Gemeinschaft als Grundgedanke

18.09.2009 | Stand 03.12.2020, 4:39 Uhr

Die Häuser an der Ringseestraße waren vor 100 Jahren das erste von der Eisenbahner-Baugenossenschaft gestartete Projekt. - Foto: Herbert

Ingolstadt (hri) Was einst aus der Not geboren wurde, ist zu einer beachtlichen Größe herangewachsen. Die Baugenossenschaft das Verkehrspersonals Ingolstadt Hauptbahnhof feiert heuer ihr 100-jähriges Bestehen. Am Donnerstagabend wurde das Jubiläum bei einem Festakt in der Dürnitz des Neuen Schlosses gewürdigt.

In der Anfangszeit hatte es drei Eisenbahnergenossenschaften gegeben: eine für das Verkehrspersonal im Ringseeviertel, eine für die Verkehrsbeamten südlich der Anton-Kirche sowie eine weitere in der Mercy- und Haunwöhrer Straße, die sich Baugenossenschaft 1921 Ingolstadt Hbf nannte. Sie schlossen sich 1942 zu einer einzigen zusammen und nannten sich Baugenossenschaft des Verkehrspersonals Ingolstadt Hauptbahnhof, die bis heute fortbesteht. Über die Jahrzehnte waren nach und nach 322 Wohnungen entstanden, die den 516 Mitgliedern gehören.

Arbeiter der Königlich Bayerischen Eisenbahn hatten am 27. Juni 1909 den Grundstein für die heutige Baugenossenschaft gelegt. Im Gasthaus Zum Deutschen Kaiser kamen sie zur Gründungsversammlung zusammen. Initiator war der Schlosser Johann Ott. Er konnte 42 Kollegen gewinnen, die Geschäftsanteile von 200 Mark zeichneten – die Basis für den Bau dringend benötigter Wohnungen. Zwei Jahre später waren die ersten Häuser an der heutigen Ringseestraße fertiggestellt. Auch ein kleiner Lebensmittelmarkt gehörte dazu. Nach und nach wurden die übrigen Projekte realisiert. Die Wohnhäuser – oft auf Erbpachtgrundstücken gebaut – stehen unter anderem an der Ringsee-, Samberger-, Münchener, Bahnhof- und Sandtnerstraße. Vor allem in den Nachkriegsjahren fanden hier viele Eisenbahner, die alles verloren hatten, einen neuen Lebensmittelpunkt.

Solidarität und Gemeinschaftssinn bestimmen bis heute das Miteinander in der Baugenossenschaft. Darauf wiesen unter anderem Vorstandsmitglied Franz Seitner und der Vorstandsdirektor des Verbandes bayerischer Wohnungsunternehmen, Xaver Kroner, beim Festaktakt am Donnerstagabend hin. "Das ist unser Grundgedanke", sagte Seitner. Der städtische Referent Herbert Lorenz überbrachte die Grüße und Glückwünsche der Stadtverwaltung zum runden Jubiläum. "Ich bin selber in einer Genossenschaftswohnung groß geworden, wenn auch nicht in Ingolstadt. Aber ich habe erlebt, was Gemeinschaft und Heimat bedeuten", sagte Lorenz in seiner launigen Rede. Der Kabarettist Chris Boettcher führte durch den unterhaltsamen Teil.

In jüngster Vergangenheit musste die Baugenossenschaft sich vielfältigen Herausforderungen stellen. Allem voran ist die permanente Modernisierung der Wohnungen zu nennen. So wurden unter anderem durch Zusammenlegen kleinerer Wohnungen bezahlbare und ausreichend große Räume für junge Familien mit Kindern geschaffen. Ablaufende Erbpachtverträge machen zudem immer neue Verhandlungen mit den Eigentümern notwendig, um das Erfolgskonzept fortzuführen.