Schrobenhausen
Gemütlich durch den Abend

Das Konzert von Sanne und ihrer Band im Herzoganger-Filmtheater war intim und relaxt - das gewisse Etwas fehlte aber

15.10.2018 | Stand 23.09.2023, 4:39 Uhr
Im grünen Sommerkleid und barfuß steht Sanne mit ihrer Gitarre auf der Bühne. Christine Schilling und Herbert Petz rahmen sie ein. −Foto: Budke

Schrobenhausen (SZ) Zum bereits zweiten Mal stand Susanne "Sanne" Riedelsheimer am Samstag im Herzoganger-Filmtheater auf der Bühne. Vor knapp 100 Zuhörern präsentierte sie zusammen mit der Kloanen Band, bestehend aus Christine Schilling und Herbert Petz, ein großes Programm unter dem Titel "De Woid de draht sie und I drah mi mit" mit Liedern, deren Texte vor allem persönliche Erfahrungen und Sichtweisen widerspiegeln.

Außerdem nutzte Sanne die Gelegenheit, ihre frisch gepresste CD vorzustellen. Nach ihrem ersten Konzert im November letzten Jahres im damals ausverkauften ehemaligen Kino hatte sie bereits angekündigt, dass sie an einer CD arbeiten wolle. Diesen Plan hat Sanne Riedelsheimer umgesetzt: Gemeinsam mit der Kloanen Band hat sie die Lieder, die damals bereits fertig waren, in einem Tonstudio aufgenommen. Knapp zwei Wochen vor dem Konzert heuer wurden die CDs geliefert in einer Auflage von zunächst 250 Stück unter dem Titel "Oafach Mensch sei".

Immer wieder hat Sanne im vergangenen Jahr Auftritte vor kleinerem Publikum gehabt, etwa bei Taufen, Vernissagen oder ähnlichen Anlässen. So hat sie schon ihre Fans, die neben Familie und Freunden auch am Samstag zum Konzert gekommen waren.

Ein guter Teil der Lieder war aus dem letzten Jahr sicher noch vielen bekannt, aber auch manch Neues war dabei. Ganz im Sanne-Stil erzählt sie von eigenen Gefühlen, von ihrem Weltbild und von Beziehungen zu den Menschen um sie herum.

So sind nicht wenige der Songs Familienmitgliedern gewidmet, wie zum Beispiel "Mama", "Oh, du kleiner Sonnenschein" oder - ganz neu - "Seelen des Himmels", das sie für das Kind geschrieben hat, mit dem sie gerade schwanger ist. Oder sie hat für spezielle Anlässe getextet, wie etwa eine Taufe, zur Herbstzeit oder zu Weihnachten. Die Welt und die Menschen um sie herum beschäftigten sie, manchmal zeigt Sanne sich der Liedermacher-Tradition entsprechend gesellschaftskritisch.

Gesanglich boten die 20 Lieder plus vier Zugaben eher wenig Abwechslung. Die Stimme der Autenzellerin ist zwar warm und berührt, aber sie hat wenige Nuancen aufzuweisen. Manchmal experimentiert Sanne mit der Kopfstimme, das gelingt ihr aber nicht so ganz. Die Art der Interpretation ist von Lied zu Lied sehr ähnlich, auch der einzige englischsprachige Song "One day" macht da keine Ausnahme.

So springt der Funke am diesem Abend nicht so recht auf das Publikum über. Zwar gibt es nach jedem Lied Applaus, aber Beifallsstürme auch am Ende des Hauptprogramms bleiben aus. Auf einige "Zugabe"-Rufe reagiert Sanne mit der Frage: "Ja, wollt ihr noch was hören oder wollt ihr lieber heim?" und singt dann doch vier weitere Stücke. Erst bei dem vorletzten "Nackert" kommen die Zuhörer ein wenig in Schwung, klatschen mit, manche stimmen leise in den Refrain ein, ebenso dann auch bei dem wirklich letzten Lied "Verruckt sei". Susanne Riedelsheimer ist mit dem Auftritt voll zufrieden - deshalb habe sie sich das ehemalige Kino als Bühne ausgesucht: "Die Leute sollen sich gemütlich zurücklehnen und entspannt zuhören können", sagt sie. Das ist ihr in jedem Fall gelungen.

In musikalischer Hinsicht ist die Zusammenarbeit mit der Kloanen Band ein echter Glücksfall für Sanne. Sehr souverän und mit starker Bühnenpräsenz verleiht Christine Schilling mit Cajon und Regenmacher den Liedern Rhythmus und eine stimmungsvolle Basis. Herbert Petz ist professionell an der Geige. Mit ständigem Blickkontakt zu Sanne unterstützt er deren Gitarrenspiel und Gesang gefühlvoll, ohne selbst die Führung zu übernehmen. Sogar Gitarre lernt er seit einem dreiviertel Jahr, um die Liedermacherin bei ihren Songs und beim Komponieren stärker begleiten zu können.

Da ist ein Highlight des Abends zweifellos das überraschende Solo von Herbert Petz als Rapper. Zum Lied "I hob an Traum" meint Petz: "Der Text ist so stark, den muss ich euch nochmal anders näher bringen". Dann zieht er ein kariertes Hemd locker über sein Shirt, setzt eine Cap falsch herum auf den Kopf und rappt los. "Eminem ist ja auch schon 40", meint er beinahe entschuldigend. Dazu gibt es aber gar keinen Grund: Der Rap sticht heraus aus dem Programm an diesem Abend und erntet reichlich Szenen-Applaus.

Die CD ist aktuell nur über Sanne direkt zu beziehen. Weitere Verkaufsstellen in Schrobenhausen oder zum Beispiel Aresing fragt die Liedermacherin derzeit an.

Heidrun Budke