Karlshuld
Gerüstet für die Brutsaison

Karlshulder Vogelschutz- und Zuchtverein betreut rund 100 Nistkästen im Gemeindegebiet - Positive Bilanz

07.03.2019 | Stand 23.09.2023, 6:10 Uhr
Manfred Singer und Gerhard Märtl (v.l.) sind die Nistkastenbeauftragten des Karlshulder Vogelschutz- und Zuchtvereins. Einmal im Jahr investieren sie einen Tag in die ehrenamtliche Aufgabe, die rund 100 Nistkästen im Gemeindegebiet zu kontrollieren und zu säubern. −Foto: Hammerl

Karlshuld (SZ) Natur- und Umweltschutz liegen aktuell voll im Trend. Bereits seit mehr als 20 Jahren engagiert sich der Karlshulder Vogelschutz- und Zuchtverein, indem er im Gemeindegebiet Nistkästen aufhängt und betreut.

Aktueller Nistkastenbeauftragter ist Gerhard Märtl (56), unterstützt wird er von Manfred Singer (66), der damals der Mann der ersten Stunde war. Einmal im Jahr machen sich die beiden auf, um alle 100 Nistkästen zu überprüfen, die sie zwischen Neuschwetzingen und Grasheim, dem katholischen Friedhof im Osten und dem alten Wertstoffhof im Westen aufgehängt haben.

Neben der Kontrolle, ob sie intakt beziehungsweise überhaupt noch da sind, geht es vor allem darum, altes Nestmaterial zu entfernen. Das ist bei Starenkästen nicht nötig. "Die putzen ihre Kästen immer selber,", erklärt Singer, "das ist das erste, was sie tun, wenn sie im Frühjahr kommen." Drei der acht Kästen an der Birkenallee zwischen Neuschwetzingen und dem Leitnerweiher sind bereits von Staren bezogen und zuvor geputzt worden. Noch brüten die Vögel nicht, aber sie übernachten bereits in den Nistkästen. Andere Vogelarten bauen einfach ein neues Nest auf dem alten Nistmaterial, bis der Kasten voll ist und nichts mehr geht. Vor allem Feldsperlinge seien da relativ schmerzfrei, wissen die beiden Vogelzüchter.

An der nächsten Station öffnet Märtl einen noch nicht geputzten Kasten, der dem Laien als ziemlich vollgestopft erscheint. Die beiden Experten schmunzeln und versichern, ein Spatz würde darauf wohl noch eine Lage drauf packen, Meisen seien dagegen etwas anspruchsvoller. Ein Griff hinein und das Konvolut aus Heu, Moos, Federn, Gräsern und leider auch Pressengarnstücken fällt heraus. Singer greift nach den blauen Schnüren. "Die sind gefährlich für die Vögel", sagt er und trauert den früheren Hanfschnüren nach, die keine Probleme für die Vögel machten, aber wohl den Ansprüchen moderner Maschinen nicht genügen.

Die restlichen fünf Kästen an der Birkenallee waren von den Schlupflöchern her eigentlich für Kohlmeisen gedacht. Aber dann kamen Feldsperlinge. "Der Spatz ist dominanter", erklärt Singer, dem das letztlich egal ist, denn auch Sperlinge bräuchten Unterstützung und verputzten Schädlinge. Für die kleinere Blaumeise gibt es extra Nistkästen mit noch kleineren Einfluglöchern. Die Kästen waren in den vergangenen Jahren allerdings nicht mehr belegt.

Wenn heuer wieder keine Meisen kommen, dann wollen die beiden Nistkastenbeauftragten Feilen zur Hand nehmen und die Löcher größer machen, damit Kohlmeisen und Spatzen sie nutzen können. Den Meisen stark geschadet habe das Spritzen gegen Blattläuse, erzählt Singer, der beim Säubern schon ganze Nester mit verendeten Jungvögeln gefunden hat. "Das tut in der Seele weh", sagt er. Besonders viel gespritzt worden sei heuer gegen den Buchsbaumzünsler. Überlebt hat allerdings nur ein Buchs - der in der Vogelvoliere. Entweder weil die Schmetterlinge dort nicht hineinkamen oder lieber sicheren Abstand von den Vögeln hielten.

Eine Tagestour absolvieren Märtl und Singer jedes Frühjahr, um die Nistkästen zu kontrollieren und zu säubern. Die Bilanz am Ende des Tages: Drei Nistkästen sind defekt, zwei davon können repariert werden, einer wird nicht erneuert. 97 Nistkästen waren noch intakt, belegt waren 85 im vergangenen Jahr, davon 58 von Feldsperlingen, 14 von Staren, elf Meisen und ein Kleiber. Der geht in Kohlmeisenkästen und verkleinert das Schlupfloch, indem er es teilweise mit einer Mischung aus Lehm und Speichel zumörtelt.

Mit der Bilanz sind Märtl und Singer zufrieden. Nachdem es in früheren Jahren vermehrt Vandalismus gab oder Nistkästen einfach verschwunden waren, haben sie die Kästen einfach höher gehängt, so dass sie nicht mehr ohne Leiter erreicht werden können. Die Schäden halten sich seitdem in Grenzen. Und auf Singers Quad finden nicht nur die Nistkästenkontrolleure Platz, sondern auch die Leiter. "Das ist das ideale Fahrzeug, damit kommen wir überall hin, auch da, wo es mit dem Auto nicht mehr geht", sagt er. 20 Starenkästen haben sie bestellt und hoffen, dass sie bald geliefert werden. "Davon kann man nie genug haben", meint Märtl.

Andrea Hammerl