Riedenburg
"Gemeinsam fällt es oft leichter"

Riedenburger BRK-Bereitschaftsleiter Karl Puschmann spricht im Interview über das Blutspenden

16.07.2018 | Stand 02.12.2020, 16:04 Uhr
Die Blutabgabe bei einer Spende dauert 15 bis 20 Minuten, wie BRK-Bereitschaftsleiter Karl Puschmann erklärt. −Foto: Foto: Ebener/dpa

Riedenburg (DK) Die einfachste Möglichkeit, anderen zu helfen, ist für Karl Puschmann, Leiter der BRK-Bereitschaft Riedenburg, das Blutspenden. Im Interview erzählt er, wo, wann und wie gespendet werden kann und was dabei zu beachten ist.

Stimmt es, dass während Großereignissen wie der Fußball-Weltmeisterschaft die Zahl der Blutspender abnimmt und Blutkonserven schon mal knapp werden? Wenn ja, warum?

Karl Puschmann: Inwieweit ein Großereignis wie die WM Einfluss auf die Zahl der Leute hat, die in Bayern zum Blutspenden gehen, kann ich leider nicht sagen. Ich merke allerdings schon, dass weniger Leute zu den Blutspendeterminen in Riedenburg kommen, wenn sich der Termin mit einer interessanten Sportveranstaltung überschneidet, die im Fernseher übertragen wird. Das wollen die Leute eben sehen.



Wie viele Spender werden in Bayern pro Tag benötigt?


Puschmann: Es werden etwa 2000 Blutspenden täglich in Bayern und etwa 15000 in ganz Deutschland gebraucht.

Auf ein Jahr umgerechnet sind das 730000 Spenden. Wie viele sind jährlich aus Riedenburg zu erwarten?

Puschmann: In Riedenburg kommen pro Spendetermin circa 120 Spender. Bei vier Terminen im Jahr kommen wir also auf 480 bis 500 Spender. Manchmal sind es mehr und manchmal auch weniger. Die Zahlen schwanken stark. Meistens haben wir auch zwischen fünf und zehn Erstspender. Das ist ein ziemlich guter Wert, trotzdem brauchen wir durchgehend neue Spender. Die Einen werden Älter, Andere werden krank oder müssen Medikamente einnehmen.

Wann und wo findet der nächste Termin in Riedenburg statt?

Puschmann: Unser nächster Termin in Riedenburg ist am Freitag, 10. August, in der DreiBurgen-Halle. Auf der Internetseite des Blutspendedienstes des Bayerischen Roten Kreuzes kann man sich außerdem über weitere Termine im näheren Umfeld informieren. Blutspendeveranstaltungen können auch für Firmenfeiern oder andere Feste organisiert werden. Der Blutspendedienst kommt dann mit einem Lkw. Viele gehen auch als Gruppe zu den Terminen oder sprechen sich vorher ab. Zu Zweit oder in einer Gruppe fällt es vielen jungen Leuten oft leichter. Ich glaube, es sind die wenigsten, die sagen: "Ich will Blutspenden und gehe jetzt mal dorthin." Es ist eher so, dass sie gefragt werden, ob sie mitgehen wollen. Ein Blutspender bringt einen anderen mit und zeigt, wie der ganze Ablauf funktioniert.

Finden die Termine regelmäßig statt?

Puschmann: Wir vom BRK haben in Riedenburg im Regelfall vier mobile Termine. Zwischen zwei Blutspenden sollte ein zeitlicher Abstand von 60 bis 65 Tagen liegen. Der Blutspendedienst gibt vor, dass ein männlicher Spender bis zu sechsmal im Jahr und ein weiblicher Spender bis zu viermal im Jahr spenden darf. Damit der Zeitrahmen für regelmäßige Spender eingehalten wird, setzen wir unsere Termine vierteljährlich an. Es besteht natürlich immer die Möglichkeit, einen Blutspendetermin im Nachbarort wahrzunehmen. Altmannstein, Dietfurt oder Painten sind ja nicht soweit entfernt.

Wie lange kann eine Blutkonserve verwendet werden?

Puschmann: Das mit der Haltbarkeit ist ein großes Problem. Eine Blutkonserve hat, je nachdem, in welche Bestandteile das Blut nach der Spende zerlegt wird, eine sehr begrenzte Lagerdauer. Im Schnitt sind das so 80 bis 90 Tage. Blutplasma kann länger aufgehoben werden, aber das Problem sind die Erytrozyten, die roten Blutkörperchen. Selbst wenn sie tiefgefroren sind, halten sie nicht länger als drei Monate. Schön wäre es natürlich, wenn man im Winter einen Vorrat ansammeln könnte, den man in den Sommermonaten aufbrauchen kann, wenn weniger Leute zu den Spendenterminen erscheinen. Aber das funktioniert wegen der kurzen Haltbarkeit leider nicht.

Die Reserven werden im Sommer also knapper?
Puschmann: Im Sommer gibt es viele Freizeitaktivitäten. Die Leute genießen das Wetter, fahren in die Urlaub, grillen oder radeln zum Badesee. Das führt leider dazu, dass die Leute weniger Zeit haben und die Blutspendetermine verschwitzen.

Wem kann mit einer Blutspende geholfen werden?

Puschmann: Geholfen wird kranken Leuten, die auf Blutkonserven angewiesen sind. Das können Menschen sein, die an Krebs erkrankt sind, oder Menschen, die bei einem Unfall viel Blut verloren haben, Menschen, die operiert werden oder deren Blutgerinnung gestört ist. Für den Spender selbst ist es außerdem eine kostenlose Gesundheitsvorsorge. Viele Erkrankungen erkennt man am Blutbild, bevor die Symptome ausbrechen. Werden im Spenderblut Unregelmäßigkeiten festgestellt, so wird die Person darüber informiert.

Wer darf sein Blut spenden?

Puschmann: Jeder Spender sollte zwischen 18 und 68 Jahren alt und gesund sein. Wenn möglich, sollte er keine Medikamente einnehmen. Das eine oder andere Medikament kann sich auf das Blut auswirken. Nimmt der Spender zum Beispiel ein Blutverdünnungsmittel, wird die Blutgerinnung und damit die Wundheilung gehemmt. Jeder Freiwillige muss vor der Spende einen Fragebogen ausfüllen, indem einzelne Medikamente und Vorerkrankungen, meist über Ja-Nein-Fragen, abgefragt werden. Auch andere Risikofaktoren werden dabei bestimmt. Bei Piercings und Tattoos muss zwischen dem Stechen und der Spende ein bestimmter Zeitabstand liegen. Auch bei Leuten, die längere Zeit im außereuropäischen Ausland waren, müssen gewisse Zeitabstände eingehalten werden. Außerdem misst ein Doktor vor Beginn der Spende den Blutdruck und führt mit einem Tropfen Blut aus dem Ohr oder aus dem Finger einen Schnelltest zur Bestimmung des Eisengehalts durch. Wenn das Alter, die Gesundheit und alle Grenzwerte passen, darf man Spender werden.

Was muss ich vor der Spende beachten?

Puschmann: Generell sollte man nicht gestresst kommen. Normalerweise verarbeitet der Körper den Blutverlust zwar leicht, aber man sollte trotzdem auf seinen Kreislauf achten. Ein, zwei Tage vor dem Termin sollte man viel trinken. Besonders an warmen Tagen, wenn man viel schwitzt, erleidet der Körper einen größeren Flüssigkeitsverlust. Was man trinkt, ist jedem selbst überlassen. Man sollte aber darauf achten, kein Wasser zu trinken, das auf dem Etikett als "enteisend" ausgeschrieben ist. Eisen ist ein wichtiger Blutbestandteil. Ist der Eisenwert zu niedrig, darf nicht gespendet werden. Und natürlich sollte vor der Spende auf Alkohol verzichtet werden. Seinen Personalausweis oder Führerschein sollte man dabei haben und vor der Spende vorlegen.

Wie viel Zeit muss für den Termin eingeplant werden?

Puschmann: Etwa 45 bis 60 Minuten sollte man einplanen. Dann können vor der Spende die nötigen Formalitäten geklärt werden und nach der Spende ist noch Zeit, sich kurz auszuruhen und einen Happen zu essen, damit sich der Kreislauf stabilisieren kann. Essen und Trinken werden von uns bereitgestellt. Ab und an kann es auch sein, dass man kurz warten muss, weil Leute vor einem dran sind. Die Blutabgabe selbst dauert 15 bis 20 Minuten.

Wie verkraftet der Körper die Blutspende?

Puschmann: Normalerweise ist die Blutabnahme nicht schädlich. Das Blut im Körper wird permanent neu gebildet. Die Erfahrung zeigt, dass Leute, die häufiger zum Blutspenden gehen, nach Unfällen schneller wieder auf die Beine kommen. Man kann sagen, dass die Zellen, die unser Blut bilden, durch den Blutverlust bei der Spende trainiert werden. Auf den Kreislauf sollte vor und nach der Spende trotzdem geachtet werden.

Das Gespräch führte

Kathrin Götz
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