Pfaffenhofen
Gescheit gescheitert

KUS-Veranstaltung ermutigt Zuhörer - Unternehmer und Arbeitnehmer berichten von Misserfolgen

08.11.2019 | Stand 23.09.2023, 9:22 Uhr
Unternehmerin Anne Koark (rechts) berichtete im Gespräch mit Organisatorin Beate Laux von ihrem Scheitern und wie sie danach wieder auf die Beine kam. −Foto: Bornemann

Pfaffenhofen (PK) Beruflich gescheitert, persönlich am Boden, muss das wirklich so sein? Mit ihrer "Erfolgreich gescheitert"-Nacht bot das Kommunalunternehmen Strukturentwicklung (KUS) im Rahmen eines Projektes für die Kultur und Kreativschaffenden im Landkreis eine beeindruckende Veranstaltung rund um das Thema berufliches Scheitern. Mit Anne Koark, Steffi Losert, Katja Bröckl-Bergner und Bert Overlack konnte Beate Laux als Organisatorin der Veranstaltung, vier Redner für diesen Abend gewinnen, die schonungslos ehrlich ihre Geschichten erzählten. Vom Scheitern und - noch wichtiger - vom Wiederaufstehen.

Der Vorstand des KUS, Johannes Hofner, begrüßte im Intakt-Musikinstitut die zahlreichen Gäste mit den Worten: "Dieser Abend will Mut machen, denn dass Projekte nicht gelingen, Ideen schief gehen, Geschäfte vor die Wand gefahren werden, gehört zum Leben dazu." Wichtig sei, dass man aus den Erfahrungen etwas lerne und eine positive Fehlerkultur entwickle, die hilft, die Dinge beim nächsten Mal anders und hoffentlich besser zu machen.

Den Anfang an diesem Abend machte Steffi Losert, die nach einem Traumstart in den Beruf auf einmal intern in eine Position verschoben wurde, in der sie nicht gefordert und ausgefüllt war. Schnell stieg dort ihre Unzufriedenheit und damit auch die Unlust an der Arbeit. Als ihr Fehler unterliefen, kam prompt die fristlose Kündigung. Die Art der Kündigung und das Gescheitertsein, führten bei ihr zum Gefühl der Wertlosigkeit. Erst nach einer Auszeit und mit zeitlichem Abstand wurde ihr klar, dass sie mit ihren Talenten und Fähigkeiten arbeiten will und muss, um langfristig erfolgreich zu sein. Das war auch ihre Kernbotschaft: Nur eine Nutzung der eigenen Talente führt langfristig zu einer befriedigenden Arbeit.

Aus der Sicht des Familienunternehmers erzählte Bert Overlack, wie es in seiner Firma zu einer Insolvenz kommen konnte und wie er sich daraus neu erfinden konnte. Dabei beleuchtete er kritisch, welche Rolle sein Verhalten dabei hatte, und arbeitete verschiedene Punkte heraus. Darunter zum Beispiel die Selbstlüge, die einen Tatsachen nicht wahrheben lassen möchte und Ziele verfolgen lässt, hinter denen man nicht vollkommen steht. Aber auch Selbstüberschätzung, lähmender Zweifel, unklare Entscheidungen und nicht zuletzt auch der Zufall spielen immer eine Rolle. Wichtig für ihn: Sich nach dem Scheitern auch Zeit nehmen und sich damit auseinanderzusetzen und sich auch Zeit zu geben, um die Trauer, die das Scheitern unweigerlich mit sich bringt, zu verarbeiten.

Schon in der Start-up-Phase platzte der Traum von Katja Bröckl-Bergner. Die mit einer Partnerin entwickelte Idee eines digitalen Bildungsangebotes für Schulen scheiterte erst an der Schwierigkeit, das Angebot an den Schulen platzieren zu können. Endgültig jedoch, als sich die Partnerin ohne ein Wort der Erklärung aus dem Projekt komplett zurückzog. Für Bröckl-Bergner ist klar, dass zu einer erfolgreichen Teamarbeit viel Raum für persönliche Gespräche, klare Regeln und Verträge ebenso gehören, wie auch die Einbeziehung von mehreren Meinungen, um erfolgreich ausprobieren, improvisieren, gestalten oder auch verwerfen zu können.

Bildhaft und wortreich, mit einer guten Prise Selbstironie, erzählte die Engländerin Anne Koark ihre Geschichte eines kometenhaften Aufstiegs und eines unglaublich tiefen Falls nach dem Scheitern ihres Business Centers. Mit einer Idee, die den Nerv der Zeit traf, ging ein großes Wachstum einher, welches mit den Geschehnissen des 11. September und dem ersten Irakkrieg ein abruptes Ende nahm. Für sie war es wichtig in der Insolvenz selbst mit ihren Gläubigern in Kontakt zu treten, was zu der damaligen Zeit nicht üblich war. Dieser Mut wurde aber mit viel positivem Feedback von Seiten der Gläubiger belohnt, die sich teilweise persönlich um das Wohlergehen der Schuldnerin gesorgt hatten. Aus ihren Erfahrungen heraus wünscht sie sich eine solidarische Gesellschaft, die einen in der Krise nicht allein lässt. Es habe sich seit ihrer Insolvenz vieles für Betroffene zum Besseren gewandelt, aber auch heute fühlten sich Menschen in so einer Situation hilflos und überfordert - hier sei Hilfe gefragt, sagte Anne Koark.

Die an diesem Abend präsentierten Geschichten, die erlebten und geteilten Erfahrungen persönlicher Misserfolge beeindruckten die Zuhörer im Intakt-Musikinstitut. Die Wege aus der Krise, so individuell jeder der Vortragenden seinen Weg gegangen ist, machte darüber hinaus Mut und eröffnete eine neue Sichtweise auf die Chancen, die mit jeder Krise einher gehen. Wie intensiv dieser Abend auf die Zuhörer wirkte, zeigte sich in dem Outing eines Teilnehmers, der sich selbst zurzeit in einer Insolvenz befindet. Mit den Worten "Ich fühle mich gestärkt" bedankte er sich bei den Veranstaltern und den Rednern, die Mut machen, auf ein erfülltes Leben auch nach einer Insolvenz.

Dorothee Bornemann