Eichstätt
Gelungene und weniger gelungene Szenen

Residenzfestspiele: Aufführung von "Non(n)sens" litt unter nasskaltem Wetter - aber nicht nur

14.07.2019 | Stand 23.09.2023, 7:46 Uhr
Nonsens mit Nonnen: Die Schauspielerinnen gaben sich alle Mühe, aber der Funke wollte nicht so recht überspringen. −Foto: Preindl

Eichstätt (EK) Bis kurz vor Beginn der Aufführung war es nicht sicher, ob sie überhaupt stattfinden kann.

Am Samstagabend standen die Residenzfestspiele mit ihrem Stück "Non(n)sens" nicht nur wettermäßig unter einem schlechten Stern - es regnete, und ein Umzug in das Alte Stadttheater war organisatorisch nicht mehr möglich. Als die Niederschläge aufhörten, ging es dann verspätet doch noch los. Aber nach der regulären Pause kehrte der Regen zurück, und es blieb durchgehend nasskalt.
Etwa 50 Zuschauer hatten sich zu dem Musical eingefunden, so dass viele Plätze im Innenhof der Residenz leer blieben. Insofern war die Begrüßung des Publikums durch Veronika von Quast mit den Worten "Ich danke Ihnen, dass Sie so zahlreich zu unserer Wohltätigkeitsveranstaltung gekommen sind" echte (und auch gelungene) Satire, während andere Elemente des Stücks dieses Niveau schwer erreichten. Bei der Premiere am Abend zuvor waren es immerhin noch um die 100 Zuschauer, und das Wetter war dabei deutlich besser.
Zum Stück selbst: Fünf Klosterfrauen (von den "Kleinen Schwestern von Rebdorf") müssen Geld besorgen, um ihre in der Tiefkühltruhe deponierten toten Mitschwestern bestatten zu können. Zuvor hatte nämlich eine vergiftete Bouillabaisse einen Großteil der Ordensschwestern hinweggerafft, die man schon zu Grab getragen hat. Für die restlichen vier reicht jedoch das Budget nicht mehr. Also beschließt man kurzerhand, eine Show aufzuführen, um Spenden einzutreiben. Damit entpuppte sich dann das "verrückte Nonnen-Musical" als eine Art von Nummernrevue mit Tanz, Gesang, Konversation, Einzel- und Gruppenszenen, mit Varietè-Versatzstücken und Zitaten aus Ballett, Oper oder Film. Und witzig sollte es auch sein. Zu guter Letzt stellte sich als "Deus ex machina"-Lösung heraus, dass eine Klosterfrau, ohne es vorher zu wissen, viel Geld gewonnen hatte und damit alle Sorgen der Schwestern passé sind. Und nun wollten die Nonnen auch noch heilig werden und zeigten dies in einem großen Gesangsfinale. Ende des Stücks.

Die Schauspielerinnen selbst (Veronika von Quast als resolute Mutter Oberin; Georgia Reh, Gitti Rüsing, Ramona Schmid und Regina Kletinitch als Nonnen mit unterschiedlichen Interessen und Fähigkeiten) machten ihre Sache durchaus gut, zeigten Bühnenpräsenz, gesangliche Kompetenz, gelungene Tanzszenen und komödiantisches Geschick. Auch die musikalische Rahmung durch Stefan Bernhardt (Keyboard) und Jochen Kerschenlohr (Percussion) passte. Aber man kämpfte insgesamt auf verlorenem Posten - so richtige Stimmung kam im Publikum selten auf. Trotz Animation und auch Interaktion der Schauspieler mit den Zuschauern.
Ein paar gelungene Einzelszenen gab es schon: Für Lacher sorgte zum Beispiel eine übel zugedröhnte Mutter Oberin, die den Inhalt einer unbekannten Flasche testet (natürlich "Klosterfrau Melissengeist") und dann einen "Nonnenstich" bekommt. Oder auch der anmutige Gesang von Gitti Rüsing, die so gerne ein Country-Star geworden wäre. Doch leider machen ein paar Schwalben bekanntlich noch keinen Sommer.
Und es reichen für eine durchgehende und packende Tragfähigkeit auch nicht ungewöhnliche Accessoires bei ansonsten korrekt gekleideten Nonnen (wie farbige Hüte, Bauchrednerpuppen oder Ballett-Tutus) und diverse Anzüglichkeiten. Auch Witze wie "Birgt der Kinderwagen einer Klosterfrau ein Klostergeheimnis? Nein, einen Kardinalsfehler! " kann man machen, muss man aber nicht. Fazit: Humor kann mitunter eine triste Angelegenheit sein. Ob's diesmal nur am Regen lag?

Wolfgang Beierl