Wernsbach (HK) Von der boomenden Baubranche sollen auch diejenigen profitieren, die die eigentliche Arbeit leisten, fordert die IG BAU (Bauen-Agrar-Umwelt). Bei der Kreishauptversammlung der Gewerkschaft wurde Wilhelm Rubick als Kreisvorsitzender wiedergewählt.
Auch ein neues Gesicht gab es bei der Versammlung in Wernsbach zu sehen. Es gehörte Nelli Hettich, seit September als Gewerkschaftssekretärin der IG BAU aktiv. Derzeit ist sie auf Bezirksebene tätig und insbesondere für die Arbeitnehmer der Steine- und Erdenindustrie zuständig.
Die 27-Jährige informierte bei der Kreisversammlung über die Kampagne "Faire Arbeit jetzt!". Hier hatte die Gewerkschaft im vergangenen Jahr eine große Fragebogenaktion gestartet. Bei der Auswertung sei dann aber klar geworden, wie verschieden die Gegebenheiten sind und dass die Forderung deshalb für das Unternehmen vor Ort spezifiziert werden müsse. Hier seien im Einzelnen die Gewerkschaften und Betriebsräte umso stärker gefragt, gab Hettich zu verstehen. Denn sich allein auf die Politik zu verlassen, räche sich, so die Erfahrung.
In diese Kerbe schlugen auch die anderen Redner. Wie etwa der Vorsitzende des DGB Roth-Schwabach, Hans-Jürgen Tänzer. In den nächsten Monaten werde man sich in verschiedenen Veranstaltungen verstärkt dem Thema Rente widmen. Denn von der solle der Ruheständler auch leben können, forderte Tänzer. So wie der gesetzliche Rahmen aber derzeit abgesteckt sei, könne man eher von einer "vorprogrammierten Altersarmut" sprechen.
Diejenigen, die noch im Arbeitsleben stünden, hätten indes ein Recht darauf, dass es mit "Sinn, Freude und Erfolgserlebnissen" gefüllt sein könne. Stattdessen werde der Markt immer noch von unseligen Phänomenen wie Scheinselbstständigkeit und Niedriglöhnen bestimmt, monierte der katholische Betriebsseelsorger und Diakon Kurt Reinelt. Er warnte vor einer Wirtschaft, die tötet, wie dies auch schon Papst Franziskus drastisch formuliert hatte. In Zeiten, in denen "auffallend viele Menschen durchs soziale Netz fallen", sei es wichtig, Bündnisse zwischen Gewerkschaften, Kirchen und Wohlfahrtsverbänden zu schmieden, um sich dieser Entwicklung entgegen zu stellen. Denn es sei zu befürchten, dass die Reichen immer reicher werden, gerade weil die Armen immer ärmer werden. Jeder aber habe Anrecht "auf den fairen Anteil am Ergebnis der eigenen Arbeit", griff Reinelt die Rede Hettichs auf. Es gelte, gemeinsam den sozialen Rechtsstaat mutig zu verteidigen.
Nach den kämpferischen Worten begnügte sich der Vorsitzende Wilhelm Rubick mit einem Rückblick auf die vergangenen vier Jahre. In diesem Intervall finden nämlich die Kreishauptversammlungen statt. Die IG Bau setzt deshalb stärker auf die jährlich stattfindenden Ortsverbandsversammlungen. Auf Kreisebene nutzt man wiederum gerne die Weihnachts- und Neujahrsfeiern für zahlreiche Ehrungen. Auch Fahrten am 1. Mai werden veranstaltet. Zur Kundgebung in Roth sei man aber immer pünktlich wieder vor Ort, betonte Rubick. Themenfahrten wie "Unser schönes Franken", Bauarbeiterfeste sowie Viertagesfahrten bestimmten des Weiteren das Bild der vergangenen Jahre. Da die Mitglieder der IG BAU immer älter werden, werde man wohl künftig eher Zweitagesfahrten anbieten. "Wo sind die Jungen" warf der Vorsitzende die Frage auf, die er aber auch gleich beantwortete: "Arbeiten."
Letztlich zeigte sich Rubick überzeugt: "Solidarität macht sich bezahlt - aber es geht nicht ohne Euch!" Bei der Wahl wurde der Thalmässinger einstimmig im Amt bestätigt. Sein Stellvertreter Harald Krautwald stellte sich aus gesundheitlichen Gründen nicht mehr zur Verfügung. Als Nachfolger wurde Werner Vierle aus Schwanstetten gewählt. Die Mitglieder stimmten zudem für Richard Brandl (Pyrbaum), Paulinus Meyer (Spalt), Helmut Munique (Abenberg), Siegfried Pfeiffer (Roth) und Friedrich Port (Hilpoltstein) als Beisitzer.
Wilhelm Rubick und Helmut Munique wurden außerdem zu Bezirksbeiratsmitgliedern gewählt, letzterer wird gemeinsam mit Karl Kaschitz (Allersberg) den Kreis beim Bezirksverbandstag vertreten.
