Ingolstadt
"Gemütlicher als in Nürnberg"

Freunde des Christkindlmarkts lassen sich auch von Regenwetter die gute Laune nicht vermiesen

23.12.2018 | Stand 23.09.2023, 5:29 Uhr
Lichtermeer zwischen Herzogskasten und Stadttheater: der Christkindlmarkt am verregneten Samstagabend. Das schlechte Wetter trübte die Bilanz ein wenig . −Foto: Hauser

Ingolstadt (DK) Der Christkindlmarkt ist am vierten Adventssonntag zu Ende gegangen. Er kam wieder sehr gut an, trotz des wenig weihnachtlichen Wetters. Die Händler loben vor allem die gemütliche Atmosphäre des Hüttendorfs. Auch, als es am vorletzten Tag heftig goss, fanden die Besucher mit heißen Getränken behaglich zusammen. Auf dem Paradeplatz mit der Eisbahn geht der Spaß bis 6. Januar weiter.

Die Stimmungsbremsen vom Deutschen Wetterdienst haben vor wenigen Tagen mit einer viel beachteten Statistik jede winterliche Vorfreude zunichtegerechnet: Weiße Weihnachten, wissen die Experten, gibt es nur sehr selten, alle fünf bis zehn Jahre - höchstens. Zuletzt hat es bei uns an Weihnachten 2010 geschneit. Schlimmer noch: Meteorologen sprechen sogar vom Phänomen des Weihnachtstauwetters: Das ist ein Warmluftvorstoß, der gemeinhin Ende Dezember nach Deutschland dringt. Die Ingolstädter wurden von dem Schwall an diesem Wochenende erfasst. Und es ist nicht nur viel zu warm für die Jahreszeit, sondern auch unangenehm nass.

Auf dem Christkindlmarkt sitzen am Samstagnachmittag einige Händler recht eisigen Blicks an ihren einsamen Ständen. Es schüttet heftig. Die Gassen werden immer leerer, die Pfützen tiefer. Der Wind pfeift. Der letzte Samstag vor dem Fest könnte ein richtig umsatzstarker sein: Viele sind da schon in Urlaubsstimmung und Weihnachtslaune. Aber bei diesem Wetter geben sich die meisten solchen Gefühlen lieber zu Hause hin.

Jedoch nicht alle. In der Hütte mit der Feuerzangenbowle etwa geht es sehr gemütlich zu. Die Gäste sitzen im Warmen behaglich beisammen und genießen die Heißgetränke. Draußen plätschert der Regen, drinnen perlt gute Laune. Heiner Distel, der Wirt, trägt zur Gelassenheit bei. Man müsse das Wetter nehmen, wie es ist, sagt er. "Als es gut war, lief es auf dem Christkindlmarkt bestens." Mit weißer Weihnacht hat Distel sowieso nicht gerechnet. "Entscheidend ist, dass es trocken ist." Das war es in dieser Adventszeit allerdings öfter mal nicht. Distel berichtet daher von rund 20 Prozent weniger Umsatz. "Da dürfen wir uns nichts vormachen." Aber so sei es halt.

Der Fachmann für Feuerzangenbowle ("Die Zubereitung mit dem Zuckerhut ist ein richtig schönes Ritual") kommt schon seit 19 Jahren auf den Ingolstädter Christkindlmarkt. Der habe sich positiv entwickelt. "Er wurde etwas entzerrt und damit immer attraktiver. Gerade die verwinkelten Gassen haben großen Charme! Anders als in Nürnberg oder München, wo alle Hütten in Reih' und Glied stehen." Die Ingolstädter, sagt Distel, "wissen den Reiz ihres Christkindlmarkts sehr zu schätzen."

Auch Roman Ziegler aus Neuburg ist mit dem Geschäft insgesamt zufrieden. "Es war in Ordnung." Er hat hier mit seinem Team das fünfte Jahr in Folge ofenfrische Rahm-Schmankerl verkauft. Das Schönste am Ingolstädter Christkindlmarkt sei dessen "Gemütlichkeit und die entspannte Atmosphäre". Ziegler erzählt, unter der Woche auffällig viele Besucher aus Nürnberg bewirtet zu haben. "Die flüchten geradezu vor dem Christkindlesmarkt, weil er ihnen zu überlaufen ist." In Ingolstadt sei es deutlich gemütlicher.

Christian Silvester