Geschichte der Bücherei beginnt schon 1928

15.11.2006 | Stand 03.12.2020, 7:20 Uhr

Wettstetten (DK) Die Gemeindebücherei Wettstetten feiert am kommenden Samstag 20. Geburtstag. Doch ihre Geschichte reicht viel weiter zurück – nach Recherchen von Studiendirektor Andreas Betz aus Wettstetten bis 1928.

Aus dem Diözesanarchiv in Eichstätt stammt die Angabe, dass in diesem Jahr 38 Wett-stettener dem "Katholischen Preßverein" als Mitglieder beigetreten sind. Anliegen dieses Vereins war es, Presseprodukte religiösen und bildenden Inhalts der Bevölkerung zur Verfügung zu stellen. Initiator war wohl Pfarrer Engelhardt, der 1928 die Pfarrei Wettstetten übernahm.

Zunächst war es eine Volksbücherei, die nach der Machtergreifung Hitlers als Pfarrbücherei geführt werden musste. Leiter war Pfarrer Engelhardt, wie aus dem Schriftverkehr mit dem Bischöflichen Generalvikariat 1934 zu ersehen ist. Es durften jedoch nur Schriften und Bücher religiösen Inhalts ausgeliehen werden. Da der Preßverein als zu politisch galt, wurde 1934 an seiner Stelle der Sankt-Michaels-Bund gegründet, der noch heute die Gemeindebücherei fachlich unterstützt.

1942 begann die Ehefrau von Hauptlehrer Max Schulmeyr, Therese Schulmeyr, eine gemeindliche Volksbücherei in den Räumen des neuen Schulhauses mit einem Grundstock von 162 Büchern einzurichten. Ausleihe war damals nur während der Wintermonate an jedem Mittwoch von 13 bis 15 Uhr. 1955 war der Bestand auf 625 Bücher angewachsen. Therese Schulmeyr arbeitete ehrenamtlich, suchte die Bücher selbst aus und bearbeitete sie ausleihfertig. "Eine Dorfbücherei mit 625 Büchern kann sich wohl sehen lassen. Dabei sind ein Drittel gute Jugendbücher dabei, das ist ein praktischer Kampf gegen Schmutz und Schund", schrieb die Ortschronistin Oberlehrerin Elisabeth Kiermeir in der Dorfchronik.

Weil die Bücherei immer größer und umfangreicher wurde, musste einige Male umgezogen werden. Sie hatte 1969 einen Bestand von rund 1400 Büchern aufzuweisen, darunter 520 Jugendbücher. Im Januar 1971 ging Therese Schulmeyr altersbedingt in den Ruhestand. Die Volksbücherei Wettstetten musste aufgelöst werden, da niemand die Nachfolge antreten wollte.

Damit begann die Zeit für den Bücherbus. Im November 1971 kam er das erste Mal nach Wettstetten. Fahrer war Raimund Sengl aus Wettstetten. Im 14-tägigen Rhythmus versorgte er Wettstetten und Echenzell mit Lesestoff.

Die Wende kam 1984 mit dem neuen Pfarrer Josef Zinner, der ein eifriger Verfechter einer eigenen öffentlichen Bücherei war. Da die Gemeinde trotz anhaltender Diskussionen damals den Bücherbus nicht kündigen wollte, entschloss sich die Pfarrei Sankt Martin 1986 ohne gemeindliche Mitarbeit zur Gründung der "Katholischen öffentlichen Bücherei Wettstetten".

Sie begann mit 3000 Medien im restaurierten ehemaligen Pfarrstadel. Leiterin war Elisabeth Gründken, unterstützt von einem Team von neun Mitarbeiterinnen. Alle erhielten eine bibliothekarische Grundausbildung. Die neue Bücherei fand schnell große Akzeptanz in der Bevölkerung: Im Dezember 1986 waren rund 500 Leser verzeichnet. Im Herbst 1989 übernahm Renate Hilscher die Leitung, da Elisabeth Gründken aus beruflichen Gründen ausschied.

Die räumlichen Verhältnisse waren von Beginn an beengt – sogar in der "Ochsenstube" wurden Regale mit Romanen aufgestellt. Und so war es ein Glücksfall, dass die Pfarrei einen Kindergarten in kirchlicher Trägerschaft plante. In diesem Gebäude sollte auch die Bücherei ausreichend große Räume erhalten. Wieder kam es zu Verhandlungen mit der politischen Gemeinde, die immer noch den Bücherbus bezahlte, der in Wettstetten und Echenzell zusätzlich zur katholischen Bücherei Station machte.

Nach dem plötzlichen Tod von Pfarrer Zinner 1992 unterzeichneten der neue Pfarrer Wolfgang Niebler und Bürgermeister Hans Mödl im September 1993 einen Kooperationsvertrag zwischen der Gemeinde und der Pfarrei. Die Bücherei hieß nun Gemeindebücherei und hatte in den neuen Räumen rund 170 Quadratmeter zur Verfügung. Mit dieser Einrichtung ging in Wettstetten eine Entwicklung zum erfolgreichen Ende, die bereits 1928 begonnen hatte. Die Bücherei Wettstetten mit ihrem engagierten Team von 18 ehrenamtlichen Mitarbeiterinnen sorgt dafür, dass die Werbung für das Buch aktuell bleibt.