Thalmässing
Gerechtigkeit und Fasten

Ausstellung mit "Misereor"-Hungertüchern eröffnet Bis zum 23. März im Thalmässinger Bunker zu sehen

05.03.2018 | Stand 02.12.2020, 16:44 Uhr

Die Vernissage moderiert Hans Seidl, seine Frau Marina zog die Ausstellung an Land. Hier verweisen beide auf ein Werk, das deutlich den Hunger in weiten Teilen der Erde darstellt. Es stammt aus dem Jahr 2004 und nennt sich: "Brot und Rosen - Unser tägliches Brot gib uns. Heute." - Foto: Leykamm

Thalmässing (lkm) Während in den reichen Ländern Christen in diesen Tagen fasten, sorgen sich ihre Glaubensgeschwister in den armen Regionen dieser Erde um die tägliche Nahrung. Eine unerträgliche Schieflage, der das bischöfliche Hilfswerk "Misereor" auf eigene Weise begegnet und seit Jahrzehnten die Tradition der Hungertücher neu aufleben lässt.

Zu sehen sind sie nun in einer Ausstellung im katholischen Gemeindezentrum Thalmässings.

Bis Freitag, 23. März, lassen sich die 19 Werke verschiedener Künstler aus Afrika, Lateinamerika und Asien bestaunen. Das älteste Tuchbild stammt aus dem Jahre 1976, als die besagte Hilfsorganisation einen alten Brauch unter neuen Vorzeichen wieder aufleben ließ. Denn schon um das Jahr 1000 nach Christus begannen die Kirchen, in der Fastenzeit den Altar abzudecken. So erklärte es zur Vernissage im "Bunker" der stellvertretende Pfarrgemeinderatsvorsitzende Hans Seidl. Erst seien die Tücher gemäß des Anlasses eher einfach und schmucklos gewesen, was sich im Laufe der Zeit stark geändert habe. Bald fanden sich auf ihnen immer prächtigere Bildmotive aus der Bibel wieder - von der Schöpfung bis zur Wiederkunft Christi. Ein Umstand, der den Kunsttüchern bald den Spitznamen "Armenbibel" einbrachte. Mit der Reformation "ebbte diese Tradition dann stark ab", erklärte Seidl. Bis sie dann Misereor 1976 unter ganz neuem Vorzeichen wieder aufleben ließ.

Nun richtete sich der Fokus auf das Streben nach sozialer Gerechtigkeit und den existenziellen Mangel an Nahrung in weiten Teilen der Erde. Aus den betroffenen Ländern sollten nun Künstler die neuen Hungertücher gestalten. Seither begleitet alle zwei Jahre ein neues Exemplar die Christen auf der ganzen, einen Welt durch die Fastenzeit. Dass im Bunker aber nun keine 20 Werke zu sehen sind, liegt schlicht daran, dass eines der Tücher im angeforderten Format sich seitens des Hilfswerks nicht mehr auftreiben ließ. Eigentlich hatte Pastoralreferentin Marina Seidl ohnehin die großen, fast drei Meter breiten Großdrucke für die Ausstellung an Land ziehen wollen. Doch die waren schon vergeben, aber die Tücher im Format von 120 mal 85 Zentimetern noch zu haben. Die Exemplare finden sich nun gegen den Uhrzeigersinn positioniert an den Bunkerinnenwänden wieder: vom 1976er-Werk aus Indien, das "Christus im Lebensbaum" zeigt, bis hin zum aktuellen Bild mit dem Namen "Ich bin weil Du bist", das der nigerianische Künstler Chidi Kwubiri angefertigt hat. Im Großformat ist es auch in der katholischen Kirche neben dem Bunker zu sehen - es hängt am hinteren Ende des Altarraums, statt den Alter wie früher üblich zu verdecken.

Im Gottesdienst vor der Vernissage interpretierte es der scheidende Hausobere des Eichstätter Salesaniums, Pater Josef Lienhard, als einen Appell zu Barmherzigkeit und Nächstenliebe. Er forderte zum Bauen von Brücken zwischen Menschen und zwischen Kulturen auf. Die verschiedenen Hungertücher der vergangenen Jahrzehnte waren auch in diesem Gotteshaus über die letzten Jahrzehnte zu erblicken. Die Werke hätten zudem ebenso Eingang in evangelische Kirchen gefunden, berichtete eine Besucherin beim Anblick der ausgestellten Bilder. Bei vielen Besuchern weckten sie zur Vernissage mannigfaltige Erinnerungen. Zum Beispiel das 1996er Werk von Sieger Köder, das den leidenden Christus in der Bildmitte zeigte. Nur sie selbst war damals an Karfreitag enthüllt - schwarz bedeckt blieben die bunten Motive an den beiden Seiten. Jenes Tuch zeigt auch, dass Misereor gelegentlich von seinem Konzept bezüglich der Heimatorte der Künstler abwich.

Unvergessen auch die Diskussionrunde, die das Bild aus China mit dem Namen "Gott und Gold - wie viel ist genug" nach sich zog. Die unter den Exponaten angebrachten Beschreibungen zu den Schöpfern der Werke und dieser selbst lassen noch stärker in die Welt der Hungertücher eintauchen. Die Ausstellung ist jeden Mittwoch von 15 bis 17 Uhr geöffnet, an den anderen vier Werktagen jeweils von 9.30 bis 11.30 Uhr.