Landersdorf
Geschichte zum Anfassen

Kreisjugendring Roth bietet für Kinder spannende Aktionen zum Mitmachen in Landersdorf

04.08.2015 | Stand 02.12.2020, 20:57 Uhr

Foto: Viola Neue

Landersdorf (HK) Einmal leben wie vor 2000 Jahren. Das konnten die Kinder am Sonntag im lebendigen Geschichtsdorf Landersdorf. Der Kreisjugendring Roth stellt die Kinder passend zum Ferienbeginn vor ganz neue Aufgaben: Speere schmieden, Wolle spinnen, Schalen töpfern und sogar Schmuck gestalten.

Mit ihren viel zu großen Arbeitshandschuhen und der Feile in der Hand wartet die sechsjährige Angelina aus Röttenbach gespannt darauf, dass Thomas Held ihre Pfeilspitze aus der Glut holt. Mit einem lauten Zischen kühlt er das heiße Eisen im Wasser ab. Jetzt kann sie loslegen, die Eisenspitze muss geschliffen werden, damit sich keiner daran verletzt. Konzentriert zieht sie die Feile von links nach rechts über das Eisen. „Die Kinder machen hier eine ganz eigene Erfahrung, wenn sie das Material fühlen“, sagt Thomas Held alias TEVAUHA, Künstler aus Stauf. Dabei sei das Schmieden von Waffen schon lange kein reines Jungenthema mehr, denn „auch die Mädchen interessieren sich dafür“.

Währenddessen probieren sich die Schwestern Elena und Nicola, neun und sieben Jahre alt, aus Schwabach am Wolle spinnen mit der Handspindel. „Ich hab‘ noch nie gesponnen“, versichert Elena. Ihre Mutter lacht. „Ja, jedenfalls nicht mit Wolle.“ Sabine Kliem von der Vorzeitkiste zeigt ihr, wie man mit der Handspindel richtig umgeht. „Du musst die Spindel immer in die gleiche Richtung drehen, sonst geht der Faden wieder auf“, erklärt die Archäologin aus Erlangen. Die Vorzeitkiste ist eine Einrichtung des Instituts für Ur- und Frühgeschichte und seines Fördervereins, in der sich Studierende und Doktoranden engagieren, um allen Interessierten die Wissenschaft der Archäologie nahezubringen. Kliem schiebt die Wolle mit der anderen Hand nach unten, sodass ein dünner Faden entsteht.

Die Schwestern schauen neugierig zu, aber wie sie schnell merken werden, ist das Nachmachen gar nicht so einfach. Bis sie ihre Kleidung selbst spinnen können, bedarf es wohl noch ein bisschen Übung. „Das dauert ganz schön lange, wenn man es noch nicht richtig kann“, sagt Elena. Vor allem müsse man immer aufpassen, dass der Faden nicht reißt.

Bei Eva-Maria Christ von der Vorzeitkiste formen die Kinder selbst ihre Tonschalen und gravieren schöne Muster nach Bildern aus Originalfunden aus der Eisenzeit ein. Mit einfachen Mitteln, Strohhalmen, Löffeln und Schaschlikstäben entstehen so Blumen, Halbkreise und Wellenformen in den Tonschalen.

Die fünfjährige Johanna und die siebenjährige Amelie aus Heuberg formen Anhänger und Ringe aus Draht. „Der Anhänger kommt an eine Kette“, plant Amelie. Johanna biegt mit der Zange noch ihren Ring zurecht, damit er am Ende auch an den Finger passt. Er ist mit zwei Spiralen verziert. Hier können die Kinder auch eine Fibel, eine Art Sicherheitsnadel des Mittelalters, formen. Zwar waren die Fibeln schöner und aufwendiger verziert als unsere heutigen Sicherheitsnadeln, aber auch sie hatten den Zweck „die Gewänder zu schließen“, erklärt Sabine Kliem. Der zehnjährige Lorenz aus Rothaurach ist auch eifrig am Ring formen, aber nicht für sich selbst: „Den schenk‘ ich meiner Mama“, flüstert er verlegen. Und danach macht er gleich noch einmal einen, für seine Schwester. Ein echter Gentleman eben.

Geschichte zum Anfassen gab es für die Kinder an diesem Nachmittag genug. Dabei haben sie am eigenen Leib erfahren, wie Steinzeitmenschen, Kelten und Co. damals lebten und wie aufwendig es war, Dinge herzustellen, die heute für sie selbstverständlich sind, zum Beispiel Kleidung, Schmuck und Werkzeug.