Ingolstadt
Gemütlichkeit kennt keine Grenzen

Fünf Jahre Soziale Stadt: Auch im Augustinviertel steigen Wohn- und Lebensqualität

18.01.2012 | Stand 03.12.2020, 1:56 Uhr

Endlich Ruhe! Seit ihre Terrasse verglast ist, nutzt Franziska Fürbacher (r.) den Raum das ganze Jahr über. Hinten auf der Südlichen Ringstraße rauscht leise der Verkehr vorbei. Die Lebensqualität im Viertel steige, bestätigt die Quartiersmanagerin Gudrun Schmachtl (l.). - Foto: Strisch

Ingolstadt (DK) Sie erzählen ohne Zweifel eine Erfolgsgeschichte: die Förderprogramme Soziale Stadt. Im Konrad- und im Augustinviertel starteten sie vor fünf Jahren. Seither ist eine Menge passiert. Die Liste der Augustin-Quartiersmanagerin Gudrun Schmachtl ist lang. Am Wochenende wird gefeiert.

Sie lud nur Hartgesottene zum Verweilen ein: die Terrasse von Franziska Fürbacher. Zugig war sie und eng, dafür mit 1a-Panoramablick auf die Südliche Ringstraße, wo der Verkehr Tag und Nacht vorbeidonnert. Wenn sie in ihren bereits preisgekrönten kleinen Garten wollte, musste sie hinabsteigen, denn er lag eine Etage tiefer. „Früher konnte man kaum draußen sein“, erzählt die Seniorin. „Es war schlimm!“

Sie sitzt entspannt in einem Gartenstuhl auf ihrer schön dekorierten Terrasse. Was heißt da Terrasse: „Das ist jetzt eine Loggia!“ Denn mittlerweile wurde sie vergrößert und die Front verglast. Das Gärtchen liegt nun vor der Tür, denn der Abhang ist aufgeschüttet worden. Vorn auf der Ringstraße fließt ruhig der Verkehr vorbei, kaum mehr zu hören. „Und sobald die Autos hinter der neuen Lärmschutzwand verschwunden sind, werden die Geräusche noch dumpfer“, berichtet Franziska Fürbacher. „Es ist wirklich ein Gewinn!“

Seit der Renovierung nutzt sie die Loggia das ganze Jahr über. So wie es die meisten ihrer Nachbarn entlang der Ringstraße tun, deren Wohnungen ebenfalls aufgemöbelt wurden. Lärmschutz und Wärmedämmung in bisher vier Häuserblocks gehören zu den sichtbarsten Erfolgen des Förderprogramms Soziale Stadt, das vor fünf Jahren im Augustinviertel startete. 60 Prozent der Kosten teilen sich Bund und Land, 40 Prozent trägt die Stadt. „Seither ist wirklich sehr viel passiert!“, erzählt Gudrun Schmachtl, die Quartiersmanagerin. Auf Spielwiesen, unter vielen Dächern – und zwischen den Menschen.

Ihre Liste mit Erfolgen ist lang. Die gesteigerte Lebensqualität in den Mehrfamilienhäusern der Gemeinnützigen Wohnungsbaugesellschaft steht weit oben. Zu erwähnen sind noch das Jugendzentrum AuT 53 (meint: Augustintreff, die 53 steht für die Postleitzahl), der schöne Spiel- und Bolzplatz auf der Heimatwiese an der Schwäblstraße, die neue Grünfläche am Kindergarten St. Markus und das „Gründreieck“ zwischen Asam- und Kothauer Straße, das offiziell eingeweiht wird, sobald alles blüht.

Und natürlich nicht zu vergessen: das Stadtteilbüro an der Feselenstraße, Treffpunkt für die zahlreichen Bildungs-, Kultur- und Unterhaltungsangebote – unter anderem. „Viele ältere Bürger nutzen unser Büro auch als Anlaufstelle bei Fragen aller Art“, erzählt die Quartiersmanagerin. „Und wenn wir mal nicht helfen können, vermitteln wir weiter.“

An dieser Stelle räumt sie mit einem zähen Klischee auf: „Die Soziale Stadt ist für alle Bürger da! Nicht nur für Migranten und sozial Schwache.“ Rund um St. Augustin wachse das Miteinander, erklärt Gudrun Schmachtl. Und darüber hinaus. „Zum Café ab 60 fahren inzwischen sogar Senioren aus Ringsee mit dem Bus her. Und der Einzugsbereich unserer Kinderveranstaltungen wie der Zirkus Augustin oder der Kidstreff geht auch über das Viertel hinaus.“ So soll es sein. „Wir hören oft, dass das Gemeinschaftsgefühl stärker geworden ist. Die Erfahrung zeigt, dass viele Leute Vorbehalte erst dann abbauen, wenn sie etwas zusammen tun. Daher versuchen wir immer, viele Begegnungen zu ermöglichen.“

Noch etwas Signifikantes lasse sich seit dem Start des Projekts Soziale Stadt beobachten: Öffentliche Ordnung macht sich breit – viel breiter als früher. Es gelte: Je gepflegter ein Quartier, desto weniger Vandalismus.

Nicht zuletzt nährt eine Statistik die Zuversicht: Die Übertritte auf weiterführende Schulen nehmen zu. Die Quote stieg im Viertel von 45 Prozent (2008) auf 62 Prozent (2010). „Das liegt natürlich nicht nur an unserer Persönlichkeitsförderung“, bemerkt Gudrun Schmachtl. Aber ein bisschen ganz bestimmt.