Rennertshofen
Gerstensaft, Witz und starke Sprüche

Rennertshofener CSU lud zum Starkbierfest / Dobrindt lässt sich von MdEP Martin Kastler vertreten

18.03.2012 | Stand 03.12.2020, 1:42 Uhr

Beihilfe zur Konkursverschleppung: Der Europaabgeordnete Martin Kastler aus Schwabach kritisierte die Griechenlandhilfe, forderte Gerechtigkeit beim Renteneintrittsalter und die Einführung der Transaktionssteuer, notfalls auch gegen den Willen der FDP. Kastler kam in Vertretung von CSU-General Alexander Dobrindt, der in Berlin bei der Bundespräsidentenwahl war - Fotos: Hammerl

Rennertshofen (ahl) Ein sanfter Bruder Barnabas und der umso kämpferischere Europa-Abgeordnete Martin Kastler aus Schwabach unterhielten das Publikum des 16. Ranzhofer Starkbierfestes der CSU. Der Pfarrstadel war wieder gut besetzt, wenn auch nicht überquellend.

Eigentlich war CSU-Generalsekretär Alexander Dobrindt als Festredner vorgesehen, doch der hatte aufgrund der Bundespräsidentenwahl bereits ab 17 Uhr Präsenzpflicht in Berlin. „Das ist höhere Gewalt“, entschuldigte Rosemarie Haag den Programmwechsel, der die Ortsvorsitzende und ihr Team vor große Probleme gestellt hatte, denn die Präsenzpflicht traf zahlreiche Abgeordnete und Regierungsmitglieder, was sich auch deutlich am Ehrengästetisch zeigte, der heuer lokalen Politgrößen allein vorbehalten blieb. Dass der Bürgermeister der Gemeinde Marxheim den Weg nach Ranzhof gefunden hatte, freute Haag ganz besonders, nachdem „der eigene Bürgermeister dem Starkbierfest seit 2008 fernbleibt“.

 

Stimmungsmäßiger Höhepunkt des Abends war eindeutig „Bairisches zum Bier“, einmal mehr schelmisch-pointiert ausgeschenkt von Alfred Ehrnstraßer, der in seiner unnachahmlichen Art selbst Witze, die der eine oder andere schon mal gehört haben mag, zum ehrlichen Lacher werden lässt. Zwischendurch, wenn es gar zu frauenfeindlich wurde und er sogar entsprechende (männliche) Zwischenrufe erntete, versicherte er: „So bin ich eigentlich gar nicht.“ Pfarrer, Lehrer und immer wieder Mann und Frau, das sind die Hauptthemen, die er geschickt mit Lokalkolorit versah und dem einen oder anderen Rennertshofener zuordnete, mitunter auch mit dem Umkehrschluss „Pfarrer Guggemos war’s nett“. Ehrnstraßer berichtete von Organverschiebungen, weil „die Leber im Arsch ist“, von nicht mehr vorhandenen Hochzeitsschuhen – „nur noch die alte Schachtel ist da“ und vom Papstsein als idealem Beruf – „da seh‘ ich den Chef erst, wenn ich gestorben bin“.

Eine Premiere gleich in mehrfacher Hinsicht kündigte MdEP Kastler an, was dem Mittelfranken den Zwischenruf „Erstmals in Oberbayern“ einbrachte. Das aber ließ der Schwabacher nicht auf sich sitzen und führte gar seine Firmung innerhalb der oberbayerischen Diözese Eichstätt als Gegenbeweis an. Erstmals aber vertrete er einen Generalsekretär, und auch in Rennertshofen sei er zum ersten Mal. Den Generalsekretärsjob nahm er sehr ernst und zog für einen Europa-Abgeordneten erstaunlich heftig vom Leder. Bayern habe ein Wörtchen mitzureden, sei Vorbild für andere in Europa und die Griechenlandhilfe bezeichnete er als „Beihilfe zur Konkursverschleppung“. Er fragte sich, ob es stimmig sei, eine gemeinsame Währung zu haben, aber keine gemeinsame Wirtschaft und keine einheitlichen Sozialsysteme, forderte Gerechtigkeit hinsichtlich des Renteneintrittsalters, meinte, die Transaktionssteuer müsse „notfalls gegen die FDP durchgesetzt werden“ und mahnte auch innerdeutsche Gerechtigkeit an. „Party-Wowereit“ dürfe das Geld aus dem Länderfinanzausgleich nicht mit vollen Händen ausgeben.

Sein Loblied auf CSU und Bayern schloss auch Angela Merkel mit ein, die auf gespaltenes Echo in den Mitgliedsstaaten treffe – die einen verspotteten, die anderen verehrten sie.

„Correctio Fraterna“, die brüderliche Zurechtweisung, wünschte sich von Bruder Barnabas Pfarrer Guggemos, der als Hausherr ebenfalls ans Mikro trat und seinen Vorredner Kastler für dessen Rhetorik lobte: Wenn ich so predigen könnte, wären die Kirchen voll“. Bruder Barnabas blieb heuer besonders brüderlich – vielleicht, weil er besonders strenge Regeln auferlegt bekommen hatte, damit niemand einen (Lach)krampf erleide? Wie schmerzhaft der sei, könne der Landrat (der Stellvertreter Alois Rauscher geschickt hatte) bestätigen. Obwohl der Mayakalender heuer für Ende Dezember den Weltuntergang ankündige, kann der Fastenprediger die Ranzhofer beruhigen: „In Rennertshofen findet alles 50 Jahre später statt“.

Er empfahl eine eigene Währung, den Ranzi mit Ernst Geberts Konterfei auf der Rückseite – damit noch Platz für einen anderen auf der Vorderseite bliebe. Für den Kreuzer könne Hansi herhalten, für den Fünfziger Wolfgang Fürmann. Die Bitte eines Schnorrers laute dann: „Hansi, hast mal nen Kreuzer für mich, aber gib mir ja keinen falschen Fuffziger“. Eine mobile Einsatztruppe namens Waste-Watcher gegen Tretminen, Schild(er)bürgerstreiche, Dixi-Klos für Fertighausbewohner, denen er wünscht, dass „alles bei ihnen in Zukunft gut abläuft“, die Lesekompetenz der Ammerfelder und immer wieder die ewige Ruhe für die Marktstraße waren seine Themen. Durch den Abend führte gewohnt souverän Michael Müller, der den aufgehobenen Fraktionszwang der CSU beim Dauerbrenner Gelbe Tonne hervorhob.