Neuburg
Gerichtsposse endet mit vielen Fragezeichen

Verfahren gegen 38-jährige Schrobenhausenerin wegen Computerbetrugs wird eingestellt

15.04.2014 | Stand 02.12.2020, 22:48 Uhr
Symbolbild Gericht −Foto: Sebastian Schanz

Neuburg (szs) Eine kuriose Gerichtsposse um einen vermeintlichen Computerbetrug endete nun, wie sie enden musste – mit vielen Fragezeichen bei allen Beteiligten und einer Einstellung des Verfahrens.

Darüber war nicht nur die 38-jährige Angeklagte aus Schrobenhausen erleichtert, sondern wohl auch Amtsrichterin Susanne Bekk – so chaotisch, wie die drei Verhandlungstage im Sitzungssaal verlaufen waren (wir berichteten).

Die Anklage warf der Frau Computerbetrug vor: Sie soll über einen Versandhandel Waren im Wert von insgesamt 3000 Euro bestellt haben, aber ihren Cousin als Rechnungsempfänger angegeben haben. Der wollte davon nichts wissen – und schon gar nicht bezahlen.

Es folgte Prozesstag Nummer Eins: Am Morgen meldete sich der Verteidiger der Schrobenhausenerin beim Gericht und bat um eine Verschiebung. Doch zu aller Erstaunen tauchte die Angeklagte später trotzdem im Sitzungssaal auf. Alleine. Sie brauche keinen Verteidiger. „Ich will die Sache einfach hinter mich bringen.“ Und es wurde noch merkwürdiger: Später flehte sie Richterin Susanne Bekk förmlich an, sie einfach schuldig zu sprechen, ihr sei schon alles egal. Dabei hatte sie ja noch gar nichts gestanden. Denn sie behauptete, es habe sehr wohl Ratenzahlungen an den Versandhandel gegeben. Das könne sie mit Dokumenten ihrer Bank beweisen – die sie allerdings nicht dabei hatte. Die Verhandlung wurde vertagt, die Schrobenhausenerin sollte die Beweismittel das nächste Mal mitbringen.

Prozesstag Nummer Zwei begann schon wenig vielversprechend, denn die Angeklagte hatte keinerlei Unterlagen mitgebracht. Anklagevertreter Franz Burger rüffelte die Frau daraufhin: „Das ist kein Kasperltheater hier.“ Das hielt den kleinen Sohn der 38-Jährigen aber nicht ab, eines der Gesetzbücher von Burgers Tisch zu stibitzen. Trotzdem war man gnädig: Bei einem dritten Termin sollten die Unterlagen endlich vorgezeigt werden.

Prozesstag Nummer Drei dauerte dann nur wenige Minuten. Die Angeklagte hatte wirklich Dokumente dabei, wenn auch nicht alle. „Die haben einen Systemfehler bei der Bank, deswegen konnten die das nicht ausdrucken“, erklärte die Schrobenhausenerin. Die Richterin und Staatsanwalt Sebastian Hirschberger blätterten in den Dokumenten – und einigten sich schließlich darauf, das Verfahren einzustellen. „Dadurch, dass die geschädigte Firma nicht mehr existent ist“, erklärte Bekk. Ob die Angeklagte damit einverstanden sei? „Ja, mir ist schon alles recht“, antwortete sie – offenbar verstand sie nicht, wie viel Glück sie gerade hatte. Die Kosten des Verfahrens fallen der Staatskasse zur Last.