zu diesen Themen kaum etwas zu finden. "Am Schluss hatte ich so viele Informationen, da hab ich einen halben Roman geschrieben", sagt sie. Gut, dass sie einen Teil der Informationen auch für ein Referat zum Thema nutzen konnte und nicht alles, was sie herausgefunden hatte, auf die Tafel passen musste.

Die Arbeitsweise anhand von alten Dokumenten im Stadtarchiv hat auch Luke Heinemann gefallen. "Es ist schon cool, mal etwas nicht einfach in einem Buch zu lesen, sondern selbst nachzuforschen. " Bei der Recherche haben die jungen Forscher auch so manches erfahren, was nicht direkt mit den behandelten Themen zu tun hat. Der 17-Jährige erinnert sich etwa an eine historische Abbildung von Unsernherrn. "Das waren nur ein paar Hütten an der Dorfstraße, das Siechenhaus stand weit außerhalb. Heute ist es mitten im Ort. "

Carina Mostert hat gefreut, sich einmal in ein lokales Thema intensiver einarbeiten zu können. "In der Schule geht es meist um Themen, die weit weg sind. Da ist es schön, sich mal mit etwas aus Ingolstadt zu beschäftigen. " Das findet auch Esma Göksu. Sie kommt jeden Tag von Etting an die Fronhofer und fände es toll, wenn es ein ähnliches Projekt auch einmal in ihrem Ortsteil geben würde.

Zumindest wird es weitere Kooperationen der Realschule und des Gymnasiums geben, kündigt Maximilian Schuster an. Er ist Geschichtslehrer an der Fronhofer und hat das Projekt gemeinsam mit den Kolleginnen Sandra Steinbach und Nina Schweda am Apian betreut. "Nächstes Jahr planen wir ein Projekt zu ,75 Jahre Ende Zweiter Weltkrieg'", berichtet Schuster. "Solche Projekte ermöglichen den Schülerinnen und Schülern einen anderen Kontakt zur Geschichte. "

Das sah offenbar auch der Historische Verein so und hat die Teilnehmer mit einem Preis bei der diesjährigen Vergabe der Auszeichnung "Junge Historiker" bedacht. Die Texte der Jugendlichen sind vom Kulturamt bereits durchgesehen, das Layout der Tafeln steht. Jetzt geht es noch um einige Abstimmungen, dann wird das Tiefbauamt die Tafeln anfertigen lassen und aufstellen. Spätestens dann kann jeder vom Forschungseifer der jungen Historiker profitieren.

Johannes Hauser