Wolnzach
Gemeinsame Ausbildungsinitiative

Wolnzacher und Rohrbacher Firmen wollen auf neuen Wegen qualifizierte Mitarbeiter gewinnen

18.11.2016 | Stand 02.12.2020, 19:02 Uhr

Foto: Petra Frye-Weber

Wolnzach (PK) Das Problem ist bekannt: Der Bedarf an hoch qualifizierten Facharbeitern steigt und gleichzeitig gibt es weniger Bewerber um Ausbildungsplätze. "Wir möchten nicht jammern, sondern haben uns für den produktiven Weg entschieden", erläutern Lorenz Linner und Andreas Pfafflinger.

So haben die beiden Wolnzacher Unternehmen, die Linner GmbH Werkzeugfabrik und die WMH Antriebstechnik GmbH, eine Ausbildungsinitiative ins Leben gerufen, um auf ihre Firmen und auf einen Berufszweig, der bei vielen Jugendlichen unbekannt ist, aufmerksam zu machen. Dabei bieten die Berufe des Zerspanungs- und Industriemechanikers beste Perspektiven, viel Abwechslung und seien überdies ziemlich krisensicher, werben sie.

"Eine gute und umfassende Ausbildung verlangt von den betreffenden Unternehmen hohe Investitionen in die entsprechenden Maschinen und Material", führen Linner und Pfafflinger aus, dass sich diese gemeinsam natürlich viel besser stemmen ließen. Die Vorteile der Kooperation lägen allerdings auch für die Auszubildenden auf der Hand. Da die Berufe des Zerspanungsmechanikers- mit den drei Fachrichtungen Dreh-, Fräs- und Schleiftechnik oder des Industriemechanikers vergleichsweise speziell seien, böte die firmenübergreifende Ausbildung für die Azubis die Möglichkeit, über den Tellerrand des ausbildenden Unternehmens hinaus zu schauen und die gesamte Bandbreite der Berufe kennenzulernen. "So können wir für die Jugendlichen eine hochwertige Ausbildung sicherstellen", erläutert Lorenz Linner.

"Denn wir brauchen mehr Nachwuchs und der beste Nachwuchs ist immer noch der, den wir selbst ausbilden", bekräftigt Andreas Pfafflinger und weist gleichzeitig darauf hin, dass auch bereits ausgebildete Facharbeiter, die in das Unternehmen wechselten, teilweise ein bis zwei Jahre eingearbeitet werden müssten, bevor sie in ihrem neuen Job wieder voll einsatzbereit seien. Mit diesen Argumenten haben die beiden Wolnzacher noch zwei weitere Unternehmen überzeugen können.

So nehmen auch die Rohrbacher Firmen Trob Tröstler und Oberbauer GmbH und Kempf Bakeware GmbH an dieser Initiative teil. Gemeinsam erhalten seit September sieben Auszubildende in der eigens eingerichteten Werkstatt auf dem Firmengeländer der Linner GmbH in Wolnzach ihre Grundausbildung. Ihnen zur Seite steht mit Josef Griebmayer ein erfahrener Ausbilder, der sie in die Grundfertigkeiten der Metallverarbeitung wie feilen, bohren oder Gewinde schneiden einweist.

"Die mechanische Grundausbildung ist in den verschiedenen Berufsbildern gleich", betonen auch Josef Keßler, Betriebsleiter bei Kempf, und der Trob Geschäftsführer Johann Tröstler die Vorteile der Initiative. Denn zuweilen sei es durchaus schwierig an den komplexen Maschinenarbeitsplätzen, die Grundlagen zu erlernen. Umso besser könne anschließend in den Betrieben der Meister oder der Facharbeiter sein qualifiziertes Wissen an die geschulten Azubis weitergeben, betonen die Firmenverantwortlichen.

Nebeneinander stehen die sieben 15- bis 18-jährigen Lehrlinge nun an der Werkbank und fertigen unter Anleitung beispielsweise Würfel und Roboter. Julian Geneder, der heuer seine Ausbildung als Industriemechaniker bei der Firma Kempf begonnen hat, findet diesen gemeinsamen Start richtig gut. "Hier kann man sich ganz auf seine neue Aufgabe konzentrieren", betont der Azubi, der mit seiner Berufswahl in die Fußstapfen seines Großvaters tritt, der als Werkzeugmacher gearbeitet hat.

Über verschiedene Praktika im Metallbau hat Liam Ellyson von WMH Herion Antriebstechnik zu seinem "Traumberuf" Zerspanungsmechaniker gefunden. Wie seine Mitstreiter reizte ihn neben der handwerklichen Tätigkeit vor allem die hohe Präzision und Genauigkeit, die dieser Beruf erfordert. Nach der gemeinsamen Grundausbildung geht es zurück in die Unternehmen, wo die sieben Jugendlichen ihre 3,5-jährige Lehre fortsetzen.

Künftig können sich die Initiatoren auch eine noch engere Zusammenarbeit vorstellen, so dass sie vergleichbar mit einer Bildungswerk gezielt Fortbildungskurse anbieten wollen. Ebenso sind Linner und Pfafflinger offen für weitere Mitstreiter, die bei der Ausbildung mit ihnen kooperieren möchten. "Wir möchten die Initiative offen gestalten, es macht keinen Sinn das Projekt auf uns zu beschränken", machen die beiden Initiatoren Linner und Pfafflinger gerade in der Wachstumsregion zwischen München und Ingolstadt einen weiter wachsenden Bedarf an gut ausgebildeten Fachkräften aus und sehen überdies die solide Ausbildung auch als Karrieresprungbrett für die Jugendlichen.