Kipfenberg
Geschichte zum Anfassen

Kipfenberg stellt zum Unesco-Welterbetag rekonstruierte Palisade vor

04.06.2018 | Stand 23.09.2023, 3:25 Uhr
Hans-Peter Gabler
Als Römer verkleidet und begleitet von Limeskönigin Claudia Partsch begrüßte Kipfenbergs Bürgermeister Christian Wagner die interessierten Gäste. −Foto: Fotos: Gabler

Kipfenberg (EK) Zum Welterbetag setzte auch der Markt Kipfenberg ein sichtbares Zeichen: Der Limes, der den Markt sehr geschichtsträchtig prägt, ist um ein weiteres Stück Kulturgut reicher geworden.

Der Limes, heute Weltkulturerbe der Unesco, war die römische Reichsgrenze und wurde erst als Palisade, später als Mauer größtenteils im 2. Jahrhundert errichtet. Er bestand bis etwa ins Jahr 260. Zu den Limesanlagen gehörten Kastelle, Badeanlagen und Türme. Eine solche Palisade wurde jetzt am Pfahlbuck neben dem Limesturm im Wald in Anwesenheit einiger Fachleute und vielen Besuchern eingeweiht.

Die dortige, in die Jahre gekommene Pfahlbarriere wurde vom Forstbetrieb Kipfenberg mit vielen fleißigen Händen und dem Revierleiter Josef Schmaus aufwendig restauriert und in seinen urtümlichen Zustand gesetzt. Das Objekt ist in seiner Qualität eine Rarität.

Der Bürgermeister des Marktes, Christian Wagner, zog mit der Limeskönigin Claudia Partsch in historischen Gewändern auf den Festplatz. Eskortiert wurden sie von römischen Legionären. "Hier ist Geschichte zum Anfassen und erleben", sagte Wagner in seiner Begrüßung. Auch der Limeskoordinator Markus Gschwind vom Bayerischen Landesamt für Denkmalpflege sieht, dass Geschichte erst vor Ort lebendig wird. Er lobte dabei auch die Aktivitäten des Marktes gerade mit einem Infopoint und vielen öffentlichen Merkmalen. "Ein Kulturerbe hat einen außergewöhnlichen Wert", so Gschwind.

Er hob auch die sehr gute Zusammenarbeit zwischen Grundeigentümer, Staatsforsten und Universität hervor, die es erst möglich machen, geschichtlich einmalige Dinge wieder zum Leben zu erwecken und nachhaltig zu gestalten. Ernst Geyer vom Forstbetrieb Kipfenberg informierte, dass die Bäume für die Palisade im Winter geschlagen wurden. Er wies auf eine enge Zusammenarbeit zwischen Waldwirtschaft und Denkmalschutz hin, um kulturelle und historische Schätze zu erhalten und zu fördern. "Der Wald hat über Jahrtausende Schutz für solche Bauwerke gegeben", sagte Geyer.

Veronika Fischer von der Universität Bamberg war hauptsächlich mit den Grabungen beschäftigt. Sie erläuterte den Ablauf. Verschiedene Untersuchungen wurden durchgeführt, um eine möglichst original getreue Umsetzung zu ermöglichen. Studenten haben gearbeitet und bis 1,2 Meter Tiefe gegraben. Palisaden sind üblicherweise am Fuß angekohlt, um eine längere Haltbarkeit zu ermöglichen. Auch die Rekonstruktion wurde so in Stand gesetzt. "Allerdings nur ansatzweise", sagte Schmaus. Für echtes historisches Ankohlen fehlten die Möglichkeiten. Hier wurde allerdings bei den Grabungen keine Holzkohle gefunden, stellte Fischer fest. Der Kreisheimatpfleger Karl Heinz Rieder informierte über die frühe Erforschung der Teufelsmauer und der Steinturmstelle.

Im Umfeld konnten die Besucher mit einfachen Werkzeugen selbst Hand anlegen und schrauben und bohren. Es lagen auch kleine kulinarische Köstlichkeiten in Form von Würzwein und Moretum (ein vegetarischer Brotaufstrich aus der Römerzeit) bereit. Die Kinder konnten sich ein Regula (Lineal) basteln mit Handbreit, Fuß und Elle - die damaligen Längeneinteilungen. Zum Abschluss zeigten Legionäre der Legio III Italica Pias Fedelis eine Groma, ein römisches Vermessungsinstrument und Werkzeuge.

Hans-Peter Gabler