Ingolstadt
Geplanter Auftritt Söders im Gasthaus am Auwaldsee schlägt Wellen

AfD beklagt "Boykottaufruf"

16.02.2018 | Stand 02.12.2020, 16:48 Uhr

Mahnwache: Auf Einladung der AfD trat im März 2016 Jürgen Elsässer, Chefredakteur des Magazins "Compact", im Gasthaus am Auwaldsee auf. Vor der Tür demonstrierten rund 200 Menschen. Archivfoto: Hauser

Ingolstadt (DK) Bayerns Finanzminister Markus Söder (CSU) wird am nächsten Dienstag im Gasthaus am Auwaldsee sechs Künstlerensembles den Heimatpreis Oberbayern verleihen - diese Ankündigung hat Wirbel ausgelöst, denn es handelt sich um ein Lokal, das die Alternative für Deutschland (AfD) seit Jahren regelmäßig für Veranstaltungen bucht. Jetzt hat sich die AfD zu Wort gemeldet.

Maximilian Mitwalsky, Sprecher des Kreisverbands Ingolstadt / Eichstätt, wirft dem DK in einer Mitteilung vor, dass in dem Artikel "Ausgerechnet am Auwaldsee", der am Mittwoch erschienenen ist, "unverhohlen zum Boykott des Wirtshauses aufgerufen" würde.

Wie berichtet, fanden am Auwaldsee schon Parteitage, eine Wahlparty sowie Auftritte umstrittener AfD-Politiker wie Björn Höcke statt. Aus diesem Grund meiden die SPD (die dort früher oft zu Gast war), die Grünen, Die Linke und andere Parteien das Gasthaus. Die CSU hat es auch schon länger nicht mehr gebucht, allerdings ohne einen Zusammenhang mit der AfD anzudeuten. Der Deutsche Gewerkschaftsbund (DGB) und die Ingolstädter IG Metall haben 2016 in einem offenen Brief erklärt, dass sie dem Gasthaus wegen der bedenklichen AfD-Veranstaltungen dort ab sofort fernbleiben werden; den Ausschlag gab damals ein Auftritt Jürgen Elsässers, Chefredakteur des offensiv-rechten Magazins "Compact", am Auwaldsee.

Wie berichtet, erklärt das Ministerium der Finanzen und für Heimatschutz - Veranstalter des Heimatabends -, den Saal des Lokals allein wegen der günstigen Lage nahe der A 9 sowie der passenden Größe gemietet zu haben. Die Stadt Ingolstadt nimmt den Wirt Christian Walzl ausdrücklich in Schutz.

AfD-Sprecher Mitwalsky beklagt: "Gleich mehrfach kommen in dem Artikel Vertreter des linken und grünen Spektrums zu Wort und bezeichnen es als ,instinktlos' und ,rätselhaft', dass Finanzminister Söder zur Verleihung des Heimatpreises Oberbayern ausgerechnet in die Gaststätte am Auwaldsee einlädt." Der AfD-Sprecher bezeichnet die Kritiker seiner Partei als "selbst ernannten linken Wächterrat" und fragt: "Wieso die ganze Aufregung" Denn: "In der von vielen Ingolstädter Firmen, Verbänden und Parteien gern genutzten Gaststätte finden auch Veranstaltungen der AfD statt. Der Wirt wird mit der Angabe zitiert, dass von den insgesamt 150 Veranstaltungen im Jahr ,höchstens sechs bis acht von der AfD sind'. Zum Verhängnis wird dem Wirt offenbar sein unternehmerisches Denken." Walzl bezeichnet sich gegenüber dem DK als "neutralen Geschäftsführer, der sich vorrangig seinem Unternehmen und somit auch seinen Mitarbeitern verpflichte fühle, indem er für volle Auftragsbücher sorgt". Mitwalsky behauptet: "Dieses Argument will der Verfasser des Artikels nicht so recht gelten lassen. Denn die AfD sieht er in erster Linie nicht als eine im Bundestag und in 14 Länderparlamenten vertretene, demokratische Partei, sondern vor allem als Sammelbecken für Rechtsradikale." Das "persönliche Schicksal des Wirts und das seiner Mitarbeiter" spiele "offensichtlich keine Rolle". Der Sprecher der AfD argumentiert: Der Betreiber der Auwaldsee-Gaststätte "bietet einer Partei, die über 12 Prozent der deutschen Wähler repräsentiert, seine Dienstleistung an. Aus einem bloßen Geschäftsverhältnis wird ein politischer Skandal konstruiert".

Minister Markus Söder wird nach Ansicht der AfD gut daran tun, das Gasthaus am Auwaldsee "als das zu nutzen, was es ist: Ein traditionsreiches Lokal mit bayerischem Ambiente, so wie es von der Stadt Ingolstadt angepriesen wird".

Dazu zwei Anmerkungen der Redaktion: Der DK ruft in dem Artikel "Ausgerechnet am Auwaldsee" nicht zum Boykott des Gasthauses auf. Vielmehr berichtet unsere Zeitung darüber, dass mehrere Parteien sowie DGB und IG Metall das Lokal wegen der regelmäßigen AfD-Treffen dort boykottieren. Das ist ein Unterschied. Auch der Kommentar zum Artikel ist nach Ansicht des Autors kein Boykottaufruf. Er kritisiert Minister Söder dafür, sich unnötig auf heikles Terrain zu begeben und damit ein fragwürdiges Signal zu setzen. Sollte ein Kommentar aber tatsächlich einmal zum Boykott eines Veranstaltungsorts aufrufen, wäre auch das legitim, da es sich um einen Meinungsbeitrag handelt.